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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar
Autoren: Eoin Colfer
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was?«
    »Lass das, Benny.«
    »Da drüben ist ein Spielfeld und dort habe ich ein paar Bälle geschlagen.«
    »Dieser Gama hörte sich an, als hättest du das ganze Feld umgepflügt.«
    »Wohl kaum!«
    »Außerdem hast du ihm einen Rippenstoß verpasst.«
    Benny zuckte mit den Schultern. »Er hat mich angegriffen.«
    Pat Shaw setzte sich neben seine Frau. Es hatte Vorteile und Nachteile, in den neunziger Jahren Vater zu sein. Positiv war zum Beispiel, dass die Kinder es sich selbst zuzuschreiben hatten, wenn sie verhaltensgestört waren. Negativ wog dagegen, dass man einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, logisch mit einem Wesen zu diskutieren, das noch nie in seinem kurzen Leben zugegeben hatte, im Unrecht zu sein.
    Zuweilen sehnte Pat sich nach der Zeit zurück, in der Kinder mit eigenen Ansichten als frech galten und unverzüglich gezüchtigt wurden.
    »Das ist kein normales Spielfeld«, erklärte er. »Alles wurde aus dem Ausland eingeführt: die Erde, der Samen, der Dünger, der ganze Kram. Sie haben zwei Jahre gebraucht, bis sie es fußballtauglich hergerichtet hatten. Nicht mal die tunesische Nationalmannschaft hat ein solches Spielfeld.«
    »Ich bin doch gerade erst hier angekommen. Kein Mensch hat mir was gesagt.«
    Aber Dad war jetzt richtig in Fahrt.
    »Zwanzig Männer sind auf Händen und Knien über das Feld gekrabbelt und haben Unkraut gejätet.«
    »Ja, gut. Ich hab’s verstanden.«
    »Da steckt eine Menge Schweiß und Arbeit drin.«
    »Ach komm, Dad. Jetzt übertreib mal nicht.«
    George zuckte ahnungsvoll zusammen. Benny merkte einfach nie, wenn er zu weit ging.
    »Mach nur so weiter, mein Junge, und du wirst durch den Wolf gedreht«, warnte Dad.
    Benny war nicht der Junge, der sich die Gelegenheit entgehen ließ, ein bisschen Spott zu verspritzen. »Oh nein. Bitte, nicht durch den Wolf drehen. Bitte, Dad, ich möchte lieber frittiert und eingedost werden.«
    Georgie fiel vor Schreck fast von der Couch. Jessica grub die Fingernägel in den Oberschenkel ihres Mannes, aber Pat Shaw war drauf und dran, in die Erziehungsmethoden der fünfziger Jahre zurückzufallen.
    Da klopfte es an der Tür. Ein Glück für die Iren. Im Aufspringen änderte Dad die Richtung und versuchte, seinem zornverzerrten Mund ein Willkommenslächeln abzuringen. Ganz gelang es ihm nicht.
    »Was gibt’s?«, knurrte er ihren ersten Gast im neuen Heim an. Der Mann wich ängstlich einen Schritt zurück und verschanzte sich hinter einem öffiziös wirkenden Klemmbrett.
    »Äh … Mister Shaw?«
    Dad nickte nur, weil er sich eine höfliche Antwort noch nicht zutraute. Der Mann streckte die Hand aus.
    »Talal Khayssi. Manager von Marhaba. Wir haben jetzt die Drei-Uhr-Einführung.«
    »Oh ja, Mister Khayssi. Kommen Sie bitte herein.«
    Der winzige Tunesier trat vorsichtig über die Schwelle. Europäer waren unberechenbar. Sie waren wie große Hunde: leicht zu führen, aber in schwierigen Situationen unzuverlässig. Mister Khayssis Augen hinter dicken Brillengläsern waren riesig und auf seiner hohen Stirn perlten Schweißtropfen.
    »Schrecklich heiß heute«, bemerkte Pat und testete seine Stimme.
    » Oui … Ja. Die Hitze ist … schrecklich.«
    Benny dachte, dass es hier wahrscheinlich immer sehr warm war und dass die Afrikaner möglicherweise nicht so viel über das Wetter redeten wie die Iren.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz.« Dad rastete in seine üblichen gesellschaftlichen Umgangsformen ein. Khayssi setzte sich. »Das sind meine Frau Jessica und meine Söhne George und Bernard.«
    Khayssi stand wieder auf und gab allen förmlich die Hand.
    Jetzt übernahm Mam. »Möchten Sie etwas zu trinken, Mister Khayssi?«
    Es war offensichtlich, dass er wollte. Sein weißes Hemd klebte an seinem Bauch und seine Krawatte sah aus wie ein schlangenförmiger wassergefüllter Ballon.
    »Ja, bitte. Das wäre sehr angenehm.«
    Die beiden Männer saßen da und lächelten idiotisch, bis Mam zurückkam.
    Khayssi nippte an seinem Getränk und stellte das Glas dann auf den Couchtisch.
    »Sollen wir anfangen?«
    Nicken.
    »Sehr gut.« Er räusperte sich vor seiner Predigt. »Hier in Afrika ist vieles anders als in Europa.«
    »Was Sie nicht sagen«, murmelte Benny und fühlte sich um seine schlechte Laune betrogen.
    »Es gibt gewisse Dinge, vor denen man sich in Acht nehmen sollte.«
    »Große glatzköpfige Wachmänner.«
    »Bernard!«
    »’tschuldigung Ma … Mam.«
    »Wenn Sie zum Beispiel von einem Skorpion gestochen werden –«
    »Wie
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