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Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)

Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)

Titel: Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)
Autoren: Stephenie Meyer
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machen. Die rechte Seite war die bessere, sie würden mich nicht kommen sehen. Dann vorn herum zur linken Seite – ich würde höchstens fünf Sekunden brauchen, um jedes Leben in diesem Klassenzimmer auszulöschen.
    Doch immerhin so lange, dass Bella Swan für einen kurzen Moment sehen konnte, was auf sie zukam. So lange, dass sie Angst bekommen konnte. Vielleicht so lange, dass sie, wenn sie vor Schreck nicht erstarrte, losschreien würde. Ein Schrei, so sanft, dass niemand zu Hilfe kommen würde.
    Ich atmete tief ein, und ihr Duft war ein Feuer, das durch meine seit langem leeren Adern raste, in meiner Brust brannte und alle besseren Regungen zerstörte, deren ich fähig war.
    Jetzt drehte sie sich um. In ein paar Sekunden würde sie sich neben mich setzen, nur wenige Zentimeter entfernt.
    Das Monster in meinem Kopf lächelte voller Vorfreude.
    Links neben mir klappte jemand eine Mappe zu. Ich schaute nicht nach, wer von den Verdammten es war. Doch die Bewegung wehte mir einen Strom gewöhnlicher, neutraler Luft ins Gesicht.
    Eine kurze Sekunde lang war ich in der Lage klar zu denken. In dieser wertvollen Sekunde sah ich zwei Gesichter nebeneinander in meinem Kopf.
    Das eine war meins oder, viel eher, war einmal meins gewesen: das rotäugige Monster, das so viele Menschen umgebracht hatte, dass ich nicht mehr mitgezählt hatte. Es waren Morde, die ich begründen und rechtfertigen konnte. Ich war ein Mörder von Mördern, ein Mörder anderer, schwächerer Monster. Ich schwang mich zu einer Art Gott auf, das musste ich zugeben – bestimmte darüber, wer die Todesstrafe verdiente. Es war ein Kompromiss, den ich mit mir selbst geschlossen hatte. Ich hatte mich von menschlichem Blut ernährt, doch nur, wenn man den Begriff sehr weit fasste. Meine Opfer mit ihren jeweiligen finsteren Taten waren kaum menschlicher als ich.
    Das andere Gesicht gehörte Carlisle.
    Zwischen den beiden Gesichtern gab es keinerlei Ähnlichkeit. Sie waren helllichter Tag und schwärzeste Nacht.
    Es gab auch keinen Grund für irgendwelche Ähnlichkeiten. Carlisle war nicht mein Vater im biologischen Sinn. Unsere Gesichtszüge glichen sich nicht. Die Ähnlichkeit unserer Hautfarbe rührte nur daher, dass wir dasselbe waren; alle Vampire hatten die gleiche eisbleiche Haut. Mit der Augenfarbe war es etwas anderes – die war Folge einer gemeinsamen Entscheidung.
    Und doch, obwohl es keinen Grund für eine Ähnlichkeit gab, hatte ich mir eingebildet, mein Gesicht hätte in den über siebzig Jahren, in denen ich Carlisles Entscheidung gefolgt und in seine Fußstapfen getreten war, bis zu einem gewissen Grad angefangen seines zu spiegeln. Meine Züge hatten sich nicht verändert, doch mir schien es, als zeichne sich etwas von seiner Weisheit in meinem Gesichtsausdruck ab, als könne man sein Mitgefühl an der Form meines Mundes erkennen und Spuren seiner Geduld auf meiner Stirn.
    All diese kleinen Verbesserungen waren im Gesicht des Monsters verloren gegangen. In wenigen Augenblicken würde nichts mehr von den Jahren zu erkennen sein, die ich mit meinem Schöpfer, meinem Mentor, meinem Vater in jeder wesentlichen Bedeutung des Wortes verbracht hatte. Meine Augen würden rot glühen wie die des Teufels, jede Ähnlichkeit wäre für immer dahin.
    Carlisles freundliche Augen in meinem Kopf verurteilten mich nicht. Ich wusste, dass er mir diese Gräueltat verzeihen würde. Weil er mich liebte. Weil er mich für besser hielt, als ich war. Und er würde mich immer noch lieben, auch wenn ich ihn jetzt Lügen strafte.
    Bella Swan setzte sich mit steifen, ungeschickten Bewegungen auf den Platz neben mir – hatte sie Angst? – und der Geruch ihres Bluts entfaltete sich in einer erbarmungslosen Wolke um mich herum.
    Mein Vater würde sehen, dass er sich in mir getäuscht hatte. Diese Tatsache schmerzte fast so sehr wie das Feuer in meiner Kehle.
    Angewidert drehte ich mich von ihr weg – voller Abscheu vor dem Monster, das sich danach verzehrte, sie zu packen.
    Warum musste sie hierher kommen? Warum musste es sie geben? Warum musste sie das bisschen Frieden zerstören, das ich in diesem Nicht-Leben hatte? Warum war dieser lästige Mensch überhaupt geboren?
    Sie war mein Untergang.
    Ich wandte das Gesicht von ihr ab, als mich plötzlich heftiger, blinder Hass durchfuhr.
    Wer war dieses Wesen überhaupt? Warum ich, warum jetzt? Warum musste ich alles verlieren, nur weil sie sich zufällig überlegt hatte, in diesem Kaff aufzutauchen?
    Warum war sie
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