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Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)

Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)

Titel: Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)
Autoren: Stephenie Meyer
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mich zusammenzucken.
    Nach der Schule würde sie in ein leeres Haus zurückgehen. Polizeichef Swan arbeitete den ganzen Tag. Ich kannte sein Haus, wie ich jedes Haus in dieser winzigen Stadt kannte. Es schmiegte sich an den dichten Wald, direkte Nachbarn gab es keine. Selbst wenn sie Zeit hätte zu schreien, was ausgeschlossen war, würde niemand sie hören.
    Ja, so konnte ich die Sache auf verantwortungsvolle Art angehen. Sieben Jahrzehnte hatte ich ohne Menschenblut überstanden. Wenn ich den Atem anhielt, konnte ich zwei Stunden durchhalten. Und wenn ich mit ihr allein war, bestand kein Risiko, dass jemand anders zu Schaden kam. Und es gibt dann auch keinen Grund, die Sache überstürzt zum Abschluss zu bringen , stimmte das Monster in meinem Kopf zu.
    Es war schon eine ziemlich spitzfindige Überlegung, dass ich kein ganz so schlimmes Monster wäre, wenn ich dieses unschuldige Mädchen tötete und dafür die neunzehn Übrigen im Raum durch meine Geduld und Selbstbeherrschung rettete.
    Ich hasste das Mädchen und wusste gleichzeitig, dass mein Hass nicht gerechtfertigt war. Ich wusste, dass der Hass in Wirklichkeit mir selbst galt. Und wenn sie tot war, würde ich uns beide noch mehr hassen.
    Auf diese Weise überstand ich die Stunde – ich malte mir aus, wie ich sie am besten umbringen könnte. Die Tat an sich versuchte ich mir möglichst nicht vorzustellen. Das wäre womöglich zu viel für mich gewesen, ich hätte den Kampf vielleicht verloren und alle um mich herum getötet. Ich plante also das Vorgehen, mehr nicht. Das brachte mich durch die Stunde.
    Einmal, ganz am Ende, spähte sie durch die fließende Wand ihres Haars zu mir herüber. Als unsere Blicke sich trafen, spürte ich, wie ich den ungerechten Hass versprühte – ich sah ihn in ihren verschreckten Augen gespiegelt. Blut stieg ihr in die Wangen, ehe sie sich wieder hinter ihrem Haar verschanzte, und das richtete mich beinahe zu Grunde.
    Doch dann klingelte es. Das erlösende Klingeln – wie abgedroschen. Wir waren beide erlöst. Sie vom Tod, ich wenigstens für kurze Zeit davon, jenes albtraumhafte Wesen zu sein, das ich fürchtete und verabscheute.
    Als ich aus dem Klassenzimmer floh, konnte ich nicht so langsam gehen, wie es geboten gewesen wäre. Hätte mich jemand dabei gesehen, wäre er vielleicht auf die Idee gekommen, dass mit meiner Art der Fortbewegung etwas nicht stimmte. Doch niemand beachtete mich. Die Gedanken aller kreisten immer noch um das Mädchen, das dazu verdammt war, in kaum mehr als einer Stunde zu sterben.
    Ich versteckte mich in meinem Wagen.
    Der Gedanke, dass ich mich verstecken musste, gefiel mir nicht. Wie feige das klang. Doch jetzt entsprach es zweifellos den Tatsachen.
    Ich brachte nicht mehr genug Disziplin auf, um mich unter Menschen aufzuhalten. Nachdem ich so sehr mit mir gerungen hatte, um die eine nicht zu töten, blieb mir keine Kraft mehr, den anderen zu widerstehen. Welch eine Verschwendung. Wenn ich dem Monster schon nachgeben musste, sollte es die Niederlage wenigstens wert sein.
    Ich legte eine CD ein, die mich normalerweise beruhigte, doch hier und jetzt half sie kaum. Nein, was jetzt half, war die kühle, nasse, saubere Luft, die zusammen mit dem leichten Regen durch die heruntergelassenen Scheiben hereinkam. Zwar konnte ich mich an den Geruch von Bella Swans Blut noch haargenau erinnern, doch als ich die frische Luft einatmete, war es, als würde ich damit das Gift aus dem Inneren meines Körpers waschen.
    Ich war wieder zurechnungsfähig. Ich konnte wieder denken. Und ich konnte wieder kämpfen. Ich konnte gegen das ankämpfen, was ich nicht sein wollte.
    Ich musste nicht zu ihr nach Hause fahren. Ich musste sie nicht umbringen. Offensichtlich war ich ein vernunftbegabtes, denkendes Wesen, und ich hatte eine Wahl. Man hatte immer eine Wahl.
    Im Klassenzimmer hatte ich anders empfunden … aber jetzt war ich fort von ihr. Vielleicht musste ich mein Leben doch nicht ändern, wenn ich alles daransetzte, ihr aus dem Weg zu gehen. Ich hatte mein Leben so geregelt, wie es mir gefiel. Warum sollte ich mir das von einem lästigen Niemand zerstören lassen – so köstlich dieser Niemand auch war?
    Ich musste meinen Vater nicht unbedingt enttäuschen. Ich musste meiner Mutter nicht Aufregung, Sorge und Schmerz bereiten. Ja, auch meiner Adoptivmutter würde ich damit wehtun. Esme war so gütig, so liebevoll und sanft. Jemandem wie Esme Leid zuzufügen, wäre wirklich unverzeihlich.
    Welch eine Ironie,
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