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Belial

Belial

Titel: Belial
Autoren: Jason Dark
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gewesen, daß Billy den Fremden so klar vor sich sah?
    Ja, es war ein Gesicht. Es war auch ein menschliches Gesicht, aber Billy war alt genug, um auch in Gesichtern lesen zu können. Er wußte, daß es gute und weniger gute Gesichter gab. Zu manchen hatte er sofort Vertrauen, zu anderen nicht.
    Dieses Gesicht gehörte zur zweiten Kategorie! Daß es alt und grau war, störte den Jungen eigentlich nicht. Es war einfach nur schrecklich, es war böse, was sich besonders in den Augen ausdrückte. Augen, die keinen menschlichen Ausdruck zeigten. Sie waren farblos und wirkten auf eine gewisse Weise verschlagen. Billy hatte gelernt, daß er solchen Augen nicht trauen konnte. Sie verhießen nichts Gutes.
    Die Nase war lang, der Kopf saß schief; Billy sah auch den Mund, der geschlossen war, wobei die Enden des Mundes nach unten zeigten. Sie gaben dem Gesicht des Fremden einen nachdenklichen, traurigen, aber auch einen gefährlichen und bösartigen Ausdruck, der den normalen Betrachter verwirren konnte.
    Billy Wilson wußte nicht, wie er reagieren sollte. Er stand einfach nur da, als wäre er auf der feuchten Erde festgenagelt worden. Der Donner war kaum noch zu hören, ein fernes Grollen trieb über den Himmel, mehr nicht. Auch die Blitze hatten sich verzogen. Nur noch ein harmloses Wetterleuchten durchzuckte die Wolken. Aus der Ferne hörte Billy den Klang einer Feuerwehrsirene. Vielleicht hatte irgendwo der Blitz eingeschlagen. Billy kümmerte sich nicht darum. Er war aus der normalen Welt, der Realität, entfernt worden, für ihn gab es nur die schreckliche Gestalt. Nackt, grau und böse!
    Nicht mal ein Körper, der besonders stark wirkte, eher schmächtig, doch darauf kam es letztendlich nicht an. Es zählte eigentlich nur das, was diese Gestalt ausstrahlte, und das war eben das Unfaßbare für Billy.
    Der andere stand dort. Er wartete. Er nickte dem Jungen zu, aber der bewegte sich nicht vom Fleck.
    Dann hob der nackte Fremde den rechten Arm und winkte Billy zu sich.
    Billy schrak zusammen, doch es war ihm nichts anzusehen. Er spürte den kalten Strom, der durch sein Inneres floß, und er ahnte, daß er nicht widerstehen konnte.
    Der andere, der aus dem Himmel, dem Unwetter oder aus den Wolken Gekommene, der war stärker. Nicht nur, was seine Körperlichkeit anging, sondern auch seine geistige Kraft.
    Es gab nichts, was Billy noch hielt. Ohne es zu wollen, machte er den ersten Schritt und setzte dabei das rechte Bein nach vorn, dabei rutschte er über den seifig gewordenen Boden, fiel aber nicht hin, ging weiter, näherte sich der nassen Straße, die mehr einem dunklen Bach glich, und er spürte dabei die geistige Macht der anderen Gestalt. Der Junge war nicht in der Lage, sie richtig einzuschätzen. Er nahm sie zur Kenntnis und wußte, daß er nicht gegen sie ankam.
    Billy betrat die Straße.
    Um seine Füße herum schwamm und gurgelte das Wasser. Der Wind war frischer und kälter geworden. Er spielte mit dem Wasser.
    Wieder winkte der Fremde. Billy nickte.
    Er mußte gehen, der andere wollte etwas von ihm. Er würde ihm etwas mitteilen, etwas ungemein Wichtiges, daß er, noch ein Kind, der Welt weiterzugeben hatte.
    Dann hörte er die Schreie.
    Sie paßten nicht in seine augenblickliche Lage, sie rissen ihn einfach hervor, und Bill blieb stehen, um seinen Kopf nach rechts zu drehen. Es regnete nicht mehr, es war heller geworden, und die Welt um ihn herum sah aus wie frisch geputzt.
    Allein aus diesem Grunde sah er die Umgebung so gestochen scharf, und er sah auch den Mann, der mit rudernden Armen und blutüberströmt über die Straße taumelte.
    Billy kannte ihn. Es war der Pferdehändler aus dem Nachbardorf, und es mußte auch der Mann sein, der mit seinem Wagen vorhin bei dem Unwetter verunglückt war.
    Je näher er kam, um so deutlicher konnte Billy ihn erkennen. Diese Person glich einer Figur aus einer anderen Welt, sein Gesicht sah einfach furchtbar aus. Er war mit der Stirn irgendwo gegen geschlagen.
    Der Mann jammerte. Er lief aber weiter. Er ging dabei wie ein künstlicher Mensch, als wäre er ein Roboter, und er schwenkte plötzlich nach rechts ab, da er ein neues Ziel gefunden hatte.
    Es war der Nackte.
    Und der Mann mit den Flügeln wartete auf ihn. Billy konnte nichts tun, die Szene hatte ihn geschockt, sie war tief unter seine Haut gefahren, er fühlte sich fehl am Platze, er war schrecklich nervös. Tief in seinem Innern ahnte er, daß etwas Schreckliches passieren würde, wobei er nicht in der Lage war,
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