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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden
Autoren: Petra Hammesfahr
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könne mich keiner mehr völlig umhauen. Mit achtzehn hatte ich zum ersten Mal geheiratet, von der Schulbank weg. So ist das auf dem Dorf. Wozu großartig etwas lernen, wenn die Karriere vorprogrammiert ist? Ehefrau, Hausfrau, Mutter, Schützenkönigin. Mein erster Mann war der nette Junge aus der Nachbarschaft. Karl-Josef Müller, nur ein Jahr älter als ich. Ich kannte ihn seit unserer gemeinsamen Zeit im Kindergarten. Wir waren auch zusammen zur Schule gegangen, ein paar Jahre lang. Mit dem fünften Schuljahr wechselte Karl-Josef auf die Hauptschule. Seine Eltern hatten eine Schreinerei, die er eines Tages übernehmen sollte, und für einen soliden Handwerksberuf braucht man kein Abitur.
    Ich ging aufs Gymnasium, meine Eltern hatten große Pläne mit mir. Sie hielten mich für ausnehmend hübsch und erstaunlich klug, das haben Eltern so an sich. Ich sollte studieren und viel Geld verdienen. Aber das konnte man auch mit einer gut gehenden Schreinerei. So protestierten meine Eltern nicht, als ich mich Hals über Kopf in die Ehe mit Karl-Josef stürzte. Es passierte bei einem Schützenfest. Das soll es ja geben, dass man einen Jungen, den man seit ewigen Zeiten kennt, plötzlich mit anderen Augen sieht. Und auf dem Schützenfest, in der schmucken grünen Uniform mit den goldenen Schulterstücken, Karl-Josef war gut einsneunzig groß, hatte dichtes, blondes und leicht gewelltes Haar, er sah toll aus.
    Alle sagten, wir seien ein wunderschönes Paar. Das waren wir auch – während des Königballs. Karl-Josef tanzte ausgezeichnet, was mir mit siebzehn ebenso wichtig war wie das gute Aussehen. Wir ließen keinen Tanz aus, stärkten uns zwischendurch an der Theke, er mit Bier, ich mit Asbach Cola. Am Ende hatte ich einen gehörigen Schwips und ein ebenso gehöriges Stück Mann zwischen den Beinen. Nein, ich wurde nicht auf Anhieb schwanger. Es war keine Mussehe. Es war pure Leidenschaft, jedenfalls hielt ich es dafür. Karl-Josef war zu der Zeit beim Bund, und wenn er am Wochenende heimkam, ging es erst mal zur Sache. Er holte mich ab, sprach noch drei Worte mit meinem Vater, nahm Mutters wohlwollenden Blick mit gönnerhafter Miene zur Kenntnis, führte mich zu seinem Ford. Und dann ging’s ab ins Grüne.
    Wenn das Wetter einigermaßen war, breitete er eine Decke neben dem Auto aus, empfahl mir, währenddessen schon mal Rock und Bluse auszuziehen, damit die Sachen nicht zerknitterten. Den Slip und den Büstenhalter zog er mir aus. Und dann ging das nach der üblichen Manier. Den Busen durchkneten, eine Hand nach unten. Karl-Josef sagte mir jedes Mal, dass ich ihn verrückt mache. Ich fand das schmeichelhaft.
    Insgesamt brauchte er selten länger als sieben oder acht Minuten, vom Ausbreiten der Decke bis zu dem Augenblick, wo er sich mit vernehmlichem Ächzen neben mir darauf ausstreckte. Ich hatte dann regelmäßig das Gefühl, ich hätte Flöhe im Bauch. Aber die loszuwerden, war meine Sache. Für die Feinheiten eines Liebesspiels hatte Karl-Josef nicht viel übrig. Nach unserem Akt in freier Natur fuhren wir in die nächste Disco. Karl-Josef trank ein paar Kölsch, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich bekam einen Asbach Cola. Und bevor er mich heimbrachte, machte er noch einen Abstecher ins Feld, immerhin hatte er eine Woche Enthaltsamkeit vor sich. Auf die Idee, sich in der Nähe der Kaserne, in der er stationiert war, eine Freundin für zwischendurch zu halten, wäre Karl-Josef nie gekommen. Er war ein Goldstück auf seine Art, treu, bieder und zuverlässig.
    Nach einem knappen Jahr hatte ich mein Abitur in der Tasche, und Karl-Josef meinte, die Uni sei Zeitverschwendung. Wir sollten lieber heiraten, das sei bequemer als im Auto. Das war ein Argument, nicht wahr? Dann saß ich in einer netten, kleinen Wohnung im Haus meiner Schwiegereltern, lernte kochen, backen, putzen und meinem Mann um fünf in der Früh ein kräftiges Frühstück zu machen. Zwei Häuser weiter freute sich meine Mutter über meine regelmäßigen Besuche.
    Meinem Schwiegervater war ich für die Büroarbeit nicht kompetent genug. So half ich meiner Mutter im Garten und meiner Schwiegermutter beim Hausputz, und alles war Friede, Freude, Eierkuchen. Dreimal die Woche kam Karl-Josef in der üblichen Karnickelmanier seinen ehelichen Pflichten nach. Meist tat mir noch am nächsten Morgen alles weh. Es war ein grässlich pralles Gefühl, als hätte sich mein gesamtes Blut im Becken aufgestaut. Das hatte es wohl auch. Aber ich hielt es immer noch für
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