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Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Titel: Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns
Autoren: Ephraim Kishon
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Aufpulverungsmittel, um mich wachzuhalten. Der Anruf kam nicht.
    Gegen Morgen empfand die beste Ehefrau von allen doch etwas Mitleid mit mir.
    »Vielleicht solltest du eine Brause nehmen«, sagte sie. Ich hatte nichts zu verlieren, entkleidete mich, drehte den Wasserhahn auf und begann mit dem Einseifen. Und als ich meinen Rücken erreichte -:
    London.
    Kein Zweifel. Ich bin ein hervorragendes Medium.
    Übrigens wirken meine medialen Qualitäten auch aktiv. Manchmal, besonders während der Sommermonate, verspüre ich plötzlich das unwiderstehliche Bedürfnis, irgend jemanden anzurufen, ohne bestimmten Grund. Schon während ich die Nummer wähle, durchrieseln mich rätselhafte Schauer.
    »Ist Bobby zu Hause?« frage ich.
    »Ja, aber er steht gerade unter der Brause ...«
    Telephonokinese. Die rätselhaften Schauer setzen genau in dem Augenblick ein, in dem sich Bobby den Rücken einseift. Das ist das Verwirrende an der ganzen Sache: Der telekinetische Kontakt wird nicht durch die Brause hergestellt und nicht einmal durch das Einseifen als solches - es muß der Rücken sein. Ich habe das in zahllosen Experimenten festgestellt. Ein noch so dicker Seifenbelag auf einem andern Körperteil: nichts. Der erste leichte Schaum auf dem Rücken: trr, trr.
    Gute Freunde, denen ich mich anvertraute, bestätigten meine Wahrnehmungen. Offenbar verhält es sich so, daß ein echtes Medium nur unter die Brause gehen muß - und schon wird irgendwo in der Welt ein anderer Mensch von dem Drang befallen, die betreffende Nummer zu wählen. Eine Erklärung dafür gibt es nicht.
    Ich habe daran gedacht, mich einer amtsärztlichen Prüfung zu unterziehen, die beste Ehefrau von allen fürchtet jedoch, daß ich dann für alle Zeiten öffentlich als Medium abgestempelt wäre. Und ich habe wahrhaftig schon Ärger genug mit dem Mißtrauen der Leute. Erst gestern bekam ich einen Anruf von einem dieser Zweifler, die von meiner Seifentherapie nichts wissen wollen.
    »Mein Lieber«, höhnte der Anrufer, »jetzt seife ich mir bereits seit einer Viertelstunde den Rücken ein - und mein Telephon bleibt stumm!«
    »Verwenden Sie heißes Wasser? Kalt funktioniert es nicht!«
    »Heiß, natürlich. Und ich habe sogar eine neue Seife genommen.«
    »Vielleicht ist Ihr Telephon nicht in Ordnung?«
    »Sie hören doch selbst, daß es in Ordnung ist. Also? Wo bleibt Ihre Telepathie?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich beschämt, wischte die Seifenflocken vom Hörer und ging ins Badezimmer zurück.

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