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Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Titel: Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns
Autoren: Ephraim Kishon
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manchen Zug eine volle Stunde und ist nicht zu schlagen. Ich stelle ihn meistens auf den dritten Leistungsgrad ein. Und wenn er einen der schäbigen Tricks, mit denen sie ihn in Chicago gefüttert haben, an mir ausprobieren will, degradiere ich ihn mit maliziösem Lächeln auf Rang zwei. Dagegen ist er machtlos. Wer weiß, wie der Weltmeisterschaftskampf auf den Philippinen ausgegangen wäre, wenn sich der wirkliche Kortschnoi in der entscheidenden Partie zu Karpovs Jackett vorgebeugt und durch eine kleine Knopfdrehung den späteren Weltmeister in einen mittelklassigen Turnierspieler verwandelt hätte.
    Es muß noch vermerkt werden, daß ich einen schlechten Zug im Bedarfsfall mittels Druck auf einen Spezialknopf rückgängig machen kann. Er hingegen kann das nicht, weil er nicht fähig ist, seine eigenen Knöpfe zu drücken. Der Mensch ist also einer seelenlosen Maschine immer noch überlegen. Deshalb gewinne ich ja auch jede Partie gegen ihn.
    Neuerdings habe ich mir angewöhnt, mit ihm zu sprechen, wie das unter Schachspielern im Kaffeehaus üblich ist.
    »Na«, sage ich nach einem raffinierten Zug, »was machst du jetzt, du dummes kleines Spielzeug?«
    Ich weiß, daß es ihn erzürnt, als Spielzeug bezeichnet zu werden, aber der Zorn eines Taschenbuchformats schreckt mich nicht.
    »Matt in drei Zügen, was? Das könnte dir so passen. Nicht mit mir, mein Kleiner!«
    Und schon habe ich ihn auf die nächstniedrigere Stufe eingestellt und reiße seinen Königsflügel auf, daß ihm Hören und Blinken vergeht.
    Manche Menschen in meiner Umgebung sind von Compukortschnoi ebenso begeistert wie ich, manche sind es nicht. So informierte mich zum Beispiel die beste Ehefrau von allen, daß ich mich zwischen ihr und »dieser blöden Schachtel« entscheiden müsse. »Entweder er oder ich«, sagte sie und drohte mir, zu ihrer Mutter zurückzukehren. Es war ein richtiges Ultimatum. Eine Art Damengambit.
    Nun, über solche Betriebsunfälle auf Alltagsebene bin ich erhaben. Ich habe die Landung des ersten Menschen auf dem Mond miterlebt, ich habe mich mit dem Farbfernsehen abgefunden, kann Videogeräte bedienen, ich bin in das Geheimnis des Reißverschlusses fast eingedrungen, und ich verstehe sogar, wie ein Computer funktioniert. Mehr oder weniger. Das heißt: beinahe. Zum restlosen Verständnis fehlen mir noch ein paar Kleinigkeiten. Wieso weiß ein flaches Kästchen im Ausmaß von 10 x 18 cm, daß es den Turm mit einem der beiden Springer decken muß, wenn der Bauer über »E 5« hinauszieht, und daß ihm drei Züge später mein Läufer die Rochade sperren wird? Ich frage: wieso? Wie füttert man einen Computer mit den entsprechenden Daten? Sagt man ihm in der Fabrik: »Gib acht! Mach keine unvorsichtige Bewegung mit der Dame, solange der König nicht gesichert ist!« Und antwortet er darauf: »Keine Angst, Boß, ich bin nicht von gestern«? Oder wie geht das vor sich?
    Schon mehrmals überkam mich die Lust, mit einem Schraubenzieher Compukortschnois Innenleben aufzubrechen. Ich habe es nicht getan. Wahrscheinlich würde ich drinnen nichts weiter finden als eine dünne Platte mit gestanzten Strichen und Punkten, ungefähr wie Mazzes aus Plastik .
    Als ich vorige Woche nach Europa fliegen mußte, hatte ich das Glück, neben einem Herrn mittleren Alters zu sitzen, der sich gesprächsweise als Fachmann für Elektrotechnik zu erkennen gab.
    Sofort zog ich meinen Compukortschnoi hervor, der mich überallhin begleitet: »Bitte erklären Sie mir, wie das Ding funktioniert! Bitte! So wahr wir dem Himmel näher sind als sonst - ich werde es Ihnen nie vergessen!«
    Der Fachmann wog den Gegenstand meiner Wißbegierde fachmännisch in der Hand.
    »Ganz einfach«, sagte er. »Der Computer speichert jedes mögliche Konzept einer Schachpartie mit bis auf binarische Dezimalstellen berechneten Formeln in ein arithmetisches Diagramm, das an einen bivokal gesteuerten Transistor angeschlossen wird und seine Impulse auf eine durch Dioden zu betätigende Registratur automatisch überträgt,«
    Ich ergriff seine Hand und drehte sie im Gelenk so lange einwärts, bis sein Oberkörper eine geometrische Spirale bildete: »Genug von diesen Propagandatexten! Ich will wissen, woher eine Plastik-Mazze die sizilianische Verteidigung kennt!«
    »Genau weiß ich es nicht«, flüsterte er gequält.
    »Niemand weiß es genau. Vielleicht die Japaner.«
    »Wie funktioniert ein Schachcomputer?« beharrte ich.
    Aus seinem schmerzhaft aufgerissenen Mund entwich mit
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