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Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Titel: Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns
Autoren: Ephraim Kishon
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leisem Zischen etwas Luft; dann kamen kaum hörbar seine Worte: »Es ist ein Wunder. Und Wunder kann man nicht erklären.«
    Ich ließ seine Hand los. Wir knieten nieder und beteten. Dankbar richtete ich meinen Blick zum hohen Himmel empor. Ein Wunder, ja, das ist es! Das kann ich akzeptieren. Aber mit dem Gewäsch von Registern, Dioden und Impulsen möge man mich verschonen. Ich bin schließlich kein Kind, ich bin ein erwachsener Familienvater. Ich glaube an Wunder.
    Seit jenem Tag, seit jener himmlischen Erklärung, begehre ich nicht mehr nachzuforschen, wie ein Schachcomputer funktioniert. Man hat ja auch Bobby Fischer nicht auseinandergenommen, um zu erfahren, wie es bei ihm drinnen aussieht.
    Demnächst kaufe ich mir einen zweiten Schachcomputer und erfülle mir einen alten Wunschtraum: ich lasse die beiden gegeneinander spielen. Dann habe ich endlich Zeit, meine Frau und meine Kinder zu sehen. Sie leben zur Zeit bei meiner Schwiegermutter.

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Telephonokinese
    Zu den Hobbys, ohne die man ebensowenig leben kann wie mit ihnen, gehört - jetzt einmal abgesehen vom weiblichen Geschlecht - das Telephon. Es quält uns wie ein gelernter Sadist, es macht uns mit seinem schrillen Geklingel das Familienleben zur Hölle, und dennoch wollen wir es keinen Tag lang missen. Wer auch nur ein paar Stunden vergehen läßt, ohne die Wählscheibe zu betätigen, wird von akuten Angstzuständen befallen, als wäre er von der Umwelt abgeschnitten. Seine Hand beginnt zu zittern, sein Wählfinger deutet mit magischer Gewalt in die bewußte Richtung und zieht ihn unwiderstehlich hinan.
    Das ist kein Hobby mehr, das ist Besessenheit. Oder noch schlimmer.
    Für das von mir beobachtete, Haare zu Berge treibende Phänomen interessiert sich kein Impresario. Ich beobachte es in meiner Wohnung, in dem engen Gang, der von meinem Arbeitsraum zum Badezimmer führt. Ich gehe ins Badezimmer, schließe die Tür, entkleide mich und drehe die Brause auf. Genau in dem Augenblick, da ich meinen Rücken einzuseifen beginne, läutet das Telephon. Immer. Ich bin an diesen telepathischen Vorgang schon so gewöhnt, daß ich an einer bestimmten Stelle die Tätigkeit des Einseifens unterbreche, um auf das Telephonsignal zu warten. Und es kommt regelmäßig. Natürlich könnte ich es ignorieren, könnte so tun, als verhinderte mich das Rauschen des Wassers, andere Geräusche zu hören, könnte mir sagen: »Und was, wenn ich jetzt nicht zu Hause wäre?« Aber ich bin zu Hause. Ich höre das Signal. Und mein geistiges Auge sieht am andern Ende des Drahtes einen feisten New Yorker Theatermanager mit einer dicken Zigarre im Mund, der mir für das Textbuch zu einem spektakulären Broadwaymusical einen enorm hohen Vorschuß anbieten will.
    Was macht ein telepathischer Ehemann in so einem Fall? Er wischt sich in panischer Hast die Seife vom Rücken, schlingt das nasse Handtuch um die Schultern und rennt, oder besser gesagt: rutscht auf den nackten, glitschigen Fußsohlen in das Zimmer mit dem Telephon, wo alle Fenster weit offenstehen. Aber wenn er endlich angelangt ist und den Hörer an sich reißt, meldet sich niemand mehr. Oder es meldet sich eine fremde Stimme und fragt, ob Uzi zu Hause ist. Auf die Gegenfrage: »Wer ist Uzi?« wird am andern Ende des Drahtes der Hörer aufgelegt. Was bleibt, ist eine Wasserlache am Fußboden.
    Hierauf kehrt man ins Badezimmer zurück, klatscht das nasse Handtuch an die Wand, niest ein paarmal, stellt sich wieder unter die Brause - und hört, kaum daß der Rücken aufs neue eingeseift ist, das vertraute Klingel signal. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man geht nicht hin, dann wird der feiste Broadwaymanager seinen Auftrag samt Vorschuß einem Andern zukommen lassen. Oder man geht hin. Dann ist es Uzi.
    Ich nenne das Telephonokinese. Oder die Kunst der Menschenbewegung durch Einseifen.
    Die leidgeprüfte beste Ehefrau von allen hält dies alles für blanken Unsinn und meint, es hätte nichts mit Telepathie zu tun. Niemand, so meint sie, ruft mich an, weil ich mir gerade den Rücken einseife, sondern umgekehrt: ich fühle, daß mich jemand anrufen will, und seife mir daraufhin prompt den Rücken ein.
    Also doch eine okkulte Wechselbeziehung, oder?
    Niemals werde ich die Nacht vom 12. auf den 13.
    Oktober vergessen, als ich stundenlang auf einen wichtigen Anruf aus London wartete. Ich saß auf Nadeln. Ich fixierte den Apparat, aber er gab kein Zeichen von sich. Ich schluckte alle möglichen
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