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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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schlägt die Hand vor den Mund und bekreuzigt sich rasch. »Die Frau hat einen Pfarrer erschossen!«

Als ZWEITES trifft nicht ganz milde Schärfe auf Püriertes:
    Ingwer-Karotten-Suppe mit Chili, Zwiebeln,
Hühnerbrühe und Orangensaft
    »Nein«, sagt Marcel. »Sie hat keinen Pastor erschossen, weil der Mann nicht mehr Pastor war. Er hat die Kirche verlassen.«
    »Kann er gar nicht«, widerspricht Gudrun. »Einmal katholischer Priester, immer katholischer Priester. Eine Weihe kann niemand rückgängig machen.« Mit einem Seitenblick zu mir: »Du kannst aus diesem Beruf nicht austreten wie aus der Kirche.«
    »Ich bin nicht ausgetreten; ich war nie drin«, entgegne ich müde und wende mich an Marcel, bevor Gudrun wieder zu einem ihrer Bekehrungsversuche ansetzen kann: »Jetzt erzähl schon, was du über den Mann weißt! Was für ein Vermisstenfall?«
    »Das stimmt nicht ganz, Gudrun«, weicht Marcel aus. »Ein Priester kann sich sehr wohl in den Laienstand versetzen lassen. Die Priesterweihe, insofern hast du recht, kann ihm allerdings keiner mehr nehmen, da diese ein Sakrament ist. Aber ein abtrünniger Herr kann durchaus den Priesterrock ausziehen. Was ich jetzt selber auch sehr gern tun würde.«
    Gudrun öffnet ihm ihren Kleiderschrank und zieht sich dann diskret mit mir in den Flur zurück. Durch die halb offene Tür vernehmen wir die Flüche, mit denen Marcel seinen Versuch begleitet, sich in Gudruns offenbar viel zu enge Jeans zu quetschen.
    »Zapperloot! Schoss! Hosses Maaria!«
    Ich hätte mein Repertoire an Eifeler Kraftausdrücken gern weiter aufgestockt, doch leider erlöst Gudrun den Polizeiinspektor – sicherlich mit Rücksicht auf die Seele des toten Priesters nebenan – viel zu früh aus seiner beklemmenden Lage:
    »Die Jogginghose, unten im Schrank!«
    Einem Erleichterungsseufzer folgt die Frage nach einem geeigneten Pullover für über mein T-Shirt . Wobei es diesmal weniger um die Größe geht als um die Optik. Der Mann, der es überflüssig findet, gleich hohe und farblich zueinanderpassende Socken anzuziehen, zeigt sich angesichts von Strass-Steinchen, Schleifen, rosa Herzen und Brustabnähern von seiner pingeligen Seite. Gegen ein Texanisches Longhornrind hat er allerdings nichts einzuwenden.
    Ein solches prangt auf dem orangeroten Sweatshirt, das Gudrun nach einem verschämten Blick zu mir unter ihrem Kissen hervorgezogen hat und dem Polizeiinspektor in den Hochwasserjoggings feierlich überreicht.
    »Texas«, liest Marcel die Aufschrift. Er schenkt Gudrun ein trauriges Lächeln. »Das ist ganz in Ordnung. Danke, Gudrun. Ich pass gut drauf auf. Für wenn David zurückkommt.«
    Meinen strafenden Blick ignorierend, zieht er sich das Sweatshirt über. Was fällt ihm ein, ihr eine so blödsinnige Hoffnung zu machen? Ich glaube kaum, dass wir David in absehbarer Zeit wiedersehen werden. Dessen Sohn Daniel, der zurzeit in Ohio den Facharzt für Tierschutz erwerben will, hat uns am Telefon erklärt, sein Vater habe sich bei ihm schon lange nicht mehr gemeldet. Offenbar befinde er sich auf Reisen in unerforschte oder zumindest schwer erreichbare Gefilde.
    Gudrun lässt die Tränen kullern, streichelt das gehörnte Rindvieh auf Marcels Brust und schluchzt: »David ist ja auch ein Vermisstenfall.«
    »Er ist wahrscheinlich auf einer Weltreise«, werfe ich ein.
    »Bei den Negern!«
    »Das wissen wir nicht, Gudrun«, sage ich, ohne die anrüchige Bezeichnung zu korrigieren.
    Das geht nicht so nebenbei. Sofern die Diskussion darüber in diesem Teil der Eifel überhaupt angekommen ist, stößt sie auf gänzliches Unverständnis.
    »Wie soll man die denn sonst nennen?«, hat mich Jupp erst vor zwei Tagen rätselnd gefragt.
    »Schwarze«, schlug ich vor.
    »Aber das stimmt nicht; die meisten sind doch kaffeebraun.«
    »Farbige«, warf Hein ein.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das klingt nach Tuschkasten und ist auch diskriminierend. Wenn auch nicht ganz so schlimm wie …« Mein Gewissen verbot mir, das Wort auszusprechen.
    »… Neger«, sagte Jupp unbekümmert nickend.
    Ich hätte es wissen sollen. Erlebe ich doch täglich, wie behutsam man hier schon vorgehen muss, wenn man sprachliche Veränderungen einleiten will, die von keinerlei gesellschaftspolitischer Bedeutung geprägt sind.
    »David ist vermisst!«
    »Nein, Gudrun.« Marcel drückt sie leicht an sich. »Du vermisst ihn, wir alle vermissen ihn, aber offiziell gilt er nicht als vermisst. Das ist etwas anderes. Und jetzt muss ich Euskirchen
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