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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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einen belgischen Polizeiinspektor einfach dreist anlügt, n’est-ce pas?«
    Klar, an offenen Türen kann er also doch ebenso wenig vorbeigehen wie ich damals bei meiner ersten Ankunft in der Eifel. Er hört auf, meine Hand zu streicheln, nimmt sich eine Streichholzschachtel vom Tisch und zündet sich sehr umständlich den Zigarillo an.
    »Und jetzt«, fährt er freundlich fort, während er mich in eine blaue Wolke einhüllt, »gibst du mir bitte eine möglichst genaue Beschreibung der Täterin.«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Das ist schwer.«
    Marcel blickt mich intensiv an. Mir wird sehr unbehaglich.
    »Die Beleuchtung hier ist zwar etwas schummrig, aber gut genug, für zu sehen, was du für schöne graue Augen hast. Und wie breit deine weiße Haarsträhne geworden ist. Tja, an dir sind die Jahre eben auch nicht spurlos vorbeigegangen, vor allem die vergangenen Monate nicht. Also, Katja, wie sah die Frau aus?«
    Ich hebe die Schultern. Zu seinem Kompliment, seiner Beleidigung und seiner Frage nach dem Äußeren der Täterin.
    »Tut mir leid, Marcel, da muss ich passen.«
    »Ihr habt sie doch bedient und mit ihr geredet?«
    »Sie hat kein Wort gesagt.«
    »Wie hat sie dann die Bestellung aufgegeben?«
    »Sie hat auf die Getränkekarte getippt«, meldet sich Gudrun. Sie stellt Marcel den Kaffee so eilig hin, dass er überschwappt, sprintet zum Buffet, holt einen Aschenbecher und murmelt verärgert: »Wie sollen wir bei dem Wetter lüften?«
    Marcel blickt auf den Nebentisch.
    »Das Glas ist doch nicht etwa in der Spülmaschine?«
    »Sie hat Tee bestellt, und der war noch nicht fertig«, sage ich. »Nichts hat sie zu sich genommen. Und nichts mit bloßen Händen angefasst. Sie trug nämlich die ganze Zeit Handschuhe.«
    »Aus sehr feiner Seide«, setzt Gudrun hinzu.
    »Und wie sah die Frau sonst noch aus?«
    »Sag du es ihm«, fordert mich Gudrun auf.
    Ich schüttele wieder den Kopf.
    »Mensch, Katja, du hast sie doch angeschaut!«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Und nichts.«
    »Wie nichts? Irgendwie muss die Frau ja wohl ausgesehen haben.«
    »Dunkel. Glatt. Unbeschreiblich.«
    »Etepetete«, seufzt Marcel. »Das hat Gudrun schon zu Protokoll gegeben.« Er nickt ihr freundlich zu.
    »Du darfst hier gar kein Protokoll aufnehmen!«
    »Die Kollegen aus Euskirchen sind gleich da. Die freuen sich, wenn ich ihnen die erste Arbeit abhole.«
    Wieder korrigiere ich ihn nicht. Ich finde mich damit ab, zurück in der Eifel zu sein. Wo gemordet wird, was das Zeug hält, und sich sprachlich kein Mensch das nimmt , was er sich holen kann. Widerstand zwecklos. Ich bin dabei.
    »Hol mir doch bitte ab«, sage ich also, »dass diese Frau ein Kunstprodukt ist, das jeder Beschreibung spottet.«
    »Versuch es. Du warst mal Modejournalistin, musst doch einen Blick dafür haben.«
    »Ja, für die Klamotten schon. Edel gekleidet, alles vom Feinsten, graues doppelfädiges Kaschmirkleid, heller Seidenschal, der Mantel: ein vermutlich merinogefütterter Burberry …«
    »Was ist das, und wie schreibt man das?«
    »Kein Parfüm«, sage ich plötzlich. »Das ist komisch.«
    »Wieso?«
    »Wer sich so stylt, vergisst doch nicht das Parfüm.«
    »Enfin, geht doch. Hatte sie eine große oder eine kleine Nase?«
    »Eine schön modellierte Nase.«
    »Welche Augenfarbe?«
    »War zu schummrig, für das zu sehen.«
    »Dunkel oder hell?
    »Eher dunkel. Alles an ihr war irgendwie verdunkelt. Außer ihrer Haut. Die war sehr hell geschminkt.«
    »Na, geht doch«, wiederholt er. »Wenn der Schock nachgelassen hat, wirst du in Euskirchen beim Erstellen eines Phantombilds assistieren können.«
    »Nicht nötig.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nimm einfach meine Fernsehzeitschrift«, sage ich, »die Frau auf dem Cover.«
    »Welche Ausgabe?«
    »Jede.«
    »Sehr hilfreich.«
    Er deutet auf den Nebentisch, lässt sich sagen, wo die Täterin gesessen hat, steht auf und hebt den Geldschein mit einer Pinzette an. Jetzt erst sehe ich, dass uns die Frau zweihundert Euro gespendet hat. Gäste, deren Bestellung von der Speisekarte abweicht, werden in keinem Restaurant gern gesehen und müssen dafür meist extra zahlen, aber das, was diese Frau selbst angerichtet hat, ist nicht mit Geld aufzuwiegen.
    »Sind die von ihr?«
    Ich nicke.
    »Für was, wenn sie nichts konsumiert hat?«
    »Für Indianertee«, meldet sich Gudrun.
    Zähneknirschend setze ich hinzu: »Mit Schuss. Aber den hat sie nicht bestellt, sondern selbst dazugegeben.«
    Marcel steht auf und lässt den Schein an der
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