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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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informieren.«
    Wir hängen an seinen Lippen, als er der zuständigen deutschen Ermittlungsbehörde mitteilt, was er über den Ermordeten zu sagen hat. Der belgische Polizeiinspektor kann sich eben leisten, nicht alles zweimal erzählen zu müssen. An alle Einzelheiten aus dem Vermisstendossier könne er sich nicht mehr so genau erinnern, sagt er, aber der Vorgang würde der deutschen Polizei flott zugehen.
    »Ja, belgischer Staatsbürger«, bestätigt Marcel am Telefon, »und die Täterin ist in ihrem Jeep wohl auch nach Belgien geflüchtet. Sie könnte eine belgische Plaquennummer haben, sagt die Zeugin hier. Sieht also ganz so aus, als ob alle Spuren in unser Land führen.« Wie nebenbei setzt er hinzu, dass Jean-Marie Lambert kurz vor seinem Verschwinden aus dem Kirchendienst ausgeschieden sei.
    »Warum hat Pastor Lambert nach fast dreißig Jahren als Pfarrer aufgehört?«, fragt Gudrun verstört, als Marcel sein Gespräch beendet hat.
    »Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Pfarre Mackenbach im Ourgrund aufgelöst wurde. Obwohl ihm die Diözese Lüttich bestimmt eine andere Pfarre zugewiesen hätte. Vor allem, weil er sehr beliebt war.« Ziemlich klug müsse er auch gewesen sein. Er habe schließlich mehrere Bücher veröffentlicht.
    »Erbauliche Schriften?«, frage ich. »Wie klug muss man dafür sein?«
    »Sehr klug«, versichert Gudrun mit unüberhörbarem Vorwurf in der Stimme.
    »Er hat wissenschaftliche Werke geschrieben«, korrigiert Marcel. »Er hatte nämlich im Fernkursus auch noch Physik studiert.«
    »Passt«, sage ich. »Er sah seine Zweifel an Gott begründet und wissenschaftlich untermauert. Darum ist er aus der Kirche ausgestiegen.«
    Marcel lächelt.
    »Ein wenig Wissenschaft führt von Gott weg, viel Wissenschaft führt wieder zu ihm hin.«
    »Sagt wer?«, fahre ich auf.
    »Einstein.«
    »Der hat auch gesagt, dass Gott nicht würfelt.«
    »Weil es das Spiel des Teufels ist«, meldet sich Gudrun und fragt zaghaft: »Könnte der Pfarrer spielsüchtig gewesen sein?«
    »Glaub’ ich nicht«, erwidert Marcel, der auf Gudruns abwegige Kommentare schon immer ernst eingegangen ist. »Davon hätte uns seine Schwester erzählt. Bei der hat er gewohnt, und sie hat ihn vor fünf Jahren als vermisst angegeben.« Er seufzt. »Ich werde ihr Bescheid sagen müssen.«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Heute nicht. Du wirst bei dem Wetter unmöglich bis nach Mackenbach durchkommen.«
    »Sie wohnt in Atzerath.«
    »Wie praktisch für die Gläubigen von Mackenbach!«
    »Die gibt’s da nur auf dem Friedhof. Mackenbach ist kein richtiger Ort. Außer der St.-Laurentius-Kirche steht da nur noch eine Vereinshalle. Zur früheren Pfarre gehörten einige Ourgrunder Dörfer, darunter eben auch Atzerath. Die Gemeinde war voll des Lobes über ihn; er hatte keine Feinde.«
    »Vielleicht musste er untertauchen. Weil ihm jemand an den Priesterkragen wollte. Gerade jetzt, wo überall in der katholischen Kirche von Miss…«
    »Du musst nicht alles glauben, was man da so sagt«, unterbricht mich Gudrun mit unverhohlener Schärfe. »Das sind ganz seltene böse Ausnahmen.«
    »Über ihn ist mir diesbezüglich damals nichts zu Ohren gekommen«, versetzt Marcel hinzu. Missbrauch in Zusammenhang mit der katholischen Kirche ist für diese beiden Eifeler offenbar genauso unaussprechlich wie die hier gängige Bezeichnung für Menschen mit anderer Pigmentierung für mich.
    »Was natürlich nicht was heißen muss«, fährt Marcel fort. »Gerade bei dieser scheußlichen Sache ist meistens Schweigen angesagt. Und irgendeinen Grund für unterzutauchen muss er ja gehabt haben. Wenn nicht mal seine Schwester weiß, wo er gesteckt hat.«
    »Vielleicht ist er ins Ausland gegangen?« Ich sehe Gudrun an. »Als Missionar nach Afrika?«
    »Ja, genau, um die armen Wilden zu bekehren.«
    »Wilde gibt es da kaum noch.« Jetzt lauere ich nur noch auf die Neger . Ein zweites Mal werde ich ihr die nicht durchgehen lassen. Kann ja nicht schaden, ein bisschen politische Korrektheit auf die Kehr zu bringen, oder? Aber sie erspart mir die Unbequemlichkeit und erkundigt sich stattdessen bei Marcel, wann die deutsche Polizei eintreffen werde.
    »Erst morgen früh, wenn die Straßen wieder frei und die Einsatzkräfte verfügbar sind. Und jetzt würde ich gern was essen.« Er wehrt ab, als ich ihm den Teller mit den Brownies zuschiebe. »Bitte was Herzhaftes.«
    Farblich passend zu Davids Sweatshirt wärmt Gudrun unsere neue Möhrensuppe auf, deren nicht
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