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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne
Autoren: Tanith Lee
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in seine große, kräftige Pfote.
    „Müssen zusammenbleiben, weißt du“, schnaufte er. Der arme Kerl war schon fast außer Atem. Wahrscheinlich wollte er nur Händchen halten, damit er nicht zurückfiel.
    Andauernd fiel krachend etwas von dem Tisch herunter, und schon bald liefen wir durch unzählige Silberschalen und Kelche und zertrampelte Früchte.
    „Es hat keinen Zweck“, sagte der Skifuß plötzlich und setzte sich in den Sand, mich mit sich hinabziehend. Auch alle anderen hielten ein und sammelten sich um uns herum. Der Tisch machte einen gewaltigen Satz auf seinen pelzigen Hacken und verschwand hinter einem Felsen.
    „Das ist der siebte, den wir innerhalb von zehn Einheiten verloren haben“, sagte der Skifuß, und Tränen strömten ihm aus den Augen. „Nie können wir sie fangen.“
    Alles fing an zu weinen, und auch ich fing an zu weinen.
    Und weinend wachte ich auf.
     
    Oh, wie ich mich beschwerte! Es gab einen fürchterlichen Aufruhr in den Traumzimmern. Q-Rs rannten umher und sagten, ich dürfte die anderen nicht aufregen. Schließlich wurde ich in einen purpurroten Raum gebracht, der mit Robotern vollgestopft war, und der Ober-Q-R, auch in Purpur, bat mich, ihnen einen vollständigen Bericht darüber zu geben, was an meinem Traum falsch war.
    „Ach, alles“, weinte ich. „Ich meine, es war ein Traum, ein wirklicher Traum. Und er hat mich ganz unglücklich gemacht.“
    Sie sagten, das könnte man sehen, und gute Güte, sie könnten es einfach nicht verstehen, es war noch nie vorgekommen, hätte ich etwas dagegen einzuwenden, wenn sie meine Gedanken läsen? Ja, sagte ich, ich hätte etwas dagegen. Sie meinten, das Problem liege wahrscheinlich darin, daß ich zu intensiv an andere Dinge dachte. Schließlich gab ich auf.
    „Aber ich werde nichts bezahlen“, fügte ich angriffslustig hinzu.
    Unter diesen Umständen würden sie natürlich nicht im Traum daran denken, von mir eine Bezahlung zu erwarten.
    Ich ging nach Hause.
    Damit konnte man glatt Geschichte machen, fand ich.
    Ich fing wieder an zu weinen, als ich an diese hoffnungslosen, zaradann Tiere dachte, die über ihren verlorenen Tisch schluchzten; aber dann sah ich auch die komische Seite der Angelegenheit und fing gleichzeitig an zu lachen.
    Kley signalisierte mir, erschrak, als sie mich sah, und machte sich hastig aus dem Staub und ließ mich allein.
    Ich wünschte, ich könnte mich auch allein lassen.
     
3
     
    Letzten Endes entschied ich, daß ich mich allein lassen konnte.
    Ich war lange Zeit in ein und demselben Körper gewesen, wenn es eigentlich auch zwei waren, der eine ein Duplikat. Ich blickte gereizt auf mein scharlachrotes Haar. Gold würde zur Abwechslung ganz hübsch sein. Ich gestand mir vorsichtshalber nicht ein, was ich genau wußte: Niemand würde darüber verstört sein, wenn ich mich veränderte, niemand würde krächzend weglaufen und sein weißes Fell und die orangefarbenen Augen im Seidengras verstecken und mich für jemand anders halten.
    Ich war sicher, daß sie in Limbo einen Aufstand machen würden, wenn ich schon wieder wechseln wollte. Meine schlechte Laune war eine Sache, aber jetzt war ich viel ruhiger, so daß sie kaum so ängstlich bemüht sein würden, mir zu helfen. Ich ging und sah mir meine Kugel an, aber diese Art zu sterben war mittlerweile langweilig. Na schön, dachte ich, einmal gebe ich zu, daß ich genauso schlimm bin wie Hergal. Ich bringe mich für einen Körperwechsel um, nicht einfach, weil ich tosky oder deprimiert bin. Aber ich werde es nicht zu oft zugeben. Das wage ich nicht.
    Ich signalisierte ihm.
    „ Attlevey, Hergal“, sagte ich. „Was denn, noch immer blauhaarig? Wir brauchen wohl beide eine Veränderung. Wie steht’s mit dem Zeefahr?“
    Er war sofort einverstanden.
    Wir flogen in seinem Flugzeug hin und schwebten dort eine Weile zwischen den Wolken herum und betrachteten den kleinen Punkt unter uns, die Kuppel des Zeefahr.
    „Fertig?“ fragte Hergal.
    „Ziemlich“, sagte ich. Ich hatte mir vorgenommen, es gut zu finden, aber es gefiel mir gar nicht.
    Mit geübten Händen präparierte er die Kontrollen und lehnte sich zurück, salopp und nonchalant. Alles begann mit gräßlicher Geschwindigkeit auf uns zuzurasen. Die Kuppel wurde zwiebelförmig, schimmernd, furchteinflößend.
    „Hergal!“ schrie ich. „halt an!“
    „Kann nicht“, war das letzte, was ich von ihm hörte, bevor der Aufprall alles auslöschte.
     
    Das erste, was ich zu ihm sagte, als wir im Limbobad
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