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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne
Autoren: Tanith Lee
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Stahlstrickmaschinen und Bilderwolle vorbei, auf die man mit elektrischen Wellen Landschaften und ähnliches malen kann, um damit sich selbst und seine Freunde zu überraschen. Ich wollte sehen, was Thinta tun würde, und klaute ziemlich offensichtlich einige Feuernadeln; sie sah nur etwas unbehaglich drein und tat, als hätte sie nichts gesehen. Ich war nun einmal so aufgelegt. Wilde Möglichkeiten, wie ich jedermann zaradann machen konnte, schossen mir durch den Kopf, aber ich hatte alles zu sehr satt, um auch nur eine davon auszuführen.
    Im Feuerloch nahmen wir unsere fünfte Mahlzeit ein und gingen dann, um unsere Kleider in dem tödlich perfekten Sonnenschein des Ilex-Parks zu machen, während jede Menge Jade-Blätter auf uns herabsegelten. Mittendrin erinnerte mich die Jade auf einmal an den Drachen im Jadeturm und an all die anderen Tiere in Vier BAA, dann an Lorun, und ich fing wieder an zu heulen. Die Tränen vermischten sich mit den Wasserkleidern und ruinierten sie.
    „Oh“, flehte Thinta, „oh, Ooma, hör auf.“ Ich schaffte es nur, weil ich sehen konnte, wie sie sich aufregte. Ich war mir nicht sicher, ob das aus Sympathie oder Ärger geschah. Wahrscheinlich beides.
    Wir aßen die sechste Mahlzeit, und Thinta bezahlte enthusiastisch dafür. Beim Essen auf dem Himmelsschiff fing sie eine sanft dahingleitende, leichte Unterhaltung an.
    „Weißt du“, begann sie, „jeder hat mal törichte Zeiten.“
    „Wirklich?“ fragte ich nicht sehr hilfsbereit.
    „Das weißt du doch, Ooma“, meinte Thinta. „Sieh mich an und meinen dummen Wunsch, eine Katze zu sein mit Pelz und Schnurreflex. Aber Gott sei Dank war das Komitee weise genug, mir so etwas nicht zu erlauben. Jetzt sehe ich, wie lächerlich das war, und kann darüber lachen. Hahaha.“ Klang ihr Lachen nicht etwas gezwungen?
    „Ich glaube nicht, daß du wirklich darüber lachst“, sagte ich unbarmherzig zu ihr. „Ich glaube, du tust so, als würdest du lachen, obwohl du in Wirklichkeit wütend bist, daß du jetzt nicht hier sitzen und mich anschnurren kannst.“
    „Ach wirklich“, machte Thinta und sah so verärgert aus wie sie konnte, was bedeutete, daß sie lediglich etwas verwirrt aussah. Ich hatte sie nur einmal wirklich ärgerlich gesehen, nämlich als man ihr den Schnurrmechanismus verweigert hatte. „Jedenfalls“, sagte sie, „was ich sagen wollte, jeder kann über alles hinwegkommen.“
    „Ich verstehe“, sagte ich.
    „Oh, man kann es wirklich, Ooma.“
    „Vielleicht kann man es“, antwortete ich, „aber vielleicht sollte man nicht.“
    Darauf konnte sie mir nichts entgegnen. Sie versuchte es, aber sie konnte es nicht. Ich konnte mir ja nicht einmal selbst darauf antworten.
     
    Trotz allem versuchte ich ehrlich, das Leben, so wie ich es gekannt hatte, wieder aufzunehmen, aber es war wie eine Tunika in der falschen Größe, es paßte mir nicht mehr. Falls es mir jemals gepaßt hatte. Ich ging einkaufen und klaute, fuhr mit meiner Kugel und ging Feuerreiten, verfluchte das Robot-Museum und heiratete wieder einmal Hergal, wenn ich auch spürte, daß er unseren Nachmittag nicht sehr genoß. Er hatte zuviel Angst, daß ich auf einmal anfangen könnte zu weinen wie ein Schloßhund oder so, obwohl ich darauf achtete, dies nicht zu tun. Ich ging in den Dimensions-Palast und bekam noch nicht einmal richtig Angst, sondern wurde nur völlig tosky, obwohl ich finde, daß das bis jetzt das beste Ergebnis war.
    Schließlich dachte ich an die Traumzimmer.
    Ich ging in die Abteilung des Vierten Sektors, die purpurne Wolken und schwebende Schlafzellen hat, und brauchte fast achtzig Splits zum Programmieren des Roboters, um sicherzugehen, daß ich eine perfekte, groshing Phantasie-Geschichte bekam. Diesmal hatte ich noch nicht einmal Schuldgefühle dabei – mein Q-R mit dem Wasserteppich hatte indirekt wenigstens das für mich getan.
    Und hier war ich, eine phantastisch exotische und berühmte Tänzerin eines uralten Wüstenvolkes. Wir waren von einem anderen, mächtigeren Stamm gefangengenommen und in Ketten gelegt worden und wurden als Sklaven in die Wüste verschleppt. Nachts lagen wir unter dem kalten Wüstenhimmel, starrten auf ihre großen, dunklen Zelte und auf das größte von allen, das ihrem Häuptling gehörte. Ich hatte den Häuptling nie gesehen, aber anscheinend hatte er mich gesehen und von meinem Ruf als Tänzerin gehört; jetzt, zu Beginn meines Traumes, hatte er um meine Anwesenheit in seinem Zelt gebeten und mir dieses
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