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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne
Autoren: Tanith Lee
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aus.
    Ich verließ den Pelzraum und ging zum Schwimmbecken. Ich injizierte mit Sauerstoff und schwamm eine Weile in dem wabernden Dschungel exotischer Pflanzen auf dem Grund herum. Ich war die verlorene Prinzessin eines alten Geschlechtes und suchte nach einem Monster in den türkisfarbenen Tiefen eines verbotenen Sees.
    Krach! Dieser Thalldrap Kley hatte signalisiert. Das dreidimensionale Bild von Kley und irgendeiner tosky Jang-Party, auf der er gerade war, erschien überall über dem Becken.
    „Schalt ein, Ooma “, rief Kley.
    „Ich bin müde“, gab ich zurück. „Verschwindet, los, verschwindet!“
    Aber das wollten sie nicht. Sie waren in Ekstase, aber hervorgerufen von Energiepillen, um gleichzeitig auch energiegeladen zu sein. Ach, es war gräßlich.
    Ich kletterte aus meinem mir nun verdorbenen Verbotenen-See-Becken, und das tanzende Bild folgte mir durch unseren schönen Garten, stieß an abstrakte Statuen und was nicht alles und verstrickte sich in den fünfdimensionalen Säulen. Ich fand den Abstellknopf, und die Party war verschwunden, aus ihrer Nichtexistenz zurückkatapultiert in ihre reale Existenz, was auch immer das war.
    Ich sah das Tierchen im Garten umherstrolchen, ein weißer Fleck zwischen den Aluminiumseidengräsern.
    Ich wollte schlafen.
    Die ganze Nacht hindurch träumte ich unprogrammierte Träume, in denen ein nebulöses, dunkles Wesen mich durch Feuer und Wasser jagte und mich schließlich biß, während am Himmel die perfekten Ziersterne unter Vier BEEs unsichtbarem, gewölbten Dach glitzerten.
    Ich erinnerte mich zurück an die Zeit auf den Prisma-Spielfeldern, in der ich meine Träume analysieren ließ, als Hergal und ich uns verloren hatten. Nicht daß ich ein Wort von dem verstanden hätte, was mir der Roboter erzählte, als ich in seine großen, elektrischen Augen sah. Ich glaube, ich war zu sehr damit beschäftigt, Hergal zu verfluchen, um richtig aufzupassen.
    Im Schlaf hörte ich ein schreckliches Krachen. Ich wachte auf. Ein Blitz zuckte über der Stadt. Wieder einmal Hergal. Wir waren nicht weit vom Zeefahr entfernt, und ich hörte den Aufprall fast immer. Ich paralysierte eine Wand und beobachtete, wie Flammenzungen über den Himmel leckten.
    Was für ein phantasieloses Rindvieh Hergal doch war!
    Aber das Licht war jetzt klarer, und es war nicht Hergal.
    Diesmal war es Thinta.
    Wie ausgesprochen drumdik.
     
6
     
    „Hallo Danor“, sagte ich.
    Er sah erfreut aus. Seinen neuen Körper hatte ich sofort erkannt. Ich hatte die Sendung gesehen, als ich mir eine Nahrungsinjektion verpaßte (früh am Morgen kann ich selten festere Nahrung zu mir nehmen). Er ist immer so schlank und schick, daß man ihn – ob nun männlich oder weiblich – eigentlich immer erkennt. Er hatte ganz langes Haar und einen abwärts gebogenen Schnurrbart, die absolute Mode im Moment, beides ganz glänzend schwarz mit einem saphirblauen Schimmer, nachtblaue Augen und keine Flügel. Allerdings Antennen statt dessen.
    „Gefalle ich dir?“ Er drehte sich langsam herum, und ich bewunderte ihn. Er sah wirklich sehr eindrucksvoll aus und trug so etwas wie eine zweite, metallische Haut, dazu die Art von Stiefeln, die ich in meinen Traum von dem verfluchten Liebhaber einprogrammiert hatte.
    „Derisann“, sagte ich.
    Es war schon spät am Morgen. Wenn ich schlafe, schlafe ich lang und länger, oft sogar, bis sich Vier BEE wieder verdunkelt und die Sterne einschaltet. Oder ich schlucke meine Wachpillen wie alle anderen.
    „Komm mit essen“, lud Danor mich ein. Er aß sehr gerne.
    „Kann nicht“, antwortete ich.
    „Oh. Dann komm mit zum Dimensions-Palast. Hatta sagt, sie hätten ein neues Labyrinth in Super-Sieben.“
    Er war so begeistert, daß es eine Schande gewesen wäre, ihn zu enttäuschen, und so schlenderten wir zum Palast.
    Das Komitee, das ununterbrochen Berichte über alles und jeden in Vier BEE herausbringt, behauptet, daß der D-P ein „unentbehrliches Ablaßventil für negativ motivierte Reflexe“ sei. So heißt es jedenfalls in den Sendungen.
    Die Dimensionen sind natürlich interessant. Die Luft kann dicht sein oder verschiedene Farben haben, oder alles kann in sich gekehrt sein, so daß man zum Beispiel seine Nase im Spiegel sieht und einen Schlag bekommt, weil sie nach innen anstatt nach außen wächst, und man nur etwas sehen kann, wenn man die Augen schließt.
    Aber alles, was recht ist, der Dimensions-Palast macht einen wirklich an. Er ist sehr beliebt. Vielleicht, weil man in
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