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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust
Autoren: Mari Mancusi
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gegen Mom und ihre dünne Gestalt fällt in sich zusammen wie ein Papiertaschentuch.
    »Mom!«, schreit Sunny hinter mir. Es dauert eine Sekunde, bis ich merke, dass ich ebenfalls schreie. Ich kann gar nicht damit aufhören. Und ich kann auch nicht wegsehen. Mom. Bleich wie ein Geist und vollkommen reglos. Ist sie . . . sie wird doch nicht.. .
    Ich spüre, wie Dad mich packt und aus dem Kampfgetümmel zieht. »Wir gehen zu Plan B
    über«, ruft er Heather zu, die vollauf damit beschäftigt ist, die restlichen Elfen abzuwehren.
    »Plan B?« Ich fahre zu ihm herum. »Wie sieht der aus?«
    Aber Dad antwortet nicht. Stattdessen greift er in eine Tüte und bläst eine Handvoll glitzernden Staub in unsere Richtung.
    Was zum .. .
    Versehentlich atme ich ein wenig von dem Staub ein und meine Lungen scheinen sich zu ver-schließen. Ich fange an zu würgen, alles verschwimmt vor meinen Augen und meine Muskeln schrumpfen in einem rasenden Tempo in sich zusammen. »Kämpf nicht dagegen an«, höre ich Heather noch rufen, bevor Dunkelheit auf mich einstürzt. »Wir sehen uns auf der anderen Seite.«
    »Mom!«, schreie ich ein letztes Mal, ehe ich vor der hereinbrechenden Nacht kapituliere.
    Keine Antwort.

4
    Das fröhliche Gezwitscher von Vögeln weckt mich, die sich auf einem Baum in der Nähe unterhalten. Ich versuche, mir das Kissen über den Kopf zu ziehen, um sie auszublenden, aber dann fällt mir ein, dass ich in Las Vegas sein sollte, einem Ort, an dem selbst die Vögel gerne ausschlafen.
    Vögel... Federn ... Elfen . .. Alle Erinnerungen sind mit einem Schlag wieder da. Aufblitzende rasiermesserscharfe Flügel und Schmerzens-schreie. Meine Mutter, die vor mich springt, um mich vor den Klingen der Elfen zu schützen...
    Ich richte mich ruckartig auf. »Mom!«, rufe ich.
    »Scht«, macht Heather besänftigend. Ich drehe den Kopf und sehe sie auf einem kleinen Klapp-stuhl an meinem Bett sitzen. »Du bist in Sicherheit.«
    Bedrückt blicke ich mich im Raum um und erkenne nichts wieder. Wo bin ich? Nicht in Heathers und Dads Appartement, so viel steht fest. Meine Stiefmutter würde niemals eine derart spartanische Einrichtung billigen. Schlichte, weiße Wände, zwei Doppelbetten - auf einem davon liege ich - , ein kleines Fenster. Draußen kann ich die Wipfel von Bäumen erkennen, bei denen es sich um große Kiefern zu handeln scheint, die sich im Wind wiegen.
    Definitiv nicht Vegas.
    »Wo sind wir?«, frage ich verwirrt. Hier riecht es nach Putzmitteln, wie in einem Krankenhaus-zimmer. Aber ich scheine nirgends verletzt zu sein. »Wo ist Mom? Wo ist Dad? Was ist mit den Elfen passiert?« Die Fragen sprudeln nur so aus meinem Mund und mir wird klar, dass ich eine Pause einlegen muss, damit Heather die Chance hat zu antworten.
    Sie schluckt und sieht mich mit sorgenvollem Blick an. »Das waren Boten des Lichthofes«, erklärt sie. »Anscheinend hat der Premierminister die Geduld verloren und wollte nicht länger darauf warten, dass eure Eltern euch dem Hof übergeben, damit sie mit eurer Ausbildung beginnen können. Er hat wohl beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.«
    Vor meinem inneren Auge tauchen wieder die herabstürzenden Elfen mit ihren flammenden Schwertern auf, wie sie mit meiner Mutter zu-sammenprallen, sie mitten auf die Brust treffen...
    »Ist Mom ...« Meine Stimme versagt, weil ich nicht in der Lage bin, meine größte Angst auszu-sprechen. Ein großer Kloß bildet sich in meiner Kehle und vor lauter Tränen kann ich schon gar nichts mehr sehen. »Ich meine, ist sie . . . ?«
    Heather streichelt meinen Arm. »Sie lebt«, versichert sie mir. »Es ist sehr schwer, eine Elfe zu töten, außer mit Waffen aus Eisen. Ein Material, das ihren Körper innerhalb kürzester Zeit vergiftet.«
    Erleichterung durchströmt mich wie eine Flut-welle. Meine Mutter und ich hatten unsere Aus-einandersetzungen, keine Frage, aber im Grunde ist sie so etwas wie meine beste Freundin und ich liebe sie über alles. Wenn ihr etwas zustieße ...
    Ich schüttele den Kopf. Daran will ich nicht einmal denken. »Gut, wo ist sie jetzt?«, frage ich.
    »Ich muss mit ihr reden!«
    »Das wird leider nicht möglich sein. Sie und dein Dad haben sich den Elfen ergeben und wurden ins Elfenreich eskortiert.«
    Meine Eingeweide krampfen sich zusammen und ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekom-men. »W-Warum haben sie das getan?«, rufe ich.
    Heather mustert mich streng. »Um mir genug Zeit zu verschaffen, euch zwei in Sicherheit zu
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