Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman
Autoren: Eva Voeller
Vom Netzwerk:
Vorschein, das in einem blitzenden Bogen auf Schimanskis Kehle niederfuhr.
    Verzweifelt setzte ich ebenfalls zum Sprung an, um dazwischenzugehen, doch ich hätte es vermutlich nicht geschafft. Sicher wäre er im nächsten Moment tot gewesen, wenn er sich nicht selbst zu helfen gewusst hätte.
    Der scharfe Knall, der die Luft durchschnitt, ließ mich verblüfft zurückprallen, sodass mein Satz einen Meter kürzer ausfiel als berechnet.
    Die Herberich drehte sich einmal um die eigene Achse, in einer beinahe elegant anmutenden Pirouette. In ihrem Rücken war ein Loch, in das ich meinen Arm hätte stecken können. Ihre Augen waren weit vor Erstaunen, während ihr zahnloser Mund zuklappte. Das Messer fiel scheppernd zu Boden, und gleich darauf sank sie zu einem schlaffen Bündel zusammen und blieb regungslos auf dem Zementboden der Garage liegen. Schimanski trat näher, die Hand mit der rauchenden Pistole erhoben.
    Ich streckte langsam beide Hände zur Decke.
    »Nicht doch«, sagte er sanft, dann beugte er sich prüfend über Frau Herberich.
    »Sie ist tot«, erklärte ich. Ich brauchte nicht hinzusehen, um es zu wissen. Meine Stimme zitterte fast so sehr wie meine Hände, die ich immer noch in Richtung Decke streckte. »War das eine Silberkugel?«
    »Aber nein. Mannstopper. Riesenkaliber. Zerfetzt alles beim Aufschlag. Ich muss sie direkt ins Herz getroffen haben.«
    Da er keine Anstalten machte, mich auch noch zu erschießen, nahm ich vorsichtig die Hände herunter und horchte nach draußen.
    Er merkte es. »Ich bin allein gekommen.«
    »Wieso sind Sie überhaupt hier?«
    »Hat Ihre Freundin Solveig es Ihnen nicht gesagt?«
    »Ich … nein«, meinte ich betreten.
    Er informierte mich darüber, dass ein paar Nachtschwärmer zufällig die Herberich dabei beobachtet hatten, wie sie vergangene Nacht in den Kofferraum meines Autos gekrabbelt war. Auf diese Weise war sie – wegen meiner Nasenverletzung von mir unbemerkt – mit hierhergefahren.
    Da es in meinem Wagen nur eine Heckklappe mit Pappdeckel gab, war sie offenbar ziemlich schnell zu dem Schluss gekommen, sich einen dunkleren Schlafplatz suchen zu müssen und hatte sich, vermutlich unter beträchtlichem Zeitdruck, der Einfachheit halber gleich der nächstbesten Unterkunft zugewandt.
    »Die Leute waren ziemlich betrunken und haben sich daher nicht viel dabei gedacht, als sie sie ins Auto klettern sahen. Doch dann haben sie am Nachmittag von der Fahndung gehört und sich bei der Polizei gemeldet. Mir wurde rasch klar, dass es Ihr Wagen gewesen sein muss.«
    Das hatte Solveig mir sagen wollen, als sie meinte, ich sei in Gefahr! Mein Gewissen regte sich, und ich leistete ihr innerlich Abbitte.
    »Sie hatten wohl vergessen, ihn abzuschließen«, stellte Schimanski fest.
    »Nein, ich schließe ihn immer ab. Aber das war für sie kein Problem, wissen Sie.« Wie zum Beweis hob ich das herabgefallene Messer auf und brach die Schneide mit zwei Fingern wie einen dünnen Ast über dem Heft ab. »Sehen Sie. Kein großer Kraftakt.«
    »He, das war Beweismaterial«, protestierte er.
    »Sie sind privat hier«, sagte ich. Schließlich war ich nicht auf den Kopf gefallen. Wäre dies ein dienstlicher Einsatz, hätten draußen ganze Heerscharen von SEK -Beamten gelauert, Zielfernrohre vor den Augen und Funkknöpfe im Ohr.
    Martin war hier, ich hatte seine Gegenwart schon vor einer Weile wahrgenommen. Er stand direkt hinter der Verbindungstür zum Keller, ein sprungbereites Raubtier, zu allem fähig. Bei meinen letzten Worten war zu spüren, wie er sich ein wenig entspannte. Doch er blieb wachsam.
    »Du kannst reinkommen«, sagte ich. »Wenn er uns verhaften wollte, hätte er ein paar Hundertschaften mitgebracht.«
    Martin glitt wie ein Schatten an meine Seite.
    »Ah. Der junge Mann aus dem Rotkreuzkrankenhaus, nehme ich an. Gehe ich fehl in der Annahme, dass sich die Herrschaften kurz danach nähergekommen sind? Sehr viel näher?«
    Martins Augen verdunkelten sich, und seine Zähne wuchsen. »Sie wissen viel. Vielleicht zu viel.«
    »Nicht doch. Ich bin ein alter Mann. Nächsten Monat gehe ich in Pension. Meine Frau ist schon vor zehn Jahren gestorben, und ich habe keine Kinder. Versuchen Sie bitte nicht, mich unnötig zu ängstigen.«
    »Er tut nur so«, mischte ich mich ein. »Der Mann ist viel zu gut für diese Welt, müssen Sie wissen.«
    Schimanski musterte ehrfürchtig die blitzenden Reißzähne. »Er sieht aber nicht so aus.«
    »Keine Sorge. Er bringt andere Leute nur in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher