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Being

Titel: Being
Autoren: dtv
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eine Weile, bis der Schock bei mir ankommt –
Sie schneiden sofort dieses Ding auf
– das hat er gesagt –
Sie schneiden sofort dieses Ding auf.
Dann trifft es mich wie ein Schlag. Horror. Terror. Physische Panik. Scheiße, die schneiden mich auf. Jetzt gleich. Die schneiden mich auf. Die SCHNEIDEN MICH AUF

    Ich muss was tun.
    Ich muss mich rühren.
    Irgendetwas bewegen. Einen Finger, eine Hand, ein Bein. Irgendwas. Bloß bewegen … bewegen bewegen
BEWEGEN!
    Ich kann mich nicht bewegen.
    Ich atme ein, versuche, den Herzschlag zu stabilisieren, atme den Geschmack des Gases ein. Gummi. Gas. Schlauch.
    Atme ganz ruhig.
    Du darfst nicht in Panik geraten.
    Denk nach.
    Denk.
    Denk.
    Denk.
    |23| Horch!
    Konzentrier dich, horch.
    Schweigen. Ein Hintergrundsummen. Irgendwas klickt. Ein schwacher, einsamer Piepston. Keine Stimmen. Einen Moment glaube ich, sie sind gegangen … dann von der anderen Seite des Raums –
klatsch
– ein gummiartiges Klatschen und wieder das Gemurmel von Stimmen.

    Das ist absurd, Ryan. Ohne Zustimmung des Patienten kann ich nicht operieren. Was ist, wenn er stirbt? Was ist, wenn –
    Das klär ich dann schon. Ist alles geregelt. Ich hab es im Griff. Passen Sie auf, Sie machen gar nichts – okay? Es ist nur eine belanglose kleine Notoperation. Sie mussten einspringen. So was kommt doch mal vor, oder?
    Ja, aber –
    Wir müssen Bescheid wissen. Wir müssen das klären. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir müssen es
jetzt
klären.
    Ich versteh nicht –
    Klick.
    Verstehen Sie jetzt?

    Bedrohliches Schweigen.

    Okay. Aber nur –
    Nur eine genaue Untersuchung. Mehr wollen wir gar nicht.

    Ein schwerer Seufzer. Noch einmal ein scharfes Klatschen, das Klatschen eines Operationshandschuhs.

    |24|
Ziehen Sie die O P-Maske über, Mr Ryan. Ich brauche ein bisschen Assistenz.

    Die Angst ist jetzt tödlich, sie überwältigt meine Gedanken. Ich kann nicht mehr denken. Ich
muss
denken. Ich muss mich bewegen. Bewegen bewegen bewegen. Ich
versuche,
mich zu rühren – versuche es, zwinge mich, spanne die Muskeln, kämpfe –, versuche, alle meine Gedanken darauf zu richten, dass ich mich rühre. Doch es ist sinnlos. Es besteht keine Verbindung zwischen Gehirn und Fleisch. Nichts. Mein Körper liegt einfach bloß da. Leblos. Er ist nur ein Ding. Ein Behälter. Ich bin mir noch seiner bewusst, seiner Bewusstlosigkeit bewusst, aber ich kann nichts mit ihm anstellen.

    Kamal, wie geht’s ihm?

    Klick, klick.

    Unverändert. Stabil.
    Ich brauche Sie, Ryan.
    Okay.
    Nichts anfassen, tun Sie nur, was ich sage. Kamal?
    Okay.
    Okay.

    Ein Schauer läuft mir über die Haut, als die Decke von meinem Bauch gehoben wird. Ich spüre die kalte weiße Luft. Ich bin nackt. Ungeschützt. Freigelegt. Ich höre das ferne Pfeifgeräusch in meinem Kopf, einen erschreckend weißen Ton. Das Geräusch der |25| Angst. Ich will etwas ballen. Aber ich habe nichts zum Ballen.
    Hände, von einer Schutzschicht überzogen, berühren meine Haut. Behutsam. Dann ein bisschen fester. Knetend, sondierend.
    Worte.

    Fühlt sich in Ordnung an … ein bisschen ungewöhnlich. Hier, glaube ich. Irgendwas … kann sein.

    Das Pfeifen der Angst wird stärker, dann hört es auf einmal auf. Schlagartig ist es still in meinem Kopf. Leer und tot. Und in der inneren Stille höre ich das unhörbare Geräusch, mit dem das Skalpell von einem Metalltablett heruntergenommen wird.

    Ich werde den Schnitt hier setzen.

    Nein …

    Fingerspitzen … dann eine Handfläche auf meiner Haut.

    O nein.
    Nein …

    Der Schnitt des Skalpells ist schnell und fest. Zuerst spüre ich nichts, nur das stumme Aufklaffen von Haut und Fett, wie ein blutrotes Lächeln … dann plötzlich dringt der Schmerz ein.
    Es tut weh.
    Verdammt,
tut das weh
.
    ES TUT WEH.
    So heftig, dass es sich taub anfühlt, wie Kälte, wie Eis … es |26| brennt wie Feuer …
    Es tut weh es tut weh es tut
WEH

    Und es gibt nichts, womit ich es aufhalten könnte.
    Irgendwo in der schreifreien Ferne reden die Stimmen weiter.

    Halten Sie das, Ryan, genau da. Lassen Sie mich das säubern.
    Was ist das?
    Ich kann es nicht erkennen. Eine Sekunde.

    Schmerz und Druck … Druck und Schmerz …

    Ich versteh das nicht.
    Was ist das Braune da?
    Halten Sie das zur Seite.
    Schauen Sie sich das an. Jesses!
    Das ist doch eine Art … wie ein Panzer. Hart, biegsam. Ein Kunststoff. Ich glaube, er reicht etwa bis hier hinauf.

    Ein plötzlicher sengender Schmerz rast durch meinen Bauch … das halt ich
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