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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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nächsten Felsblock in Deckung zu gehen. Als ich vorsichtig über den Rand hinweg das Terrain sondierte, brachte Kurz die Armbrust gerade in Position. Suchend sah er sich um. Er entdeckte mich nicht.
    Der Tunnel lag irgendwo hinter mir. Aber dort würde ich nicht unbemerkt hinkommen, also drückte ich mich weiter nach hinten, mitten in dichtes Unterholz hinein. Kurz blieb in meinem Blickfeld. Er suchte immer noch die Gegend nach einer verdächtigen Bewegung ab - die Armbrust im Anschlag.
    »Kurz!«, schrie ich. »Sie haben nur einen einzigen Pfeil. Werfen Sie die Waffe weg. Die Polizei ist unterwegs.«
    Er versuchte herauszufinden, wo ich mich versteckt hielt, aber die akustischen Verhältnisse in dem Talkessel machten es wohl schwierig, meine Stimme zu orten.
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?«, rief er. »Ich will Ihnen nichts tun. Ich komme manchmal zum Armbrustschießen hier in den alten Steinbruch. Das ist nicht verboten.«
    Er hielt die Waffe waagrecht in Kopfhöhe. Ich war mir sicher: Sobald er nur einen Zipfel von mir sah, würde er schießen.
    »Lassen Sie den Quatsch, Kurz. Ich habe alles rausgekriegt.«
    »Sie wissen gar nichts.« Seine Stimme war leise. Ich ahnte mehr, was er sagte, als dass ich es wirklich hörte.
    »Ich weiß, dass Sie noch immer um Viviane trauern. Ich weiß, dass Sie vielleicht nur deswegen gestorben ist, weil das unbekannte Fahrzeug einfach wegfuhr. Der Fahrer holte keine Hilfe. Sie haben irgendwie herausgefunden, dass es Landinis Wagen war, der in Ihren Unfall verwickelt war, und als Landini mit Pomp und Presse vor der Öffentlichkeit in Bergisch Gladbach heiratete, konnten Sie es nicht ertragen, dass er Sie um Ihr Glück gebracht hat, und haben sich gerächt. Doch dann wurde Ihnen klar, dass Sie den Falschen erschossen hatten. Wie haben Sie es herausgefunden? Weil das Datum von dem Auftritt in Leipzig in der Zeitung stand?«
    Ich ließ meine Worte wirken. Tat sich etwas in Kurz' ausdruckslosem Gesicht? Ganz langsam, wie in Zeitlupe, bewegte er den Kopf. Sollte das ein Nicken sein?
    »Irgendwie müssen Sie dann erfahren haben, dass Frau Kley- Knöter an diesem Tag Landinis Auto fuhr, und Sie haben das Interview mit ihr als ideale Gelegenheit genutzt, um sie auf dieselbe Weise umzubringen. Keiner ist auf Ihr Motiv gekommen. Viele glaubten an einen Verrückten. Aber dahinter steckte Rache.«
    Kurz sah vor sich auf den Boden. Es war absolut still um uns herum, und ich fragte mich, ob es Theresa schon bis zum Wagen geschafft hatte.
    »Geben Sie auf, Herr Kurz«, rief ich. »Meine Kollegin ist unterwegs und holt die Polizei. Die Beamten können jeden Moment hier auftauchen. Ich sage das nur, falls Sie sich Hoffnung machen, davonzukommen.«
    Kurz sah sich wieder um. Er versuchte mich zu finden. Hektisch machte er ein paar Schritte.
    »Lassen Sie es!«, schrie ich. »Der Schuss wird danebengehen.«
    Er blieb stehen. Ich konnte förmlich sehen, wie er in sich zusammensackte. Irgendetwas in ihm hatte in diesem Moment aufgegeben. Doch dann streckte er den Rücken, als wolle er sich gegen eine Last zur Wehr setzen. Er sah in meine Richtung und sagte:
    »Sie bluffen doch nur. Sie sind hier mutterseelenallein. Wir machen das jetzt ganz allein aus, Sie und ich.«
    »Verlassen Sie sich nicht darauf«, sagte ich und drückte mich nach unten. »Erklären Sie mir lieber, wie Sie herausgefunden haben, dass Landinis Wagen bei dem Unfall dabei war.«
    Kurz kniff die Augen zusammen, und plötzlich wirkte sein Gesicht gequält.
    »Sie wissen nichts«, sagte er wieder und schüttelte den Kopf.
    »Dann erzählen Sie es mir.«
    »Miriam wollte damals unbedingt, dass Viviane zurückkommt. Sie war ja so scharf auf die Kohle…«
    »Sie doch auch, oder? Eine reiche Freundin ist ja nicht das Schlechteste.«
    »Davon habe ich gar nichts gewusst. Erst als uns Miriam ständig auf die Nerven ging, hat mir Viviane von ihrem Geld erzählt. Wir wollten nur frei sein und zusammenleben… In meinem Haus…« Seine Stimme wurde brüchig. Mir wurde klar, dass er die Wahrheit sagte. Er hatte Viviane wirklich geliebt. Es war ihm nicht um das Geld gegangen.
    »Am Tag, als der Unfall geschah, hatten wir einen der letzten schönen Tage im Sommer… Viviane sagte, lass uns noch ein bisschen fahren. Wir setzten uns auf die Maschine und wollten runter an die Bevertalsperre. Einfach los, ein paar Runden drehen… Ich weiß nicht, wie es passierte… Plötzlich sehe ich mich auf dem Boden liegen. Ich kann mich nicht bewegen,
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