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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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geregnet hat? Und die Spuren verwischt sind?«
    »Dann hätte Kurz zumindest heute Nacht Spuren hinterlassen müssen. Ich sehe aber keine. Hier ist schon eine ganze Weile keiner mehr gewesen. Und geregnet hat es nicht. Außerdem: Schau dir das dahinten mal an.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Was soll da sein?«
    Theresa folgte dem Pfad ein Stück weiter und bog einen großen Zweig zur Seite. Keine vier Meter entfernt lag ein dicker Baumstamm quer über dem Weg.
    »Hier kommst du mit einem Motorrad nicht durch«, stellte sie fest. »Wir sind falsch.«
    Wir gingen zum Hauptweg zurück und folgten ihm - genau wie ich in der Nacht. Wir kamen immer wieder an Abzweigungen vorbei, die wohl in alte Steinbrüche führten. Jedes Mal suchten wir Spuren, fanden aber keine. Außerdem war der nächste größere Kessel, der in Frage kam, durch eine hohe rostige Tür abgeschirmt. Links und rechts kräuselten sich Schlangen aus Stacheldraht. Mitten auf der Tür prangte ein weiteres Verbotsschild und warnte davor, das Gelände zu betreten.
    »Spannende Gegend«, bemerkte ich. »Aber wieder nicht dafür geeignet, ein Motorrad zu verstecken.«
    Theresa sah sich nachdenklich um. Sie inspizierte den Boden, der hier ziemlich nass war. Offensichtlich sammelte sich in dem Talkessel hinter der Barriere das Wasser.
    »An alldem bin ich heute Nacht vorbeigelaufen, ohne es zu bemerken. Direkt gespenstisch.«
    »Wie weit bist du denn gegangen?«, fragte Theresa.
    »Ich weiß nicht… da war eine kleine Mauer. Als ich die erreicht hatte, bin ich umgekehrt, weil die Wege sich da teilten. Aber das war sicher noch ein gutes Stück weiter.«
    »Da kommen Leute«, sagte Theresa, und ich wandte mich um. Tatsächlich: Von der anderen Seite spazierte eine ganze Familie auf uns zu. Ein Mann, eine Frau und zwei Mädchen: ein blondes, das höchstens sieben, acht Jahre alt war, und ein älteres, ein dunkelhaariger Teenager mit Brille.
    Ich wollte mich gerade umsehen, ob man die Mauer von hier schon entdecken konnte oder ob es einen anderen Hinweis auf ein mögliches Versteck gab, da kam der Mann plötzlich auf mich zugelaufen.
    »Sehen Sie sich das an«, rief er mir zu.« Er bückte sich, und plötzlich hielt er etwas Längliches zwischen zwei Fingern. Zuerst dachte ich, es sei ein Ast, aber dann sah ich, dass es ein rostiges Stück Eisen war. Eckig, etwas krumm und mindestens zehn Zentimeter lang.
    Die Familie blieb im Hintergrund und sah uns zu. Theresa, die hinter dem Mann stand, blickte erstaunt drein.
    »Das ist ein Schwellennagel«, erklärte der Mann und lächelte. Er drehte sich zu der Frau mit den beiden Kindern um und hielt das Fundstück in die Höhe. Die Mutter und die ältere Tochter schienen die Begeisterung des Mannes nicht so recht zu teilen. Nur das kleine Mädchen kam neugierig angelaufen.
    »Was ist ein Schwellennagel?«, fragte es.
    »Ich habe euch doch davon erzählt«, sagte der Mann und ließ seinen Fund nicht aus den Augen. Er machte ein Gesicht, wie ich es wahrscheinlich machen würde, wenn ich über einen herrenlosen Fünfhundert-Euro-Schein stolpern würde.
    »Ist das was Archäologisches?«, fragte Theresa, und der Mann nickte aufgeregt. »Kann man so sagen. Auf jeden Fall bringt es Glück, wenn man einen Schwellennagel findet. Das erzählen sich jedenfalls die Leute.« Er sah mich an. »Und Sie haben ihn gefunden.«
    »Ich? Wieso?«
    »Na, Sie haben doch praktisch draufgestanden! Deswegen dürfen Sie ihn auch behalten. Bitte schön.« Ich streckte die Hand aus, und er gab mir lächelnd das Gebilde, das ziemlich altertümlich anmutete und total verdreckt war.
    Die Familie war näher gekommen, und das kleine Mädchen reckte neugierig den Kopf. »Kannst du nicht noch einen finden, Papa? Für uns?«
    »Die findet man nur ganz selten, Vanessa. Deswegen bringen sie ja auch Glück. Ich hab aber auch noch ein paar zu Hause. Ich zeige sie dir, wenn wir zurück sind.«
    Alle beäugten, was ich da in der Hand hatte.
    »Sie machen so ein erstauntes Gesicht«, sagte der Mann. »Sie wissen nicht viel über die Gegend, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, ob der Mann vielleicht Lehrer war. Geschichtslehrer womöglich. Diese Spezies war ja für plötzlich beginnende wissenschaftliche Vorträge an touristisch mehr oder weniger interessanten Orten berühmt. Ich fragte mich, ob man einen Lehrer am Aussehen erkennen konnte. Der Mann hatte kurze blonde Haare und trug eine Jeansjacke. Aber das hieß ja nichts.
    »Das ganze Gebiet ist
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