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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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und ich stand ganz allein in einem Wald, von dem ich nicht wusste, was sich darin verbarg. Ich musste ungefähr einen Kilometer weit gegangen sein. Vielleicht war ich ja an einer Hütte vorbeigelaufen, ohne sie zu sehen. Es konnte sein, dass irgendwo hinter dem Gebüsch noch ein anderer Pfad abging, und ich hatte ihn einfach nicht bemerkt.
    Ein fernes Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Irgendwo läutete ein Kirchturm. Es war zu weit entfernt, als dass ich hätte mitzählen können. Ich wartete, bis die Glocke verstummte. Dann kam es mir plötzlich vor, als spränge mich die Stille nur so an.
    Ich eilte den Weg zurück und war froh, als ich bei der Öffnung des Weges herauskam.
    Weiter hinten erwarteten mich die Lampen des Dörfchens Müllenbach. Ich rannte zurück zu dem kleinen Platz, stieg ins Auto und fuhr zurück nach Odenthal.
    Auf der langen Fahrt wurde mir klar, dass ich mich geirrt hatte.
    Es war doch nicht so dumm von Kurz gewesen, die Tour nachts zu unternehmen.

Steinbrüche
    Theresa trug alle Karten zusammen, die sie von der Gegend um Müllenbach besaß. Es gelang uns, die Stelle zu finden, wo der Waldweg hinter der Schranke begann. Doch nirgends war Bebauung eingezeichnet.
    »Es hilft alles nichts«, sagte Theresa. »Wir müssen uns das bei Tageslicht ansehen.«
    Es war neun Uhr, als wir aufbrachen. Eine gute Stunde später parkten wir vor dem alten Schuppen am Wald.
    »Hier war er also nicht drin?«, wollte Theresa wissen.
    »Wenn er die Scheune betreten hätte, dann hätte ich das mitbekommen. Er ist dort hinten in den Wald gegangen.«
    Wir stiegen aus, Theresa schloss das Auto ab, und wir näherten uns der Schranke. Was ich im Dunkeln für eine gähnende Bedrohung gehalten hatte, sah nun völlig harmlos aus. Ein romantischer Eingang in den Wald. Einladend für Wanderer und Spaziergänger. Links und rechts von je einem dicken Betonquader begrenzt. Als sei das mal eine befestigte Straße gewesen.
    Kurz darauf standen wir in dem dichten Grün.
    »Wie lange war Kurz hier drin?«, fragte Theresa.
    »Höchstens eine Viertelstunde. In dieser Zeit müsste er unserer Theorie zufolge zum Versteck des Motorrads gegangen sein, den Tank abgebaut und den Rückweg absolviert haben. Wie lange braucht man wohl für so eine Tank-Demontage?«
    »So was geht schnell. Hatte er einen Werkzeugkasten dabei?«
    »Keine Ahnung. Das Einzige, was ich gesehen habe, war die Lampe.«
    »Um einen Tank von einem Motorrad abzumontieren, braucht man etwa fünf Minuten. Dann blieben ihm je fünf für Hin und Rückweg. Das heißt, er hat sich nicht so weit in den Wald hineinbewegt wie du. Sein Versteck muss ziemlich nah hier an der Schranke liegen. Behalten wir mal die Uhr im Auge.«
    Ich hatte das Gelände nachts nicht gut sehen können. Jetzt erkannte ich, dass es sich auf der linken Seite felsig auftürmte, auf der rechten sank der Waldboden weiter ab. Irgendetwas schwirrte mir vor dem Gesicht herum, und ich schlug hektisch danach.
    »Viele Mücken gibt's hier«, sagte ich.
    Wir gingen ziemlich stramm voran. Nach einer Weile zweigte links tatsächlich ein Pfad ab und führte zwischen die Bäume. Die Stelle war mir in der Dunkelheit nicht aufgefallen.
    »Wir sind jetzt drei Minuten gelaufen«, sagte Theresa, die die Uhr im Auge behalten hatte. »Das kommt hin.«
    »Schau mal da oben«, sagte ich und deutete auf ein weißes Metallschild, das an einem Baumstamm befestigt war.
    »Betreten des Steinbruchs verboten. Lebensgefahr«, las Theresa. »Das klingt nach einem perfekten Versteck.«
    Sie bog in den schmalen Weg ein. Ich folgte ihr. Der Pfad war zugewachsen, es sah aus, als wäre hier schon lange keiner mehr entlanggekommen. Zweige und dornige Ranken streiften uns. Ich hatte das Gefühl, dass wir schlagartig ganze Insektenschwärme aufscheuchten. Plötzlich blieb Theresa stehen.
    »Hier hat er die Maschine nicht versteckt«, sagte sie.
    »Und warum nicht?«, fragte ich wedelnd.
    »Schau dir mal den Boden an. Er ist weich.«
    Ich blickte nach unten. Es stimmte. Hier war so viel Feuchtigkeit, dass wir deutliche Spuren in der Erde hinterließen. Und dass ich demnächst meine Schuhe würde putzen müssen.
    »Man kann ein so schweres Motorrad ja schlecht tragen«, sagte sie. »Er wird es zu dem Versteck geschoben haben. Und dann müssten hier Reifenspuren zu sehen sein.«
    »Vielleicht hat er die Kawasaki ja auseinander gebaut und die Teile einzeln versteckt.«
    »Glaube ich nicht. Zu aufwendig.«
    »Und wenn's in den letzten Tagen
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