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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
Autoren: Dora Heldt
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hast?«
    »Mein Gott, warum sollte ich? Das ist mir doch völlig wuppe. Und du bist an deinem Geburtstag doch mittags wieder da, oder? Na, also.«
    Doris fragte sich, was er wohl mit Wiebke machte, während er surfte. Vielleicht würde er sie einfach am Strand vergraben. Diesen düsteren Hungerhaken konnte sie sich einfach nicht vorstellen auf einem Surfbrett.
    Moritz hatte sie also hierhergebracht, allerdings ziemlich früh, weil er anschließend ja noch Wiebke abholen musste, die trotz ihrer mageren Figur keinen Platz zwischen den Taschen, Jacken und Segeln auf der Rückbank gefunden hätte. Doris, ganz entspannte Mutter, war natürlich einverstanden, es sei alles so in Ordnung, Moritz solle nur den Mund halten. Er winkte genervt ab, der runde Geburtstag seiner Mutter und ihr eigenwilliges Vorhaben waren ihm offensichtlich total egal.
    Und jetzt saß sie in ihrem Zimmer herum und fragte sich, was um alles in der Welt sie auf die Idee gebracht hatte abzuhauen. Torsten würde in drei Stunden nach Hause kommen und den Zettel auf dem Küchentisch finden:
     
    Lieber Torsten,
    ich möchte gern allein in diesen Geburtstag hineinfeiern. Am Sonntagmittag bin ich wieder zu Hause, spätestens gegen 13   Uhr. Nimm es mir nicht übel, aber es muss so sein.
    Kuss, Doris
    |44| Wahrscheinlich würde er sauer sein. Und das zu Recht. Aber sie hatte keine Lust gehabt, ihm von ihrer Auszeit, und das war eine, zu erzählen. Immer wieder hatte er in den letzten Wochen von dieser Feier angefangen, nicht einmal hatte er begriffen, wie anstrengend das für sie war. Und dann war plötzlich diese Sehnsucht da gewesen, das Verlangen, noch einmal das Gefühl von früher zu spüren. Das ging nur mit Anke und Katja.
    Trotzdem hatte sie jetzt ein schlechtes Gewissen. Dabei waren es doch nur drei Tage, die sie mit alten Freundinnen in einem Hotel verbringen würde. Das war ja nun weiß Gott keine Sensation, das machten Millionen von Frauen jedes Jahr und überall.
    Entschlossen stand sie auf, um nach unten ins Bistro zu gehen und einen Kaffee zu trinken. Von da aus hatte sie den Parkplatz und die Rezeption im Blick, vielleicht würde eine der beiden ja auch etwas früher eintreffen.
     
    Doris bekam einen Platz am Fenster, bestellte sich einen Milchkaffee und ließ ihre Blicke über den Parkplatz wandern. Sie wusste noch nicht einmal, was für Autos Katja und Anke fuhren. Was aber auch unwichtig war, vermutlich gab es sehr viel wichtigere Dinge, von denen sie keine Ahnung hatte. Sie hatten zwar über die Jahre, besser Jahrzehnte, immer mal wieder Kontakt gehabt, aber richtig viel wussten sie nicht mehr voneinander.
    Der Milchkaffee kam, Doris griff automatisch zum Zuckerstreuer, dann fiel ihr der Kostümrock ein und sie ließ die Hand wieder sinken. Es ging auch ohne.
    Katja und Anke waren beide immer noch so dünn wie vor dreißig Jahren. Jedenfalls waren sie es, als sie sich im letzten |45| Jahr, ein paar Wochen nach dem Abitreffen, in Hamburg zum Essen gesehen hatten. Torsten hatte einen Tisch in einem Restaurant an der Elbe bestellt und natürlich alles organisiert und bezahlt. Das ließ er sich nie nehmen, Doris ging das manchmal auf den Geist. Katja aber schien es nicht zu stören, sie war lässig wie immer, schön sowieso und freute sich so offensichtlich, Doris und Torsten zu sehen, dass Doris fast die Tränen kamen. Anke war etwas abgespannt, lief aber während des Abends zu alter Form auf. Sie war redegewandt wie immer, hatte einen scharfen Verstand und ein schnelles Gehirn. Im Laufe des Abends verwischten sich die Jahre, in denen sie sich nicht gesehen hatten, Doris fand die Gesichter von damals wieder, auch die alte Zuneigung war wieder da. Es war seltsam, nach all den Jahren fühlte sie sich plötzlich in die Achtzigerjahre zurückversetzt. Immer mehr Stichworte flogen über den Tisch, aus denen Geschichten wurden. Natürlich hatte auch der Wein etwas damit zu tun, dass ihre Stimmung immer ausgelassener wurde. Zumindest empfand Doris das so.
    Sie hatte sich plötzlich wieder sehr jung gefühlt. Zum Ende des Abends war Anke stiller geworden, fast schon missmutig. Egal was Torsten sagte, Anke war dagegen. Vermutlich konnte sie Alkohol nicht vertragen, manche Menschen wurden vom Wein traurig. Oder sie hatte einen stressigen Tag gehabt. Wie auch immer, Doris ließ sich den Abend nicht verderben. Und Anke war immer die Spaßbremse gewesen. Sie hatten sie früher schon zu allem überreden müssen, letztlich aber hatte sie bei allem
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