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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen
Autoren: Patricia Kay
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Auf einer Seite sah Dan einen Einbauschrank mit vorgehängten Jalousien. Er öffnete ihn auf gut Glück, und tatsächlich, da hing die leuchtend gelbe Jacke, die Glynnis ihm beschrieben hatte. Ohne Olivia loszulassen, suchte er das Etikett im Mantelkragen. Und wieder Bingo! Olivias Name und Adresse. Er hielt die Jacke so, dass Sheriff Russo das Etikett sehen konnte.
    Er nickte grimmig. „Gehen Sie nur. Bringen Sie das Mädchen nach Hause. Wir fahren inzwischen Mrs. Wilkerson zu Ihnen auf die Wache.“ Dan verlor keine Sekunde. Er konnte es kaum erwarten, Glynnis’ Gesicht zu sehen, wenn er Olivia heimbrachte.
    Glynnis kniete vor den Schachteln, in denen sie den Weihnachtsbaumschmuck aufbewahrte. Tränen standen ihr in den Augen. Am Samstag hatte sie die Sachen vom Dachboden geholt. Die Kinder waren so aufgeregt gewesen, denn sie wollten am Sonntag einen Baum kaufen und ihn am Abend schmücken. Heute war Donnerstag.
    Fünf Tage waren seit Livvys Entführung vergangen. Seither war jede Sekunde ein grässlicher Albtraum gewesen. Wo war sie?
    Glynnis holte einen glitzernden silbernen Stern aus einer Schachtel. Diese Sterne mochte Livvy am liebsten. Letztes Jahr hatte sie darauf bestanden, sie selbst aufzuhängen, und Glynnis hatte sie hochgehoben, damit sie den Schmuck auf die Zweige stecken konnte. Selbst mit zwei Jahren hatte sie schon dickköpfig auf ihrer Selbstständigkeit bestanden.
    Bitte, lieber Gott. Ich darf sie nicht verlieren. Bitte, lass sie gesund sein…
    „Glynnis?“
    Glynnis drehte sich zu Kat um, die seit fünf Tagen praktisch bei ihr wohnte.
    Glynnis hatte ihr zwar gesagt, dass sie nicht bleiben brauchte, doch Kat hatte bereits alle Termine abgesagt und ihr versichert, so lange zu bleiben, bis Olivia wieder da war. Als Immobilienmaklerin konnte sie ihre Termine frei einteilen.
    „Ich habe uns etwas Tunfischsalat gemacht“, sagte sie.
    „Danke, aber ich habe keinen Hunger.“
    „Honey, du musst bei Kräften bleiben. Wenn du nichts isst, wirst du krank werden.“
    „Ist mir egal.“
    Kat seufzte. Innerlich zählte sie bis zehn und mahnte sich, geduldig zu sein.
    „Jetzt sieh mal“, begann sie wieder. „Das ist unvernünftig. Außerdem wirst du dann nicht in der Lage sein, dich um deine Kinder zu kümmern, wenn sie wieder zu Hause sind.“ Michael war immer noch bei Gregg und Sabrina.
    Glynnis wischte sich über die Augen. „Kat…“
    Kat trat zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Was, Honey?“
    „Was, wenn… wenn sie nie mehr nach Hause kommt?“
    „Sie wird nach Hause kommen“, entgegnete Kat entschlossen. „An etwas anderes darfst du nicht einmal denken.“
    „Aber es ist jetzt schon so lang…“
    „Dan wird sie finden, ich weiß es genau.“
    „Aber wenn nicht?“
    „Er wird aber. Ich weiß…“ Sie sprach nicht weiter, als die Türglocke läutete.
    Die beiden Frauen drehten sich um. Durch das kleine Fenster seitlich an der Tür sahen sie Dan hineinspähen. Einen Augenblick lang hätte Glynnis am liebsten geschrien, er solle sich erst wieder blicken lassen, wenn er Olivia bei sich hätte.
    Aber so schnell ihr Zorn aufflammte, so schnell verging er wieder. Dan tat sein Bestes. Außerdem war es nicht seine Schuld, dass Olivia weg war, sondern ihre.
    Müde öffnete sie die Tür.
    „Oh, mein Gott!“ sagte Kat und schlug die Hand vor den Mund.
    Glynnis stand da und rührte sich nicht.
    „Mommy!“
    Glynnis würde nie, nie diesen Augenblick vergessen, und wenn sie hundert Jahre alt würde. Es war die reinste Glückseligkeit. Olivias glückliches Gesicht, Dans breites Lächeln und Kats ungläubige Rufe hinter ihr. Und ihr eigenes Herz, das vor Erleichterung und Dankbarkeit überströmte.
    Tränen rannen ihr über das Gesicht, als sie Olivia in die Arme schloss. „Oh, Livvy, Livvy, du bist gesund!“
    „Mommy, du weinst ja.“ Livvy streichelte ihr das Gesicht.
    „Ich weine, weil ich so glücklich bin.“ Glynnis verbarg ihr Gesicht an Olivias weichem Hals und atmete ihren vertrauten Geruch ein. Als sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, hob sie den Kopf und begegnete Dans Blick.
    Er stand immer noch draußen.

    „Oh, Dan, es tut mir Leid. Ich bin so glücklich, ich kann kaum mehr denken.
    Kommen Sie doch rein, und erzählen Sie alles. Wie haben Sie sie gefunden? Wo war sie?“
    Es dauerte eine gute Stunde, bis Dan alles erzählt hatte. Glynnis hielt Olivia auf ihrem Schoß und küsste sie immer wieder, bis sich die Kleine wand und sagte:
    „Mommy,
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