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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst
Autoren: Stefan Wolf
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Musik drang durch Mauern und Wände.
    Tim starrte auf die
Gegensprechanlage. Aber dort rührte sich nichts und auch der Summer blieb
stumm.
    Karl trat rückwärts zur
Passagen-Mitte und spähte zu den Fenstern der Wohnung hinauf.
    „Drei sind dunkel. Hinter einem
ist Licht. Aber man kann nicht reingucken. Der potthässliche Vorhang ist
blickdicht.“
    Tim ließ den Daumen auf der
Klingel. Aber auch das brachte nichts.
    „Ich finde“, sagte Gaby, „seine
Abwesenheit logisch. Falls er der kriminelle Einhüter der Vollwaise ist. Denn
er kam ja hinzu, als sie mit mir telefonierte. Er kann nicht wissen, wieviel
sie schon verraten hat. Also Flucht. Überstürzt ist er abgehauen — mit ihr.
Sicherlich ist er handgreiflich geworden. Und in der Eile hat er vergessen, das
Licht zu löschen.“
    „So kommt ein Stein ins Rollen“,
meinte Klößchen. „Eine Schleuserbande wird aufgerieben und ich erfahre
irgendwann, was diese Verbrecher eigentlich treiben.“
    „Ich stimme dir voll zu, Gaby.“
Tim legte seiner Freundin den Arm um die Schulter. „Aber ich glaube, es ist
noch zu früh, um deinen Vater zu verständigen. Was wir in der Hand haben,
reicht nicht aus für eine Fahndung. Nach Ivoritzki, meine ich. Dass seine
Wohnung über der Tanzschule liegt, ist zwar ein Anfangsverdacht, aber für
Maßnahmen zu mager. Da würde das ganze Präsidium gackern.“
    „Mein Papi gackert nicht.“
    „Natürlich nicht. Er ist nicht
gemeint. Aber behelligen können wir ihn noch nicht. Erst mal müssen wir
schlauer werden. Dazu gehört ein Beweis. Vielleicht wissen die Nachbarn was.“
    Er klingelte abermals. W. Maier
wurde gestört. Er ließ sich stören, jedenfalls fragte eine freundliche
Männerstimme durch die Sprechanlage, wer’s denn sei zu dieser späten Stunde. „Hartmut,
bist du’s?“
    Tim musste ihn enttäuschen. „Entschuldigen
Sie die Störung, Herr Maier. Aber wir suchen die Freundin meiner Freundin Gaby.
Die Annette ist vermutlich bei Ihrem Nachbarn Kuno Ivoritzki. Er scheint zu
Hause zu sein, jedenfalls ist Licht hinter dem Fenster. Aber er meldet sich
nicht. Wir sind jetzt in heller Aufregung. Wir möchten bei ihm an die Tür
klopfen. Können Sie uns reinlassen?“
    W. Maier schwieg verblüfft.
Offenbar überlegte er.
    Dann: „Ich verstehe nicht,
worum es geht, junger Mann. Sie sind offenbar nicht allein. Ich kann nicht
wildfremde Personen ins Haus lassen, damit der Nachbar belästigt wird.“
    „Wir sind Jugendliche, Herr
Maier. Drei Jungs und ein Mädchen. Gaby ist die Tochter von Oberkommissar Glockner,
einem leitenden Kriminalisten im Präsidium. Wir sind keine randalierenden Prolo-Kids,
sondern echt mit ‘ner Nachforschung befasst. Mit der Suche nach einem 14jährigen
Mädchen.“
    „So was ist Sache der Polizei.“
    „Verstehe. Sie wollen uns nicht
reinlassen. Vielleicht kommen wir nachher mit der Polizei zurück. Würden Sie
uns wenigstens eine Frage beantworten. Wir möchten wissen, ob Sie bemerkt
haben, dass sich bei Kuno Ivoritzki ein Mädchen in der Wohnung befindet — oder
befand. Hm?“ Maier zögerte abermals. Offenbar hatte ihn Tim heim Fernsehen
gestört. Die bei dieser Unterhaltungsform unvermeidliche Nullschaltung des
Gehirns hing ihm — Maier — noch nach. Doch dann gelang die Erinnerung.
    „Ja. Du sagst es, junger Mann.
Bei Ivoritzki sah ich gestern ein junges Mädchen. Sie ging mit ihm in die
Wohnung. Ich dachte noch, dass es bestimmt nicht seine Freundin ist. Denn dafür
war sie zu jung. Ungefähr 14. Keinesfalls älter.“
    „Klasse-Info, Herr Maier! Wenn
Sie uns nun noch reinlassen — kriegen Sie vielleicht eine
Lebensretter-Medaille.“
    „Ihr macht keinen Lärm?“
    „Niemals! Wir sind wohlerzogene
Gymnasiasten.“
    „Und keine Randale?“
    „Wir hassen Randale. Wir wollen
nur bei Ivoritzki an die Tür klopfen.“ Und sie notfalls eintreten, dachte Tim.
Aber erst wenn die Vollwaise um Hilfe ruft.
    „Also gut!“ W. Maier betätigte
den Summer. Tim drückte die Haustür auf. Karl rückte seinen City-Rucksack
zurecht — er enthielt allerlei Überlebens-Utensilien, u. a. das Handy — und
betätigte den Lichtknopf, denn im Treppenhaus herrschte wieder Stromersparnis,
also Dunkelheit.
    TKKG stiegen die Treppe hinauf.
In der ersten Etage rechts hatte W. Maier seine Wohnungstür geöffnet. Der Mann
trug Hosenträger zur grünen Krawatte, hatte einen gemütlichen Bauch und
Hamsterbacken im Vollmondgesicht.
    „Na, Gott sei Dank! Ihr seid
vertrauenswürdig. Das sieht man. Ich
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