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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer
Autoren: Marie Christen
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von Andrieu steht. Die Ausrüstung einer Truppe ist teuer. Pferde, Schwerter, Bögen, gepolsterte Waffenröcke verschlingen Unsummen. Viele Lehensgüter sind so verarmt, dass sie dieser Pflicht gar nicht mehr nachkommen können. Mittlerweile muss der König schon zusätzliche Söldnertruppen anheuern, um Frankreich verteidigen zu können. Er ist hoch verschuldet und hat einen großen Teil des Templerschatzes für diesen Zweck verwendet.«
    Violante wurde von seinem Ausbruch völlig überrumpelt. Sie hatte Mathieu noch nie so wütend erlebt. Obwohl sie einfach über ihren Kopf hinweg vermählt werden sollte und ebenfalls höchst ärgerlich war, hielt sie ihre Vorwürfe noch zurück. Erst außerhalb der Abtei fand sie den Mut, sich zu dem Heiratsbefehl zu äußern.
    »Warum habt Ihr Euch des Königs bedient?«, warf sie ihm vor. »Konntet Ihr nicht warten, bis ich Euch meine eigene Entscheidung mitteile? Musstet Ihr Zwang ausüben?« Er mied ihren vorwurfsvollen Blick. Ihm war klar gewesen, dass sie protestieren würde.
    »Ich nahm an, Ihr könntet mit einem Befehl des Königs eher leben als mit einem eigenen Entschluss. Wenn Philipp der Schöne diese Ehe befiehlt, müsst Ihr gehorchen. Dann ist es kein Verrat an Simon, so wie Ihr es im Grunde Eures Herzens doch fürchtet.«
    Violante schwieg beschämt. Jetzt galt es wohl nur noch, das Beste aus dem Unabänderlichen zu machen.
     
     
     
    V IOLANTE VON C OURTENAY
    Paris, Kathedrale von St. Denis, 7. Januar 1312
     
    Strahlendes Licht fiel in das Gotteshaus. Noch nie hatte Violante einen Kirchenraum in solcher Helligkeit erlebt. Durch die Sonne entstand auf dem Steinboden eine bunte Spiegelung. Die Schönheit der Glasfenster, der Rosetten und der Mosaiken ließ die Kälte der Jahreszeit in Vergessenheit geraten. Mathieu ging mit festem Schritt an ihrer Seite.
    Eine schlaflose Nacht lag hinter Violante, und sie misstraute ausgerechnet jetzt ihrer Stärke.
    Viele Dinge waren ihr noch einmal durch den Kopf gegangen. Vor allem Mathieus Motive hatten sie beschäftigt. Schuldete sie ihm Dank dafür, dass er ihrem Kind den Makel des Bastards ersparte, oder entsprach diese Heirat auch seinem Wunsch? Wie würde das Leben in Andrieu sein? Sie konnte es sich nicht vorstellen.
    Die Stimme eines Priesters klang wie von weitem an ihr Ohr. Er hieß sie im Gotteshaus willkommen und bedeutete ihnen, auf den Stufen vor dem Allerheiligsten niederzuknien. Der König, in Begleitung seiner Söhne und seines Hofstaats, hatte im Chorgestühl Platz genommen. Sie alle erwiesen ihnen die Ehre.
    Bevor Mathieu sein Gelübde schwor, nahm er ihre Hand und streifte ihr einen goldenen Ring mit einem grünen Stein über den Finger.
    »Mit diesem Ringe heirate ich dich. Mit diesem Golde ehre ich dich. Mit diesem Schatze beschenke ich dich«, hörte sie seine Stimme. »Ich, Mathieu, nehme dich, Violante, zu meiner Gemahlin und Gefährtin, in Freude und Schmerzen, in Gesundheit und Krankheit, jetzt und bis zum Tage meines Todes.«
    Violante überlief ein Schauer. Hoffentlich würde ihre Stimme nicht versagen. Sie blickte Mathieu fest in die Augen und entdeckte darin so viel Güte, dass sie innerlich ganz ruhig wurde. »Ich, Violante, nehme dich, Mathieu, zu meinem Gemahl und Gefährten, in Freude und Schmerzen, in Gesundheit und Krankheit, jetzt und bis zum Tage meines Todes.« Die hoch aufragenden Pfeiler und Gewölbebögen der Kathedrale verschwammen vor ihren Augen. Sie spürte, wie der Priester ihre Hände vereinte, seine Stola darumschlang und den Segen sprach.
    Es war geschehen! Es hatte nur weniger Worte bedurft. Mathieu war ihr Gemahl und sie Violante von Andrieu. Draußen vor der Kirche wartete eine große Menschentraube auf das Erscheinen des Königs. Die Vivatrufe übertönten fast die unerwartet herzlichen Worte des Monarchen an das Brautpaar.
    »Gottes Segen, Glück und eine reiche Schar starker Söhne«, fasste er seine guten Wünsche für die frisch Vermählten zusammen, ehe er Mathieu fragte: »Wann werdet Ihr nach Andrieu aufbrechen?«
    »Wenn es Eure Majestät erlauben, schon morgen. Das Wetter scheint umzuschlagen und milder zu werden. Solche Tage sind selten im Januar und wie geschaffen für eine lange Reise.«
    »Ich verliere Euch mit Bedauern, aber ich begreife Eure Eile. Gott behüte Euch und Eure schöne Gräfin, Mathieu von Andrieu.«
    Der König nickte ihr noch einmal wohlwollend zu und stieg dann auf sein Pferd, das an der Hand eines Reitknechts auf ihn gewartet hatte. Die Menge
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