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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind
Autoren: Catherine Kean
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grausamer Gedanke!
    Unmittelbar vor ihm zögerte sie. Ihr Duft, der Erinnerungen an Sommerwiesen wachrief, verlockte ihn. Ein Teil von ihm flehte um Abstand, auf dass die Versuchung nachlassen mochte.
    Er konnte nicht zurückweichen. Wie vor langer Zeit schon war er aufs Neue …
    Gefangen.
    Als sie den Kopf hob, fiel ihr das Haar in goldenen Wellen über die Schultern. In ihren Augen erblickte er einen wahren Strudel von Gefühlen. Vorsichtig und zurückhaltend musterte sie ihn. Verglich sie den Mann aus ihrem Gedächtnis mit dem, der nun vor ihr stand?
    Ein leiser Laut, nicht ganz ein Schluchzen, drang aus ihrem Mund. In jedem ihrer zittrigen Atemzüge schwang ein Hauch von Freude mit.
    Dominic war so gebannt von ihrem Duft, dass er gar nicht mit ihrer Berührung gerechnet hatte. Sachte wie die Blütenblätter eines Gänseblümchens strichen ihre Fingerspitzen über sein Kinn – eine scheue, beinahe ungläubige Erkundung.
    »Ach, Dominic!«, flüsterte sie, und Tränen strömten ihr über die Wangen. »Ich kann noch gar nicht glauben, dass du hier bist.«
    »Ich bin es.« Er ignorierte den Schmerz und ergriff ihre Hand, die er fester auf sein Gesicht drückte.
    »Wie …«, begann sie schluchzend.
    »Ich erzähle dir alles«, versprach er, »was immer du wissen willst.« Dann nahm er ihre Hand von seiner Wange und küsste die Innenfläche. »Es tut so gut, dich zu sehen, Gisela!«
    »Ja«, sagte sie leise und schaute in ihre Hand, als könnte sie seinen Kuss dort sehen.
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, ließ er den Salbentopf ins Stroh fallen und berührte eine Locke ihres Haars. Es war noch genauso erstaunlich seidig, wie er es in Erinnerung hatte. Ein Stöhnen entfuhr ihm, als sie erschauderte, aber nicht zurückwich.
    Küss sie!
, forderte eine Stimme in seinem Kopf.
Wie früher!
    Er wollte gerade einen Arm um sie legen, um sie näher an sich zu ziehen, als er Männerstimmen auf dem Tavernenhof hörte. Gisela erschrak, wich zurück und setzte sich hastig die Kapuze auf, bevor sie ängstlich wie ein Reh zur Stalltür sah.
    Ein bitterer Geschmack breitete sich in Dominics Mund aus. Er hasste es, welche Veränderung sie durchgemacht hatte!
    »Keine Angst!«, versuchte er sie zu beruhigen. »Das sind gewiss nur Bauern, die noch etwas trinken gehen wollen.«
    »Oder die beiden Männer kommen zurück.«
    Er grinste. »Wenn ja und es kommt zu einer weiteren Auseinandersetzung, werde ich dich beschützen.«
    »Du bist verletzt!«, entgegnete sie.
    »Ein bisschen, ja, aber ich kann immer noch kämpfen.«
    Bei Gott, sie schien drauf und dran, ihn zu schelten! Als wäre er ein unwissendes Kind, das nicht einmal allein seine Unterwäsche anziehen konnte, dachte er mürrisch.
    Sie streckte die Hände nach ihm aus. »Deine Wunden müssen versorgt werden. Du kannst nicht kämpfen, wenn du verwundet bist.«
    Nicht? Pah!
    »Dominic, du kannst nicht hierbleiben! Du musst mit mir nach Hause kommen.«
     
    Du musst mit mir nach Hause kommen.
    Noch während sie die Worte aussprach, nagte Giselas Angst wieder an ihr. Dominic mit nach Hause zu nehmen würde sie vor eine vollkommen neue Situation stellen, von der sie nicht wusste, wie sie mit ihr umgehen sollte. Allein bei der Vorstellung, dass er mit Ewan in einem Raum wäre, zog sich ihr der Magen unangenehm zusammen. Dennoch gab es momentan keine andere Wahl, es sei denn, sie ließ ihn in diesem Stall zurück, und das war ausgeschlossen.
    Dominic sah sie mit einem recht merkwürdigen Ausdruck an – einer Mischung aus Unglaube und Freude. Fast als hätte sie ihm gesagt, sie sollten sich beide nackt ausziehen und kopfüber von den Dachbalken baumeln.
    Jedenfalls traute sie ihm zu, sich so etwas auszumalen.
    Er räusperte sich. Leise, damit sie draußen nicht zu hören waren, sagte er: »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    Nein. Wahrscheinlich war es die dümmste Idee, die sie je gehabt hatte, aber sie lächelte zuversichtlich. »Selbstverständlich.«
    Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Wieder waren die Stimmen draußen zu hören. Sie sah zur Stalltür. Ihre Anspannung war so unerträglich, dass sie schreien wollte. Eilig bückte sie sich, um den Salbentopf aufzuheben, bevor sie Dominic bedeutete, dass er ihr folgen sollte. Mit schnellen Schritten ging sie auf die Stalltür zu.
    Hinter ihr murmelte er etwas.
    Sogleich versteifte sie sich. Sollte er noch einen unsinnigen Einwand äußern …
    Neben ihr raschelte Stroh, bevor eine starke Hand sie am Ellbogen
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