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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind
Autoren: Catherine Kean
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packte. Unwillkürlich dachte sie an Ryles unbarmherzigen Griff und fuhr ängstlich zusammen.
    Nachdem er einen leisen Fluch ausgestoßen hatte, ließ Dominic sie sofort los. Fragend sah er sie an. Zwar gab er sich sichtlich Mühe, seine Sorge nicht zu sehr zu zeigen, doch ganz verborgen blieb sie ihr nicht. »Teufel auch, Gisela, sobald wir ungestört sind, will ich wissen, warum du so verängstigt bist!«
    Dieser Befehlston gefiel ihr nicht, überhaupt nicht. Früher war er bei aller Kühnheit stets so freundlich und rücksichtsvoll gewesen. Andererseits dürfte ihm gerade die neue Härte, die sie an ihm wahrnahm, wesentlich dabei geholfen haben, die Schlachten zu überleben, die er hatte ausfechten müssen. Doch kampferprobter Krieger hin oder her, seine Ausdrucksweise weckte die mütterlich strenge Ader in ihr.
    »Wenn wir ungestört sind«, erwiderte sie leise, »wirst du deine Zunge zäumen. Du redest ja wie ein Trunkenbold!« Und sie wollte gewiss nicht Tage damit verbringen, Ewan abzugewöhnen, solche Wörter fortwährend nachzuplappern.
    Dominic lüpfte die Brauen.
    War das zu fassen? Er besaß doch allen Ernstes die Stirn … beleidigt zu sein?
    »Außerdem wirst du«, fuhr sie flüsternd fort, »mich in Gegenwart anderer Anne nennen.«
    »So wie der Bäcker vorhin?«, murmelte Dominic. »Warum?«
    »Weil ich in diesem Dorf unter dem Namen bekannt bin.«
    »Aha.« Er schmunzelte. »Und was ist sonst noch falsch – außer dem Namen?«
    »Dominic! Ich verlange lediglich, dass du deine Worte mit etwas mehr Bedacht wählst.«
    »Schon gut«, lenkte er grinsend ein. »Ich werde ein sehr braver Ritter sein.«
    Er klang wie Ewan. Noch dazu hatte er dasselbe schelmische Funkeln in den Augen. O Gott, war es wirklich klug, ihn in ihr Haus mitzunehmen? Aber was blieb ihr anderes übrig? Nichts. »Wir sollten uns auf den W…«
    Draußen brach Gelächter aus.
    Sofort wurde Dominic wieder ernst. »Hilf mir hier raus!«, flüsterte er und zeigte auf seinen langen schmutzigen Mantel.
    »Was? Wieso …«
    »Der Bäcker und der Schmiedegeselle, ebenso wie all ihre Freunde, kennen mich als Bettler. Also sollte ich die Verkleidung lieber hierlassen.« Er reichte ihr sein Messer, wand das Tau auf, mit dem der Mantel zusammengehalten war, und begann, ihn sich abzustreifen. Dabei verzog er das Gesicht vor Schmerz.
    »Lass mich das machen!« Ihr Zittern, als sie ihm half, wurde dadurch nicht weniger, dass sie deutlich spürte, wie sein Atem ihre Wollkapuze wärmte. Zudem fühlte sie die Hitze seines Körpers unter dem weiten Gewand, das kurz darauf ins Stroh fiel. Darunter trug Dominic eine schlichte braune Tunika, eine Hose und Stiefel. Ohne den weiten Umhang kam seine muskulöse Gestalt ungleich besser zur Geltung.
    Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke. Dann nahm er ihr den Dolch wieder ab und trat einen Schritt vor, um sie mit seinem Leib abzuschirmen Der Dolch blitzte im schwachen Licht.
    Mit seiner freien Hand bedeutete er ihr, still stehen zu bleiben, während er sich leise der Tür näherte, um hindurchzuspähen. Gisela entging nicht, wie er bei jeder Bewegung die Luft anhielt.
    Einen Augenblick später gab er ihr ein Zeichen, ihm zu folgen.
    »Die Männer gehen in die Taverne«, flüsterte er. »Wenn sie drinnen sind, können wir uns davonschleichen.« Während er sprach, drehte er den Dolch so, dass die Klinge unter seinem Ärmel verborgen war.
    Sie nickte und nahm die Hand, die er ihr reichte.
    Allein diese vergleichsweise harmlose Berührung reichte, um Gisela vollständig zu wärmen – wie Sonnenstrahlen, die hinter einer Regenwolke hervorkamen. Dominics Haut war ein wenig rissig, auch wenn die Sanftheit, mit der er ihre Finger umfasste, Erinnerungen an lang zurückliegende zärtliche Momente wachrief. Da war ein Hauch von Erregung und … Zugehörigkeit.
    Unsicher sah sie zu Dominic auf, der sie zur Stalltür führte. Falls er bemerkt hatte, was seine Berührung in ihr auslöste, überging er es geschickt, denn er warf ihr nicht einmal einen Blick zu. Stattdessen zog er sie dicht hinter sich, als er mit ihr aus dem Schatten in das helle Sonnenlicht trat.
    Schmutz knirschte unter seinen festen großen Schritten, die so gar nicht mehr an das träge Schlurfen des Bettlers erinnerten, den er zuvor gespielt hatte. Zügig ging er mit ihr in die enge Gasse, während grölendes Gelächter aus der Taverne drang. Gisela wagte einen Seitenblick und sah, dass zwei Männer durch die offene Wirtschaftstür
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