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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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überhaupt über alles zu informieren, was Sie gern wissen möchten?“
    Fellh schüttelt ungläubig den Kopf. Und auch Gra-koh weiß nicht, was er mit diesem Vorschlag anfangen soll.
    „Wie lange“, fragt schließlich Fellh, „soll das denn dauern, ehe wir diese Zeit erreicht haben?“
    „Nur Sekunden, Kollege Fellh.“
    „Und – wie kommen wir dann wieder nach hier zurück?“
    „Das lassen Sie getrost meine Sorge sein. Ich werde Sie dauernd im Auge behalten und werde Sie in einer halben Stunde wieder zurückkehren lassen.“
    „Ist das ein Scherz?“ erkundigt sich Fellh. „Wir haben wohl einige wunderbare Dinge über Ihre Erfindung gehört, Kollege Kamana, doch hielten wir diese Berichte für Mißverständnisse, die den Zeitungsreportern unterlaufen waren. Es ist doch beinahe unmöglich, daß ein solches Experiment …“
    „Es ist kein Experiment, meine Herren“, unterbricht ihn Kamana. „Die Funktion meiner Maschine ist längst über das Stadium des Experimentes hinaus. Wir haben schon mehr als hundert solcher Versetzungen durchgeführt. Haben Sie Mut, meine Herren?“
    Fellh und Gra-koh sehen sich noch einmal unschlüssig an. Endlich siegt die Neugierde des Forschers in ihnen. Sie geben durch ein stummes Kopfnicken ihre Einwilligung.
    „Ich werde Ihnen beiden je eine Strahlpistole mitgeben“, fährt Kan Kamana fort. „Sie wissen noch nicht, wie die Einstellung dieser Menschen zu Ihnen sein wird. Vielleicht fressen sie noch Menschen, vielleicht werden sie Sie als Feinde betrachten – Sie müssen mit allen Möglichkeiten rechnen. Sollten Sie wirklich in ernste Gefahr kommen, werde ich Sie in Sekundenbruchteilen wieder zurückrufen.“
    Antonio Stia überreicht den beiden Gelehrten je einen Protonenrevolver. Sie drehen die Waffen in den Händen und wissen nichts Rechtes damit anzufangen.
    „Bitte, nehmen Sie dort in den Sesseln Platz“, beendet Kamana ihr Zögern.
    Froh, einer eigenen Initiative enthoben zu sein, begeben sich Fellh und Gra-koh zu den Kontaktstühlen. Als sie Platz genommen haben, schaltet Kamana das grüne Auge ein. Der Widerschein seines phosphoreszierenden Glanzes spiegelt sich auf ihren Gesichtern. Voller Interesse blicken die beiden Forscher in das hypnotische Auge hinein. Sekunden später sitzen sie starr und bewegungslos und sind der Kraft des hypnotischen Blickes erlegen.
    Kamana eilt zum Bildschirm und beobachtet.
     
    *
     
    Eine heiße Sonne brennt auf den Strom, der die Strahlen blendend zurückwirft. Fellh und Gra-koh stehen am Wasser, und nur wenige Meter von ihnen entfernt ist ein dunkelhäutiger, muskulöser Mann damit beschäftigt, ein enggeflochtenes Fischnetz aus dem Flusse zu ziehen.
    Die beiden Forscher tragen feste Stiefel, ihre Schritte knirschen im Sand. Verwundert dreht sich der Eingeborene nach dem Geräusch um.
    Er erstarrt zur Bildsäule und greift erschrocken zur Hüfte, an der an einer Bastschnur ein Steinmesser hängt.
    „Wir kommen als Freunde“, sagt Fellh, während er dem Mann die Hand entgegenstreckt. Er spricht in jenem Dialekt, den die Menschen des Da-lun vor viertausend Jahren sprachen, doch er wunden sich nicht darüber, sondern betrachtet es als Selbstverständlichkeit. Denn er kommt ganz ohne Vorbehalte an diese Stelle, er weiß nicht, daß er den Sprung aus einer Gegenwart gewagt hat, die viertausend Jahre von der jetzigen Zeit entfernt ist.
    „Wer seid ihr?“ fragt der nackte Mann mißtrauisch. „Seid ihr vom Gebirge herabgekommen, um uns zu töten?“
    „Warum sollten wir euch töten?“ beruhigt ihn Fellh. „Ihr seid unsere Freunde, und wir sind die euren! Habt ihr Feinde im Gebirge, daß ihr euch fürchtet?“ Der Eingeborene dehnt die breite Brust.
    „Wir fürchten uns nicht! Auch wenn die Männer vom Gebirge Kesth zu uns herniedersteigen, so haben wir sie bis jetzt immer zurückschlagen können. Wer aber seid ihr, die ihr euch mit kunstvollen Federn behangen habt?“
    „So wißt ihr noch nicht, was Stoff ist und wie man ihn webt?“
    „Unsere Frauen flechten solchen Schutz aus langen Gräsern, die in den Niederungen und Sümpfen des Flusses wachsen, Ihr müßt von weit, weit her kommen, daß ihr solche schönen Schutzhüllen habt. Seid ihr Könige aus fernen Ländern, die über dem Meer liegen?“
    „Wir sind gekommen“, sagt Fellh, „um zu erfahren, ob hier noch Menschen wohnen. Wir wollen ihre Sitten und Gebräuche studieren und ihnen erzählen von der Welt dort draußen, in der es noch viele, viele andere Menschen
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