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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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ist es gut“, bestätigt Fellh. „Das ist also Be-is, wie es im vergangenen Jahr aussah. Nun, ich finde darin keinen Unterschied gegenüber jetzt … Halt, dort!“ ruft er erregt. „Das ist wunderbar, einfach wunderbar!“
    Kamana sieht ihn fragend an. Fellh wendet sich an seinen Kollegen Gra-koh.
    „Erinnerst du dich des Hochhauses“, fragt er, „das vor vierzehn Tagen eingeweiht wurde?“
    „Das Verwaltungsgebäude der GFG?“ fragt Gra-koh zurück.
    „Ja, dasselbe meine ich. Hier findest du das Hochhaus noch im Bau begriffen“, fährt Fellh in der gleichen Erregung fort. „Es ist also tatsächlich ein Bild aus dem vergangenen Jahr.“
    „Genau ein galaktisches Jahr von 300 Tagen“, bestätigt Kamana die Wahrnehmung des DA-LUN-Professors.
    Auch Gra-koh möchte das Bild sehen. Fellh tritt zurück, und sein Kollege blickt lange Zeit schweigend durchs Okular. Er nickt mehrere Male nachdenklich vor sich hin.
    „Es ist kein Zweifel möglich“, sagt er endlich. „Das ist Be-is, wie es vor einem Jahr aussah.“
    „Gut, meine Herren, Sie haben sich überzeugt“, meint Kamana. „Und welches Jahr wollen Sie jetzt haben?“
    „Wenn es Ihnen möglich ist“, entgegnet Fellh, „dann hätte ich die Stadt gern nach dem großen Galaktischen Kriege gesehen.“
    „Das können wir genau ausrechnen“, lächelt Kamana. „Sie wollen die Stadt unmittelbar nach ihrer Zerstörung sehen?“
    „Ja, bitte, wenn es möglich ist.“ Die Maschine verrichtet ihre Arbeit. Im Nu hat sie auf das gewünschte Datum zurückgeschaltet. Es summt und brummt, dann fliegt ein gedruckter Zettel heraus. Kamana stellt die Maschine auf die Ausrechnung ein. Dann flimmert es zum zweiten Mal auf dem Bildschirm. Die Stadt Be-is, grau in grau, schwarzverkohlt, mit in die Luft ragenden Kaminen, den traurigen Überresten der ehemaligen Häuser.
    Fellh und Gra-koh blicken auf den Bildschirm. Sie blicken nicht lange darauf, sondern treten schon nach Sekunden zurück.
    „Ja, das ist es“, sagt Fellh. „Wenn nicht der Strom und die Berge wären, könnte man meinen, es mit einer fremden, unbekannten Stadt zu tun zu haben. Aber es ist das frühere Be-is. Wir haben noch Fotoaufnahmen aus der vergangenen Zeit – genauso sieht Be-is darauf aus. Und was wollen wir jetzt sehen?“
    „Es liegt an Ihnen, Kollegen“, sagt Kamana. „Wir haben die Stadt Be-is jetzt in zwei Phasen der Vergangenheit kennengelernt. Kennen Sie eine dritte Phase, die Ihnen vielleicht noch von alten Bildern her in der Erinnerung geblieben ist?“
    „Ja“, nickt Professor Gra-koh. der Geologe. „Wir kennen die Stadt noch aus der frühesten Zeit ihrer Entstehung. Es ist allerdings – vom heutigen Tag an gerechnet – rund viertausend Jahre her. Wäre es Ihnen möglich …“
    Antonio Stia hat schon die Maschine eingestellt.
    Kan Kamana steht vor dem Okular. Er sieht anstelle der vorherigen Trümmer einige primitive Hütten, die an den unregulierten Ufern des Stromes Kannah errichtet sind. Einige Menschen bewegen sich am Fluß.
    „Bitte, meine Herren!“ fordert Kamana die beiden Professoren auf.
    Die beiden Gelehrten blicken schweigend durchs Okular. Es ist die gleiche Landschaft, die sie erblicken, es ist die Mündung des Stromes ins Meer – aber sie liegt etwas näher gegen das Land hin. Der Strom hat sich im Lauf der Jahrtausende ein Delta geschaffen und seine Ablagerung immer weiter hinausgetragen. Das Gebirge bietet noch den gleichen Anblick, es hat sich nicht verändert.
    Die beiden Da-lun-Professoren zeigen hundertprozentiges Interesse. Sie bitten Kamana, noch näher heranzugehen, damit sie die Ureinwohner ihres Planeten aus nächster Nähe betrachten können.
    Kamana stellt die Handräder auf absolute Nähe ein. Er tastet sich durch millimeterweite Verschiebungen an einen der „Wilden“ heran.
    „Wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie sich in voller Person an diese Stelle versetzen lassen“, schlägt Kamana vor. „Dann können Sie sich auch mit den betreffenden Leuten unterhalten.“
    Die beiden Männer sehen sich betroffen an.
    „Wie?“ fragt endlich Fellh etwas unsicher. „Ich verstehe nicht ganz.“
    Kamana lacht die beiden Professoren freundlich an, und auch Antonio Stia kann sich eines Schmunzelns nicht erwehren.
    „Ja, meine Herren Kollegen, Sie haben noch längst nicht den Clou meiner Erfindung erfaßt. Ich fragte Sie: Haben Sie Lust, sich jetzt dort in eigener Person zu bewegen, sich mit diesen Leuten zu unterhalten, sie zu fragen und sich
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