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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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„Vielleicht hätten wir uns bei den Angriffen der Menschen und des Raubtieres zu sehr auf diese Hilfe verlassen …“
    „… und wären gefressen worden“, ergänzt Stia trocken. „Sie haben da übrigens noch einen grünen Grasflecken an der Hose, Professor Fellh. Wo haben Sie sich den geholt?“
    Die beiden Gelehrten des Da-lun starren den kleinen grünen Fleck an. Dieser grüne Fleck ist der schlagende Beweis, daß sie diese Reise in die Vergangenheit gemacht haben, dieser grüne Fleck ist – 4000 Jahre alt!
    „Und nun wollen wir – wenn es meinen Herren Kollegen angenehm ist – weiter zurückgehen“, unterbricht Kan Kamana die Nachdenklichkeit der beiden Universitätsprofessoren.
    „Wieviel?“ erkundigt sich Antonio Stia, während er den Zeithebel in die Hand nimmt.
    „Sagen wir – fünfzigtausend Jahre?“ wendet sich Kamana fragend an seine beiden Gäste vom Da-lun.
    Stia ist schon am Werk. Die Maschine rechnet und spuckt das Ergebnis aus. Stia schaltet. Der Bildschirm flammt auf. Kamana steht am Okular, stellt es auf Sicht von hundert Meter Höhe.
    Träge fließt der Strom Kannha. Das Gebirge steht wie einst. Die Hütten sind verschwunden, nein, es hat sie zu jener Zeit noch nicht gegeben. Kein Mensch ist zu sehen. Links und rechts des Stromes blinken Sümpfe. Das Meer ist nahe herangerückt.
    Kamana fordert die beiden Professoren durch einen stummen Wink auf, sich das Bild anzusehen. Sie starren beide lange Zeit auf das trostlos-leere Bild, das sich ihnen bietet. 50 000 Jahre zurück – welch eine endlos lange Zeit! Es besteht kein Zweifel: Es ist die gleiche Stelle, an der jetzt die Hafenstadt Be-is liegt. Der Strom hatte zur damaligen Zeit seine Ablagerungen noch nicht so weit ins Meer hinausgeschickt, das Meer hatte noch weite Flächen des Landes bedeckt, die heute freiliegen und als Fundament für eine große Hafenstadt dienen.
    Ein langweiliges Bild für den, der die Landschaft nicht kennt – hochinteressant für jeden, der weiß, um was es sich handelt. Fellh und Gra-koh tauschen gedämpfte Bemerkungen aus. Für Gra-koh, den Geologen, ist der Bildschirm so spannend, als sähe er einen Kriminalfilm.
    „Ich hatte niemals geglaubt, daß ich hier so etwas erleben würde, Kollege Kamana“, sagt er außer Atem. „Man könnte dieses Bild stundenlang ansehen und fände doch immer wieder Neues … Und es ist Ihnen auch möglich, uns in diese Landschaft zu versetzen?“
    „Aber natürlich, Kollege Gra-koh“, entgegnet der Erfinder. „Haben Sie Lust?“
    „Ach, nein, wir wollen doch lieber erst einmal unser Programm abwickeln.“
    „Sie geben also nach allem, was Sie bis jetzt gesehen haben, zu, daß wir uns auf diesem Bild rund 50000 Jahre vom heutigen Zeitpunkt in die Vergangenheit zurück begeben haben?“
    „Darüber kann gar kein Zweifel bestehen. Alles, was man auf dem Bild sieht, deutet darauf hin. Das Meer, das noch weit ins Land hineinreicht, die Sumpfbäume, die Sümpfe selbst, die Riesenfarne – genauso haben wir uns die Landschaft vorgestellt, die vor 50 000 Jahren an dieser Stelle gewesen sein könnte. Interessant wäre es natürlich, wenn wir auch Menschen sehen könnten, aber das läßt sich natürlich nicht auf Kommando herbeiführen.“
    „Wollen wir jetzt das Rad der Zeit um eine Million Jahre zurückdrehen?“ fragt Kamana nach einer Weile.
    „Sollte Ihrer Maschine das möglich sein?“ forscht Gra-koh.
    „Ich habe mit solchen Zeitentfernungen noch nicht gearbeitet. Aber ich will es riskieren.“
    Mit atemloser Spannung warten die vier Männer die Vorbereitungen ab.
    Kan Kamana begibt sich selbst an den Einstellhebel. Nur langsam und vorsichtig drückt er ihn nieder. Dann blickt er durchs Okular.
    Es dauert diesmal lange, ehe sich ein Bild zeigt. Schon fliegt der Schatten einer Enttäuschung über das markante Antlitz Kamanas, als sich sein Körper plötzlich strafft.
    Die Photonen haben sich zur Größe des Bildschirmes verdichtet. Langsam wird das Bild schärfer, langsam entstehen die Konturen von Bäumen und Wasser, langsam wird das Bild erkennbar. Kamana wartet mit geheimer Ungeduld, jeden Augenblick gewärtig, daß die Kapazität der Maschine überschritten und dadurch die Maschine selbst unbrauchbar werden würde.
    Nichts dergleichen geschieht. Das Bild wird deutlich sichtbar. Und nach einer halben Minute, während der die anderen den Atem anhalten, kann man den Versuch als gelungen betrachten.
    Was ist zu sehen? Eine urweltliche Landschaft mit riesigen
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