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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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zum Ursprung dieser Häuser zurückzugehen, nicht wahr?“
    „Ob das wohl möglich wäre?“
    „Man müßte es versuchen. Wollen wir noch einmal hunderttausend Jahre zurückgehen?“
    „Ob das nicht zuviel ist, Professor?“
    „Wir werden es ja sehen. Vergessen Sie nicht, daß wir den Ursprung des Lebens überhaupt erforschen wollen. Was bedeuten da hunderttausend Jahre?“
    Um die Maschine nicht zu überanstrengen, läßt Kan Kamana das jetzige Zeitalter von einer Million Jahren stehen und hängt die geplanten hunderttausend Jahre noch an. Die Maschine wirft den Zettel mit dem Entfernungsergebnis heraus. Langsam drückt Kamana die Maschine auf die gewünschte Kapazität.
    Das Bild auf dem Bildschirm, der sich im Innern der Maschine befindet, ist verschwunden. Doch schon zuckt es wieder hell auf; eine verwirrende Menge von Punkten, Linien und Strichen erscheint, die sich wie von selbst zu einem geschlossenen Ganzen ordnen. Dann kommt Ruhe in das Bild.
    Und Kan Kamana, der am Okular steht, prallt zurück.
    Noch einmal blickt Kamana durch das Okular.
    „Das ist doch Unsinn“, murmelt er. Und dann noch: „Man hätte die Maschine noch einmal vom Anfang aus arbeiten lassen sollen.“
    „Was ist denn los, Kollege Kamana?“ unterbricht Fell das Schweigen der Umstehenden.
    „Ach“, antwortet Kamana etwas aufgeregt. „Es ist da ein Fehler passiert. Wir müssen das Bild noch einmal erfassen. Noch einmal von der Nullstellung aus.“
    Mehr ist aus ihm nicht herauszuholen. Kamana stellt die Hebel diesmal persönlich ein, wartet geduldig auf die Ausrechnung, überfliegt den Zettel mit der zwanzigstelligen Zahl und läßt dann die Maschine in Aktion treten. Er geht noch nicht zum Okular, sondern wartet geduldig eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Seine Ruhe geht auf die anderen über, die nicht ahnen, daß diese Ruhe nur eine gespielte ist. Sie ahnen nicht, daß Kamanas Herz bis zum Zerbrechen klopft, daß er sich mit geheimer Furcht endlich ans Okular begibt.
    Zögernd wirft er einen Blick durch die Glasscheibe. Dann wendet er sich brüsk um.
    „Also doch!“ sagt er laut. „Es war kein Irrtum, den ich vorhin feststellte. Sehen Sie selbst hindurch, liebe Kollegen! Was Sie dort sehen, ist die Stadt Be-is vor l 100.000 Jahren. Die Maschine irrt sich nicht.“
    Fell und Gra-koh treten vor die beiden Okulare. Und fast zur gleichen Zeit sind die Schreie der beiden Forscher zu vernehmen. Alles hatten sie erwartet – nicht aber dieses!
    Sie sehen eine Stadt, wie sie die Phantasie eines begabten Technikers aufgezeichnet haben mochte. Sie wissen nicht, wohin sie zuerst blicken, über was sie sich zuerst wundern sollen. Turmartige Hochhäuser aus Stahl und Glas in gewagtesten, modernsten Konstruktionen, die neben-, zwischen-, übereinandergebaut sind, durchzogen von Hochstraßen, die teilweise frei in der Luft schweben. Die Luft aber wimmelt von fliegenden Menschen, pfeilförmigen Raketenfahrzeugen, blitzschnellen Scheiben. Zwischen den hohen Häuserschächten liegen in der Tiefe die Straßen, die durch künstliches Licht taghell erleuchtet sind. Windschnelle Fahrzeuge huschen mit beängstigender Geschwindigkeit durcheinander, doch es gibt keinen Unfall, keinen Zusammenstoß. Dazu kommt noch die kilometerlange Front der Kaimauern, an denen stromlinienverkleidete Schiffe aller Größen verankert sind. Kein Mensch arbeitet, alle Arbeit wird entweder von Robotern oder von Spezialmaschinen ausgeführt. Die Gehsteige der Straßen sind schwarz von Menschen. Sie bewegen sich auf Rollbändern. Auf dem Strom Kannha bewegen sich Boote mit schäumenden Bugwellen, an den Ufern des Stromes stehen gläserne Villen von einmaliger Schönheit, die in phantastischen Gärten versteckt gebaut sind.
    Die Stadt ist unübersehbar. Sie ist umstellt von riesigen Stahltürmen, die irgendeine Bedeutung haben müssen. In einem Teil der Riesenstadt befinden sich hohe Kuppeln, deren Bedeutung ebenfalls nicht zu erkennen und zu erraten ist.
    Einzig und allein das hochansteigende Gebirge zeigt, in welcher Gegend man sich befindet. Doch dieses Gebirge ist von unbeschreiblicher Höhe. Wenn man die Höhe der Berge vorher auf rund 1500 Meter schätzte, so ragen jetzt schneebedeckte Gipfel von mindestens 4000 Meter Höhe in den blauen Äther und verstärken noch den Eindruck der Schönheit, die diese Stadt in ihrer Gesamtheit zwischen Meer und Gebirge aufweist. Hochgebaute Straßen, die über weite Strecken frei in der Luft schweben, streben strahlenförmig
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