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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht
Autoren: Hans Koppel
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ihr Zimmer, putzte sich die Zähne und starrte ihr Spiegelbild an.
    »Leg dich hin«, sagte sie.
    Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und sah, dass Lukas angerufen hatte. Sie schaute auf die Uhr, Viertel nach elf, und rief ihn zurück. Seine Stimme klang schläfrig.
    »Entschuldige, habe ich dich geweckt?«
    »Kein Problem.«
    »Wir waren noch in der Bar«, sagte Anna. »Und haben uns mit ein paar Golfspielern unterhalten, die uns einen Drink ausgegeben haben.«
    »Wie nett.«
    »Schläft Hedda?«
    »Was glaubst du?«
    »Es tut mir leid, dass ich nicht früher angerufen habe.«
    »Liebling, ich habe auch schon geschlafen.«
    »Okay, okay. Tut mir leid. Wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe.«
    »Ich dich auch. Schlaf gut. Bis morgen.«
    »Ja.«
    Sie legte auf und nahm das Netzteil aus der Tasche, um das Handy aufzuladen.
    Anna sah sich um. Das Zimmer sah aus wie alle Hotelzimmer. Bett, Plasmafernseher, ein Schreibtisch, der nie benutzt wurde, mit dazugehörigem Stuhl, auf dem immer nur Kleider abgelegt wurden. Auf dem Tisch eine Kunstledermappe mit Informationen über Wi-Fi und Frühstückszeiten sowie Reklamebroschüren über die Gegend. Ein kleines Badezimmer mit einer Reserverolle Toilettenpapier sowie einem wohlgefüllten Seifenspender.
    Er hatte nach Erdbeere geschmeckt. Wie ihr Lipgloss aus der frühen Teenagerzeit. Sie würde verdammt noch mal keine Dummheit begehen, die sie anschließend nur bereute. Sie war nicht einmal betrunken, jedenfalls nicht ausreichend, um das anschließend als Entschuldigung vorbringen zu können.
    Sie atmete in ihre Hand, um zu prüfen, ob sie Mundgeruch hatte, nahm ihren Zimmerschlüssel und machte sich auf den Weg zu Zimmer achtzehn. Sie schaute sich rasch um und klopfte. Er öffnete.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst«, sagte er.
    Seiner Stimme war anzuhören, dass das eine freudige Überraschung für ihn war. Er trat einen Schritt beiseite und hielt die Tür auf. Anna trat ein. Sie wollte nicht im Korridor stehen bleiben und riskieren, gesehen zu werden.
    »Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich nicht komme«, sagte sie.
    »Okay.«
    »Ich kann so was nicht, ich bin glücklich verheiratet. Wir haben eine Tochter. Das sagte ich ja bereits.«
    »Willst du was trinken? Wein?«
    »Nein, ich gehe wieder. Wirklich.«
    Er sah sie an, nickte.
    »Okay.«
    Mehr sagte er nicht. Er versuchte nicht, sie zum Bleiben zu überreden. Anna trat von einem Fuß auf den anderen und sah sich um. Das Zimmer sah genauso aus wie ihres.
    »Darf ich dir noch eine Frage stellen?«, sagte sie schließlich.
    »Natürlich.«
    »Warum hast du mich geküsst?«
    »Weil ich Lust dazu hatte.«
    »Findest du es okay, einfach so jemanden zu küssen?«
    »Und weil ich dachte, dass du es auch willst.«
    Anna nickte. Sie versuchte, ihre Lungen mit Luft zu füllen. Ihre Atmung war unregelmäßig, fast hektisch. Erik trat einen Schritt auf sie zu.
    »Keine Verpflichtungen«, sagte er.
    Sie drehte den Kopf zur Seite und schaute zu Boden. Da spürte sie seine Hand auf der Hüfte.

5
    Er schnarchte beim Einatmen. Das bedeutete, dass er schlief. Also konnte Anna aus dem Bett steigen und aus dem Zimmer schleichen. Sie wollte sich gerade aufrichten, als sein Arm auf ihren Bauch rutschte.
    Der Arm eines fremden Mannes auf ihrem Bauch. Ein Beweis ihrer Sünde. Sie hatte ihren Ehemann betrogen, mit einem anderen geschlafen. Was vor fünf Stunden noch undenkbar gewesen war und was sie sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen hätte ausmalen können, war jetzt ein unverrückbares Faktum. Sie betrachtete den Arm. Wie der restliche Körper war er geschmeidig und muskulös.
    Der Sex. Gute Güte, Sex mit einem Unbekannten war in den meisten Fällen unbeholfen und täppisch, begleitet von Versprechungen, Missverständnissen, Versagen und gespieltem Interesse. Zumindest wie Anna sich aus ihrer eigenen Jugend daran erinnerte. Guter Sex war das Ergebnis harter Arbeit. Dafür waren Nähe, Geborgenheit und Vertrautheit erforderlich. Dass zwei Körper ohne Vorgeschichte füreinander geschaffen sein könnten, hatte sie bislang nicht einmal geahnt.
    Sie schob Eriks Arm beiseite und stand auf. Es war immer noch dunkel draußen. Anna entdeckte ihren Slip am Fußende des Bettes. Ihre Bluse lag achtlos beiseitegeworfen auf dem Fußboden, ihr BH und die Nylonstrumpfhose ebenfalls.
    Als Anna die Hand nach ihrem BH ausstreckte, hörte sie hinter ihrem Rücken ein Klicken. Sie drehte sich um. Erik lag im Bett, sein Handy in der
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