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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht
Autoren: Hans Koppel
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hitzig den nächsten Gang ein. »Du hältst es für wirtschaftlich, zu flicken und zu reparieren. Aber das gilt nicht für alles. Manchmal muss man …«
    »Das Auto funktioniert einwandfrei. Mir will nicht in den Kopf, dass ich Geld spare, indem ich ein neues kaufe. Erklär mir, was daran sinnvoll sein soll, ein einwandfreies Auto auszutauschen, statt unser zwanzig Jahre altes Dach zu reparieren.«
    Lukas schüttelte den Kopf.
    »Du hörst mir ja doch nicht zu«, erwiderte er eingeschnappt.
    »Lukas, ich höre dir zu. Aber der Teufel soll mich holen, wenn …«
    Sie schwiegen.
    »Und? Wie geht es Trude?«, fragte Lukas, als sie an Schloss Krapperup vorbeifuhren.
    »Bestens.«
    »Die zweitschönste Frau der Welt.«
    Anna sah ihren Mann an. Auch wenn sie sich gelegentlich in die Haare gerieten, dauerte es nie lange, bis sie sich wieder versöhnten.
    »Du bist süß«, sagte Anna und legte Lukas eine Hand zwischen die Beine. »Zweitschönste …«
    »Bitte, nicht, während ich fahre.«
    »Okay.«
    Sie betrachtete ihn amüsiert.
    »Ich dachte, es gefällt dir, wenn ich dich anfasse.«
    »Sex beim Fahren überlassen wir doch lieber den Teenagern. Aber ich könnte doch irgendwo halten, und wir …«
    »Gerne, wenn wir etwas mehr Zeit hätten«, erwiderte Anna.
    Sie schaute aus dem Seitenfenster. Den Rest des Weges schwiegen sie.
    »Fast eine halbe Stunde«, stellte Anna mit einem Blick auf die Armbanduhr fest, als Lukas vor dem Hotel hielt.
    »Viel Spaß, Liebling.«
    Sie beugte sich vor und küsste Lukas auf den Mund.
    »Dir auch. Wir telefonieren heute Abend.«

3
    Anna warf die Beifahrertür zu, winkte und ging auf den Eingang zu. Zwei Männer wuchteten riesige Golftaschen aus dem Kofferraum eines Autos. Sissela und Trude hatten gerade eingecheckt und ihre Zimmerschlüssel in Empfang genommen.
    »Wir sehen uns in zehn Minuten auf der Veranda«, zwitscherte Sissela und verschwand mit einem gedehnten »Ciaaaao«.
    Anna checkte ein und ging auf ihr Zimmer. Sie hängte die Bluse, die sie abends tragen wollte, auf einen Bügel, wechselte die Schuhe und nahm einen Block und die Liste mit Artikelvorschlägen mit, die sie in der Woche zuvor zusammengestellt hatte.
    »In der Thermoskanne ist Kaffee«, sagte Trude, als Anna das Besprechungszimmer betrat.
    »Danke, aber ich nehme erst mal ein Wasser.«
    Anna bediente sich und nahm am Tisch Platz.
    »Wirklich eine schöne Aussicht«, meinte Sissela und schaute aus dem Fenster.
    »Wie ist es, wollen wir gleich loslegen?«, fragte Sissela und nahm eine aufrechtere Haltung ein.
    Gegen halb eins war die weibliche Führungstroika des Familienjournals mit der Planung bis Ostern fertig und konnte sich guten Gewissens zum Mittagessen ins Restaurant begeben.
    Trude verschaffte sich routiniert einen Überblick über das Männerangebot. Falls sie ein interessantes Exemplar entdeckte, würde sie sich schleunigst ans opulente Büfett begeben und so tun, als würde sie sich bedienen. Allen Männern im Lokal würden die Augen aus dem Kopf fallen. Das Ganze war Show, aber Trude konnte nicht anders. Es lag in ihrer Natur. Die ständige Aufmerksamkeit, die ihr seit dem Eintritt in die Pubertät zuteilgeworden war, konnte ihre Bedürfnisse nicht stillen. Im Gegenteil, jedes schmachtende Augenpaar war ein weiterer Spatenstich am unerschöpflichen Brunnen ihrer Selbstbestätigung. Was hieß hier Brunnen? Abgrund, unersättlicher Schlund, eine kleinere Kontinentalverschiebung.
    Anna war das unbegreiflich. Nur ihre Schönheit hinderte Trude daran, noch öfter die Initiative zu ergreifen als so schon. Sie machte den Männern Angst. Nur der Bodensatz wagte sich vor, jene Männer, die nichts zu verlieren hatten.
    Trudes Mann war die Ausnahme. Erfolgreich, gut aussehend, ein sowohl zärtlicher Ehemann als auch fantastischer Vater. Soweit Anna wusste, ließ er nichts zu wünschen übrig und neigte im Gegensatz zu den meisten anderen Männern weder zu Selbstmitleid noch Unzufriedenheit.
    »Was ist mit den Reportagen?«, fragte Sissela, nachdem sie satt und zufrieden wieder ihre Plätze auf der Veranda eingenommen hatten. »Wie läuft die Nachruf-Serie?«
    Sissela meinte die Reportagereihe »Ende des Spiels«, eine Art ausführlicher Nachruf über Menschen, die vorzeitig aus dem Leben gerissen worden waren, in dem Angehörige sich über ihre Trauer und Sehnsucht nach einem plötzlichen, unerwarteten Todesfall ausbreiten konnten. Für das Gros der Artikel war der in Stockholm ansässige, freiberufliche
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