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Beck Wissen - Antimaterie - Auf der Suche nach der Gegenwelt

Beck Wissen - Antimaterie - Auf der Suche nach der Gegenwelt

Titel: Beck Wissen - Antimaterie - Auf der Suche nach der Gegenwelt
Autoren: Dieter B. Hermann
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einmalig hoch. Zweitens könnte ... geklärt werden, ob wenigstens die fundamentalen Schwierigkeiten beseitigt werden können ... Drittens stellt die Beschäftigung mit fundamentalen Ja-Nein-Ungewißheiten eine interessante und produktive Anstrengung dar, die zur Be-fruchtung vieler physikalischer und technischer Disziplinen führen würde.“ {10}
     
     
Waffensysteme und andere Anwendungen
     
    Keine bahnbrechende neue Erkenntnis, die nicht auch ihr Doppelgesicht hätte! Alle großen Entdeckungen der Naturwissenschaft und Technik bergen die Gefahr in sich, entgegen den oftmals naiven Träumen der Forscher auch zum Schaden der Menschen angewendet zu werden. Ob Raketentechnik, Kernspaltung oder Gentechnologie - jede große technische Innovation trägt einen Januskopf. Auch die Entdeckung der Antimaterie hat - zumindest in der Science Fiction - längst das Arsenal moderner Zerstörungswaffen bereichert. Wenn heute eine Konferenz über die praktischen Perspektiven der Antimaterie stattfindet, bleibt die Waffentechnik dabei nicht ausgeklammert. Auf der Tagung über Antiprotonenphysik im wallisischen Villars im Jahre 1987 sprach unter anderem R. Forward von der Hughes Aircraft im Auftrag der US Airforce zum Problem der Raketenantriebe mit Antimaterie. Dabei streifte er auch die Waffenproblematik und erklärte, daß von einer militärischen Anwendung der Antimaterie keine Rede sein könne. Ähnlich wie bei den Raketentriebwerken ist eine Antimateriewaffe angesichts der enormen Energiemengen, die bei der Zerstrahlung frei werden, natürlich nicht prinzipiell ausgeschlossen, sondern lediglich wegen der zur Zeit zur Verfügung stehenden geringen Mengen an Antiprotonen nur in weite Ferne gerückt. Jedenfalls hat der Vortrag von Forward die allgemeine Haltung der Verantwortlichen damals bekräftigt, daß die finanzielle Unterstützung für die Antimaterieforschung hinausgeworfenes Geld wäre.
    Andere Anwendungen von Antiteilchen - außerhalb der physikalischen Grundlagenforschung -gehören hingegen heute schon zum Alltag. So gelang es amerikanischen Medizinern des National Institutes of Health unweit Washington z.B. schon in den siebziger Jahren, Positronen für die Hirnforschung einzusetzen. Einem Patienten wird dabei radioaktiver Zucker injiziert, bei dessen Zerfall Positronen freigesetzt werden. Treffen diese im Blut des Patienten auf Elektronen, kommt es zu Zerstrahlungen und damit zur Emission von Röntgenstrahlung. Aus der Messung dieser Strahlung läßt sich ableiten, wo im menschlichen Gehirn gerade am meisten Zucker verbrannt wird. Das Verfahren nennt sich Positronen- Emissions-Tomographie und gibt anhand des Zuckerstoffwechsels einen direkten Einblick in das Hirngeschehen während verschiedener Aktivitäten, wie z.B. Sprechen, Rechnen oder Musikhören. Auch Tumore können mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie diagnostiziert werden. Doch damit endet auch schon das Erscheinen von Antiteilchen auf der Bühne des täglichen Lebens. Andere Anwendungen sind Zukunftsmusik und werden es wohl noch geraume Zeit bleiben.
    So stellt die Antimaterie-Forschung zwar viele grundlegende Erkenntnisse bereit, ist geeignet, das gegenwärtige physikalische Weltbild vielleicht sogar zu erschüttern oder die Lebensgeschichte des Universums besser zu verstehen, doch in unserem Alltag werden wir sie wohl noch lange vergebens suchen. Ob allerdings ein Buch über Antimaterie in 20 Jahren auch an dieser Stelle enden wird, ist eine offene Frage.
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