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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
Autoren: Lucy Silag
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auch nur im Entferntesten akzeptabel war. Jetzt verwandelte sich meine Nervosität in Angst.
    Ich saß in der Patsche. Sie würde nur noch wütender werden, wenn ich ihr zu erklären versuchte, dass ich das Geld für ein Zimmer in einem Luxushotel ausgegeben hatte, um mit einem Typen zu schlafen (oder es zumindest zu versuchen), der noch nicht mal mein Freund war. Hätte ich doch nur eine bessere Entschuldigung vorbringen können!
    Durch mein schlechtes Gewissen wuchs ein dicker Kloß in meinem Hals, und ich brachte es nicht über mich, ihr zu erzählen, warum ich sie nie zurückgerufen hatte: Ich hatte schlicht und ergreifend keine Lust gehabt. Wieder dachte ich an PJ. PJs Mom lebt in Vermont auf irgendeiner schrecklichen Ranch oder im Wald oder so ähnlich. Die Frau wird nie mehr mit ihrer schönen, andersartigen Tochter telefonieren können. Beschämt schniefte ich.
    »Ja genau, das habe ich mir schon gedacht. Du wirst morgen Nachmittag direkt im Anschluss an die Schule zu Madame Sanxay gehen. Du zahlst ihr zurück, was du ihr schuldest, und dann wirst du für sie arbeiten, damit du auch mir die Schulden zurückzahlen kannst.«
    Ich erschrak. »Nein!« Jäh überkam mich das Gefühl, dass meine Welt in ihren Grundfesten erschüttert wurde. Das klingt vielleicht ziemlich dramatisch, aber ich konnte wirklich spüren, dass mein ganzes Leben - meine Existenz, mein Ich - sich verändern würde.
    »Doch. Ich habe deine Shopping-Eskapaden im Herbst nicht vergessen. Die Verkäuferinnen, die noch heute von der Provision deiner Käufe zehren dürften, haben dich wahrscheinlich ebenfalls in liebevoller Erinnerung.«
    »Wie lange soll das dauern?«, fragte ich, während ich mir gleichzeitig die Federbettdecke über den Kopf zog. Hätte ich doch bloß weitergeschlafen und nicht gehört, wie Marithe meinen Namen rief, als das Telefon klingelte. Wäre ich doch bloß in Cannes geblieben!
    »Das gesamte Schulhalbjahr, Schatz«, antwortete sie. Ich konnte ihr anhören, dass die Unterhaltung sie allmählich langweilte, und ihr Blick wanderte wahrscheinlich schon zu ihrem Computerbildschirm und zu den E-Mails, die in ihrem Posteingang warteten. Ich sog die Luft ein und wagte den Sprung.
    »Und was, wenn ich Nein sage?« Das war ein riskanter Schachzug, aber ich war mir todsicher, dass ich das niemals schaffen würde. Was zu viel war, war zu viel.
    »Nein? Was meinst du mit Nein?«
    »Im Ernst«, begehrte ich verzweifelt ein letztes Mal auf. »Es sind drei Kinder. Drei! Und die Sanxays leben in einem entsetzlichen Apartment! Es mag sich ja vielleicht im 6. Arrondissement befinden, aber das merkt man so was von gar nicht, wenn man erst mal drinnen ist!«
    »Alex, entweder du tust das oder du kommst nach Hause«, sagte meine Mom sauer, jetzt wieder ganz bei der Sache. »Dann gehst du wieder auf die Brooklyn Prep. Willst du das wirklich? Wenn ja, dann storniere ich sofort das Schulhalbjahr und setze dich in den nächsten Nachtflieger nach New York. Du kannst gleich morgen früh in deiner alten Schule sein.«
    Ich malte mir aus, wieder in der Brooklyn Prep zu sein, zurück in meinem alten Französisch-Kurs. Jeremy ist in der 12. Klasse, aber auch er würde dort sein, zusammen mit allen anderen, denen ich lauthals vorgeschwärmt hatte, wie sagenhaft toll es in Paris werden würde.
    »Und es gibt wirklich keine andere Möglichkeit?« Ich dachte fieberhaft nach, ob mir irgendwelche Alternativen einfielen. »Du kannst das nicht wieder in Ordnung bringen?«
    »Nein, Alex! Verstehst du denn nicht? Du bekommst eine letzte Chance - eine allerletzte. Andere Leute sollten mal so viel Glück haben wie du. Du hast in deinem Umfeld das Vertrauen in dich völlig zerstört. Vor allem meins.« Sie seufzte tief. »Natürlich könnte ich auch diesmal für dich bürgen und dich da rausholen, aber das werde ich nicht!«
    Im Geiste sah ich Zack vor mir, der stumm nickte und sich das Durcheinander ansah, das ich in meinem Zimmer veranstaltet, das ich aus meinem Leben gemacht hatte. Ich unterdrückte einen verzweifelten Seufzer.
    Meine Mom setzte an, um noch mehr zu sagen, hielt dann aber inne. »Ich muss Schluss machen.« Damit legte sie auf.
    * * *
    Uber den Lärm der Espressomaschine hinweg fällt mir plötzlich auf, dass Zack noch immer nicht aufgetaucht ist. Das ist das erste Mal, dass er unser tägliches Kaffee-Date auslässt. Während ich die Menschen um mich herum beobachte, die in die Bäckerei hinein- und mit ihren Heißgetränken wieder hinauseilen,
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