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Beachrats

Beachrats

Titel: Beachrats
Autoren: Tobias Jäger
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zuhörte.
    »Klar, kein Problem. Komm ruhig rüber«, sagte er und legte auf. »Verdammt! Das war George, nicht Will«, sagte er zu mir.
    Ich musste lachen.
    Alles was er tat und sagte amüsierte mich. Ich schätze, das ist eine Art Honeymoon-Effekt.
    »Hat er gesagt, was er will?«
    »Nein. Er sagte nur, dass er mit uns reden möchte.«
    »Ich habe George und David vorhin in der Einfahrt gesehen. Es schien, als würden sie eine sehr ernste Unterhaltung führen und beide deuteten immer wieder auf unser Haus.«
    Rick zuckte zur Antwort nur mit den Schultern, dann trank er einen Schluck von seinem Kaffee.
    Es dauerte nicht lange, bis es an unserer Hintertür klopfte. Da sie offen war, kam George sofort herein.
    »Hi Jungs«, begrüßte er uns. »Freut ihr euch schon auf das große Spiel morgen?«
    »Klar«, antwortete Rick. »Wir haben ein paar Freunde eingeladen. Hast du nicht auch Lust, vorbei zu kommen?«
    »Würde ich gerne. Aber ich bezweifle, dass ich dazu kommen werde, das Spiel zu sehen.«
    Die Fröhlichkeit, die George für gewöhnlich ausstrahlte, war verschwunden.
    »Ist alles in Ordnung? Du wirkst besorgt«, sagte ich.
    »Meine Eltern sind in Kanada im Urlaub und hatten einen Unfall. Mom ist tot und Dad liegt momentan im Koma.«
    »Verdammte Scheiße. Das tut uns leid«, sagte Rick.
    »Können wir dir irgendwie helfen?«, fragte ich.
    »Ich habe ehrlich gesagt eine ziemlich große Bitte an euch. Ich muss so schnell wie möglich dort hin. Ich kann David aber nicht mitnehmen. Ich habe für unbestimmte Zeit frei bekommen - entweder bis alles geklärt ist oder bis sie mich dringend brauchen. Je nach dem, was zuerst eintritt. Aber David würde zu viel in der Schule verpassen. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie lange ich dort sein werde.«
    »Du möchtest, dass wir ein Auge auf ihn haben?«, fragte Rick.
    »Mehr als das. Ich hatte gehofft, dass er bei euch bleiben könnte, solange ich mich um die Angelegenheiten meiner Eltern kümmere. Es kann ein paar Tage, aber vielleicht auch ein paar Wochen dauern.«
    »Was denkt David darüber? Er hat zwar schon die eine oder andere Nacht bei uns verbracht. Aber bist du dir sicher, dass er sich für einen längeren Zeitraum hier wohlfühlen würde?«
    »Ehrlich gesagt war es seine Idee, euch zu fragen.« George lächelte. »David macht momentan eine schwierige Zeit durch. Er hat mich darum gebeten, es euch zu sagen. Er traut sich selbst nicht.« George holte tief Luft. »In der letzten Woche, seitdem er vom Camping-Trip mit den Scouts zurückgekommen ist, haben wir uns unterhalten. Am Mittwoch Abend hat er mir gestanden, dass er schwul ist.«
    Er sah uns erwartungsvoll an.
    »Und...?«
    »Und ich glaube, dass er sich mit dem Gedanken noch nicht richtig anfreunden kann.«
    »Wie steht es mit dir?«, fragte Rick.
    »Mit mir? Er ist mein Sohn. Ich habe ihn immer geliebt und daran wird sich auch nichts ändern. Ich hatte gehofft, das wüsstet ihr.«
    »Beruhige dich, George. Kevin und ich haben nie daran gezweifelt. Ich wollte es nur noch einmal von dir hören.«
    »Er wird in der nächsten Zeit eine Menge Unterstützung brauchen. Ich würde ihm dabei gerne helfen, aber was weiß ich schon? Selbst wenn das mit meinen Eltern nicht passiert wäre, hätte ich euch um Hilfe gebeten. Es kam für mich übrigens nicht wirklich überraschend. Wie war es mit euren Eltern?«
    Rick und ich schüttelten den Kopf.
    »Wann musst du los?«, fragte Rick.
    »So schnell wie möglich. Ich habe David gebeten, ein paar Sachen zu packen, damit er nicht immer zwischen unseren Häusern hin und her pendeln muss. Ich hoffe, ihr sagt ja. Denn ich habe leider keine anderen Optionen.«
    Rick und ich sahen uns einen Augenblick lang an. Es war eine Art wortloser Kommunikation und ich wusste wie seine Antwort lauten würde.
    »Natürlich«, antwortete ich. »David ist bei uns immer willkommen.«
    »Danke, Jungs«, sagte George und umarmte uns beide. »Ich schulde euch was.«
    »Blödsinn«, antwortete Rick. »Wir helfen euch gerne. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob wir die Richtigen sind, um für einen Teenager die Elternrolle zu spielen.«
    »Unsinn«, sagte George. »Ich könnte mir niemanden vorstellen, der für einen schwulen Jungen besser geeignet wäre. Ihr wisst gar nicht, dass ihr es für David bereits einfacher gemacht habt. Und um es direkt zu sagen: für mich auch.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich.
    »Schaut euch an. Ihr seid jung, gebildet, erfolgreich, offensichtlich über beide
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