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Titel: be-coming
Autoren: Simon Rhys Beck
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BMW, wie ich sah, als sie langsam auf mich zurollte. Auf ihr saß Falk, seine schlanke Gestalt war unverwechselbar. Vor der Treppe hielt er an und nahm den Helm ab. Er sah hervorragend aus in der schwarzen Lederhose und der engen Lederjacke. Um seine schmalen Hüften schmiegte sich ein Nierengurt.
    Er grinste mich an. »Guten Morgen, Cieran. Wie wäre es mit einer kleinen Rundfahrt?«
    Ich grinste zurück. »Gute Idee.«
    Langsam stieg ich die Stufen hinunter. Ich wusste, dass ich mich auf die Maschine quälen musste, aber ich hatte große Lust mitzufahren. Ich hatte noch nie auf einem Motorrad gesessen. Mit einer Hand stützte ich mich schwer auf Falks Schulter ab, während ich mit der anderen Hand mein Bein unterstützte. Falk wartete geduldig.
    Als ich endlich saß, drehte er sich zu mir um und setzte mir seinen Helm auf den Kopf.
    »Es wäre schade um deinen hübschen Kopf«, sagte er lächelnd. »Halt dich mit beiden Händen an mir fest.«
    Er startete die Maschine, und mir blieb nichts anderes übrig, als mich an ihm festzuhalten. Gemächlich fuhren wir über die gepflasterten Wege, die zum Pferdestall und an diesem vorbei Richtung Weiden führten. Dort beschleunigte er schließlich.
    »Halt dich vernünftig an mir fest, damit du ruhig sitzen kannst.« Seine Stimme wurde durch den Fahrtwind nach hinten, an mein Ohr getragen. Ich rutschte näher an ihn heran und schlang meine Arme um seinen athletischen Körper. Es war sehr fremd, ihm so nah zu sein.
    Als wir die Weiden hinter uns gelassen hatten, führte ein kurzer Schotterweg zu einer gut ausgebauten Straße. Ich spürte, wie Falk sich spannte, als er richtig Gas gab.
    Wie ein Geschoss rasten wir die Straße entlang. Bäume und entgegenkommende Fahrzeuge flogen an uns vorbei wie grüne, rote und blaue Bälle, die aus einer Tennistrainingsmaschine schossen. Der Wind riss an meiner Hose, blähte meine Jacke auf. Verlor Falk bei dieser Geschwindigkeit die Kontrolle, würde ich unweigerlich gehäutet werden.
    Unwillkürlich schlossen sich meine Arme enger um Falks Taille, der diesen Geschwindigkeitsrausch in vollen Zügen genoss.
    Einige Kilometer folgten wir der Straße, und Falk reizte die Maschine bis zum Optimum aus. Und nach und nach stellte ich mich auf die Geschwindigkeit ein, spürte ein angenehmes Kribbeln in der Magengegend. Falk fuhr sehr sicher, ich glaubte nicht, dass er mich mit seinem Höllengefährt direkt in selbige befördern würde. Außerdem trug ich den Helm – nicht er.
    Doch er brachte mich wohlbehalten wieder zurück. Mit einem kleinen Ruck bockte er die Maschine auf und hielt mir grinsend seinen Arm entgegen. Seine grauen Augen blitzten vergnügt.
    Ich stützte mich darauf und kletterte vom Sitz herunter. Trotz seiner schmalen Gestalt war Falk ausgesprochen kräftig. Er hätte wahrscheinlich nicht einmal Schwierigkeiten damit, mich hochzuheben. Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich. Ich erinnerte mich nur ungern an die Zeit, in der mich alle hatten tragen müssen, an die Zeit, die ich im Rollstuhl verbracht hatte ...
     

5
    CIERAN
     
    Ich war kaum für eine halbe Stunde in meinem Zimmer gewesen, hatte die Beine hochgelegt und mein Buch aufgeschlagen, da hörte ich das leise Klopfen an der Tür und sagte: »Herein.«
    Michael trat ein, mit gesenktem Kopf. »Möchtest du baden und eine Massage?« Seine Stimme war verblüffend jung und unmännlich.
    Irritiert sah ich ihn an. »Ja, warum nicht?« Den Vorschlag, nach meinem Motorradausflug ein kleines Bad zu nehmen, konnte ich kaum ablehnen. Meine Muskulatur verspannte sich immer rasend schnell nach jeder noch so kleinen Anstrengung.
    »Darf ich dir helfen beim Baden?«
    Ich runzelte die Stirn und fragte mich, was das nun schon wieder bedeuten sollte. Aber ich verspürte den Drang, sein Angebot anzunehmen. Außerdem hatte Falk ihn vermutlich geschickt – warum eigentlich nicht?
    Ich verblüffte mich also selbst, indem ich »Ja« sagte und ging langsam hinter ihm her. An der Treppe wartete er auf mich, um mir zu helfen. Ich ließ es zu, doch die Hitze, die er ausstrahlte, ließ mich erschaudern. Ihn umgab eine dunkle Aura, die ich sehr intensiv spürte, wenn ich ihm so nah war. Ich versuchte, dieses Gefühl in den Hintergrund zu kämpfen.
    Falks Vorstellung von einem Baderaum war natürlich genauso ausgefallen wie er selbst. Der Raum glich eher römischen Thermen – mit riesigen ovalen Badewannen, Marmorfußboden, mit interessanten Ornamenten und großen Grünpflanzen – als einem
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