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be-coming

be-coming

Titel: be-coming
Autoren: Simon Rhys Beck
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zusammenhängt?«
    Ich schluckte hörbar, erneut traten Tränen in meine Augen. Ich schämte mich wegen meiner Schwäche. Mit erstickter Stimme presste ich ein »Ja« heraus.
    »Wenn du mir davon erzählst«, sagte er sanft, »wird es wahrscheinlich sofort leichter für dich.«
    Ich sah ihn ärgerlich erstaunt an, betrachtete ihn länger, als ich es den gesamten Abend über getan hatte. Warum sollte ich es ihm erzählen? Sein Tonfall machte mich plötzlich wütend.
    »Lass mich mit diesem Psycho-Quatsch in Ruhe«, zischte ich unfreundlich und war mir der Tränen, die wieder über meine Wangen liefen, nur allzu bewusst.
    »Sie hat dich wirklich verletzt«, stellte Falk nüchtern fest. Er zögerte einen Moment, dann sagte er: »Sie war sauer, weil du sie nicht ficken konntest, nicht wahr?«
    Ich stöhnte leise. »Warum hat Lisa dir das erzählt?« fragte ich und war im nächsten Moment so enttäuscht und frustriert wie schon lange nicht mehr. Und sofort schrillten alle meine Alarmglocken – was hatte sie noch über mich erzählt?
    Er sah mich nachdenklich an. »Menschen erzählen mir alles, was ich wissen möchte.«
    »Sie hatte kein Recht dazu«, stellte ich fest und zog in Ermangelung eines Taschentuchs die Nase hoch.
    Er holte ein Taschentuch aus der Hosentasche und reichte es mir.
    »Sie will nur dein Bestes, Cieran. Sie liebt dich.«
    Es war eigenartig, das aus seinem Mund zu hören. Ich wusste, dass Lisa mich liebte, aber ich war wirklich wütend, dass sie es diesem Mann gesagt hatte. Dass ich nicht konnte, wusste nur eine Handvoll Leute – und das war mir nur recht.
    »Haben Psychologen nicht auch eine Art Schweigepflicht?« Ich versuchte nicht, meinen Zynismus zu verbergen. Lisa hatte sich zu meiner persönlichen Therapeutin gemacht – obwohl sie der Tod unserer Eltern auch arg mitgenommen hatte. Wenn sie also meinte, ich sei ihr Patient, oder Klient, wie auch immer, dann hatte sie kein Recht, einem Fremden solche Details zu offenbaren.
    Falk zuckte nur mit den Schultern. »Sie meint, dich beschützen zu müssen.«
    »Toll ...«
    »Vielleicht machst du noch so einen unselbstständigen Eindruck?« Er verzog amüsiert die Mundwinkel, als er meine Verärgerung bemerkte.
    »Was willst du von mir?« fauchte ich ihn an.
    Er grinste. »Nichts.«
    Langsam stand er auf. »Das heißt – doch. Hast du nicht Lust, für einige Zeit mit zu mir zu kommen? Mal weg von deiner Schwester?«
    »Willst du mich einladen?«
    Er nickte. »Ich habe ein recht schönes Haus in Santa Monica, Platz hätte ich auch noch für dich. – Überleg es dir, bis morgen.«
    Er drehte sich um und öffnete die Tür.
    »Warte.« Sein Vorschlag reizte mich. Vielleicht hatte er recht, vielleicht musste ich endlich mal aus allem raus. Urlaub bei dem berühmten Schriftsteller Falk Arthur – warum nicht?
    »Ich komme mit dir.«
    Er nickte langsam. Sein Gesicht blieb im Dunkeln. »Schön. – Schlaf gut, Cieran.« Und leiser fügte er hinzu: »Du bist viel zu schade für eine Frau wie Sue.«
     
     

3
    FALK
     
    Wir fuhren über die breite Allee zu meiner geliebten Villa. Links und rechts säumten Platanen unseren Weg, die ein wenig Schatten spendeten.
    Die Villa war in den 50er Jahren erbaut worden, ein weißer Protzkasten im neospanischen Stil, mit vielen kleinen Erkern und unzähligen Fenstern. Ich fuhr den gepflasterten Weg entlang, vorbei an den ersten Grünflächen, die zu meinem Grundstück gehörten, vorbei an den Anfängen des Gartens, in dem wunderschöne Zypressen, Zedern und Jacarandas gepflanzt waren, und parkte direkt vor der Tür. Cieran sah mich interessiert an.
    »Gehört das alles dir?«
    Ich nickte, nicht ohne Stolz. Ich hatte hart dafür gearbeitet. Verdammt hart.
    Wir stiegen aus dem Wagen, und ich passte mich seinem Tempo an, stützte ihn, als wir die Stufen hinauf zum Eingang erklommen. Er hielt das für peinlich, ich für zuvorkommend.
    Bevor ich noch den Schlüssel zücken konnte, öffnete sich die Tür. Michael war da – er hatte uns bereits gehört. Mit gesenktem Kopf trat er an die Seite.
    »Falk.«
    Das war seine einzige Begrüßung. Aber wie immer klang er so unterwürfig, dass es mir warm den Rücken hinunterlief. Und er sah großartig aus, denn er trug lediglich eine hautenge, kurze Latexhose. Gordon hatte offensichtlich mit ihm gearbeitet.
    Er hatte einen perfekten Körper, auch wenn ich persönlich ihn für etwas zu muskulös hielt. Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich Cierans verwirrten
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