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BAUhERrNOPFER

BAUhERrNOPFER

Titel: BAUhERrNOPFER
Autoren: Sebastian H. Geyer
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Irgendetwas ist wohl mit den Terminen schief gelaufen, also muss sie mitkommen zu den Finanzierungsgesprächen. Das wird sicher lustig, vor allem da wir im Glauben ohne Kinder unterwegs zu sein, sämtliches Spielzeug zuhause ließen.
                Nachdem die Telefonpartner letzte Woche durchwegs freundlich waren, machen wir uns guten Mutes auf den Weg zur ersten Bank auf unserer Liste, die Sparkasse . Der Berater der uns begrüßt findet es nicht der Mühe wert sich namentlich vorzustellen - was vor allem aufgrund der Tatsache, dass es nicht derjenige ist mit dem ich telefonierte etwas eigenartig ist - zeigt uns aber hocherfreut diverse Grundbuchausdrucke und Luftaufnahmen unseres Grundstücks, und vor allem des Hauses meiner Eltern.
                »Was genau hat das Haus meiner Eltern mit unserem Gespräch heute zu tun?« frage ich den Mann, dessen Namen ich noch immer nicht weiß aber vermutlich auch nicht mehr wissen will, um zu erfahren, dass in unserer Situation »...kein Leiberl zu reißen ist!« Was im Bankerjargon wohl eine schlechte Bonität beschreiben dürfte. Er unterbreitet uns seinen Vorschlag mit einer erstaunlichen Selbstsicherheit. »Die Sparkasse würde sich freuen Ihnen das Geld für ihr Bauvorhaben zur Verfügung zu stellen. Ihr Grundstück und das Haus besichern wir mit fünfzig Prozent indem sich die Sparkasse im zweiten Rang im Grundbuch verewigt. Für die verbleibenden unbesicherten siebzigtausend Euro nehmen wir einfach das Haus ihrer Eltern Herr Hechter, und einen Bürgen benötigen wir auch. Da sie, Frau Hechter ja noch in Karenz sind, würde sich möglicher Weise ihre Mutter zur Verfügung stellen. Die Bürgschaft läuft dann in etwa bis sechs Monate nach ihrem Wiedereinstig ins Berufsleben, und kann nach einer erneuten Bewertung eventuell gelöscht werden.«
                Über die Freude der Sparkasse uns dieses Angebot zu unterbreiten besteht kein Zweifel, da es für sie absolut ohne Risiko wäre und gute Zinsen einspielen würde. Nachdem ich den ersten Schock überwunden habe, fasse ich kurz zusammen »Die Sparkasse würde unser Haus mit Grund gemeinsam zum Wert des unbebauten Grundstücks bewerten, das nagelneue Haus meiner Eltern belasten und meine Schwiegermutter ins Boot holen, und kann bei diesen Voraussetzungen trotzdem nicht sagen ob die Finanzierung genehmigt wird!?« Ein freundliches und leicht überhebliches Nicken seitens des Bankangestellten später befinden sich Babsi, Emma und ich auf dem schnellsten Weg hinaus aus der Bankfiliale. Der Weg den ich einschlage, stellt sich allerdings als Sackgasse heraus, da ich in einem Abstellraum lande. Ich hätte schon beim Betreten der Filiale auf geeignete Wege für den Rückzug achten sollen. Ob ich mich überhaupt von Herrn Sparkasse verabschiedete, könnte ich nicht mit Sicherheit sagen, aber alles außer unflätigen Beschimpfungen aus meinem Mund, ist ohnehin als Zeichen enormer Selbstbeherrschung zu werten.
                »Das war die erste von sechs Banken auf unserer heutigen Liste. Es kommt sicher noch was Besseres nach.« versucht Babsi meinen Ärger zu vertreiben, und schafft es bis zu unserem nächsten Termin tatsächlich. Dieser ist in der Nachbargemeinde im Geschäftslokal der Erste und wird im Auftrag von Frau Meixner durchgeführt. Was im Auftrag bedeutet erkennen wir, als uns eine Praktikantin am Ende ihres Teenager-Alters begrüßt. Sie stellt sich als Beatrix Korn vor und erklärt uns ihre Rolle als Kundenberaterin ohne Entscheidungskompetenzen. Die würden ganz bei Frau Meixner liegen. Während sie das sagt flackern ihre Augenlider, sodass ich vermute ihre Kontaktlinsen würden ihr Probleme bereiten. Möglicherweise hat sie heute in der Früh aber auch einen kräftigen Schluck von ihrer Anti-Pickel-Tinktur genommen. Im schlimmsten Fall werden wir gerade Zeugen eines epileptischen Anfalls. Glücklicher Weise kennt sich Babsi mit Erster Hilfe aus, ich hätte keine Ahnung wie ich das Leben der Praktikantin retten könnte.
                Als sie das Büro verlässt um unsere Ausweise zu kopieren meint Babsi »Ist die Tussi komplett gestört? Flirtet da mit dir obwohl ich daneben sitze!« Jetzt wird mir einiges klar, darum hat diese Beatrix bis jetzt auch hauptsächlich mich angesehen als sie mit uns sprach. »Mal schau'n ob wir mit der Bank ins Geschäft kommen, falls du die Tante nicht vorher schon killst!« versuche ich die Situation in meiner gewohnt feinfühligen Art
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