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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Paul Walz
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Schultern.
    »Wer wusste von der Sauerei?«
    »Alle Gesellschafter und wahrscheinlich diese Pick.«
    »Elvira Pick?«
    »Sie war letzte Geschäftsführerin, und ich habe sie angerufen, aber dieses blöde Weib hat mich abprallen lassen. Die Probleme würden nicht aus ihrer Zeit stammen.«
    »Das konnte sie eigentlich nicht wissen. Deine Proben waren ja nach der Auflösung gezogen worden.«
    »Doch.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich habe, wie gesagt, ein bisschen gestochert. Ein Bekannter von mir, der gleich neben dem Gelände gewohnt hat, hatte Ende der Achtziger den Verdacht, dass aus der ehemaligen Kippe Gift austritt. Er hat eine Probe analysieren lassen, die eine ganze Reihe von Schwermetallen und auch in Spuren Dioxin nachgewiesen haben, jedoch knapp unter den damaligen Grenzwerten. Er ist daraufhin zu Görgen gelaufen, ohne natürlich zu wissen, dass der Vorzeigeöko mit da drinhing. Der hat ihn nur abgewimmelt, da könne man nichts machen und so weiter. Ich denke, da sind bereits die ersten Investitionen für die Futtermittelfabrik gelaufen und die wollte man nicht verlieren, denn Biofuttermittel von einem belasteten Grundstück verkauft sich nicht eben blendend. Die haben also zu Beginn der Neunzigerjahre, und zwar pikanterweise schon vor Errichtung ihrer Produktion, von der Verseuchung gewusst und alles unter den Teppich gekehrt. Hätte ich nun die Nachtragsliquidation beantragt, wäre die Bombe geplatzt.«
    »Was für ein verlogenes Pack!« Lichthaus schüttelte den Kopf. »Nur, was bringt mir das für meinen Fall?«
    »Du bist der Polizist«, sein Schwiegervater stapelte die Unterlagen aufeinander. »Ach so, da war noch etwas. Vor einiger Zeit hat mich mein Nachfolger angerufen und wollte Informationen zu dem Vorgang.«
    »Warum?«
    »Ihm war eine alte Akte auf den Tisch gesegelt, in der eine Frau, die an einer Immunschwächekrankheit gelitten hat, nach Gründen für ihre Erkrankung gesucht hat. Sie hatte mehrere Jahre in der Futtermittelfabrik gearbeitet. Er sollte diese Geschichte abschließen.«
    »Wann ist diese Anfrage eingegangen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Kannst du dich an den Namen der Frau erinnern?«
    »Nein.«
    »Ruf den Mann bitte an.«
    »Jetzt?«
    »Ja!«
    »Ob der um die Uhrzeit da ist?«, Karl ging hinaus zum Telefon, als Lichthaus’ Handy wieder läutete.
    »Hauptkommissar Lichthaus?«, eine fremde Stimme. Er bejahte.
    »Wachtmeister Braun hier. Wir haben einen Otto Schmitt, der angibt, dass Ihre Frau verschwunden sei.«
    Lichthaus erstarrte. Angst traf ihn wie ein Faustschlag. »Was soll das heißen: verschwunden?«
    »Nun, sie ist verschwunden.«
    Er brüllte so laut, dass er Clara Bentheim eine Tasse fallen lassen hörte: »Jetzt geben Sie mir gefälligst einen ordentlichen Bericht!«
    Der Kollege schluckte hörbar. »Also, Schmitt gibt an, er sei eingeschlafen und beim Aufwachen habe er mit dem Kind allein im Auto gesessen. Von Ihrer Frau keine Spur.«
    »Weiter! Wo sind Sie?«
    »Vor dem Kunstbedarf in der Castelforte Straße. Die Verkäuferin erinnert sich an Ihre Frau und glaubt gesehen zu haben, wie ein Mann sie angesprochen hat.«
    »Leiten Sie eine Fahndung ein! Auf der Stelle! Ich sende Ihnen ein Foto. Sofort eine Fahndung einleiten! Bringen Sie Herrn Schmitt und meine Tochter nach Hause. Ich bin unterwegs.« Er trennte die Verbindung und sendete ein Foto, das er in der vergangenen Woche mit dem Handy von Claudia aufgenommen hatte, als sie im Atelier gearbeitet hatte. Ihm war schlecht, und er musste sich einen Moment auf die Sofakante setzen, um nicht umzukippen, als er Clara sah, die mit angstvollen Augen in der Küchentür stand. »Was ist mit Claudia?«
    »Sie ist verschwunden.« Tränen stiegen in ihm auf, und die Stimme versagte, allein ein kaum hörbares Flüstern brachte er hervor: »Wir sind bedroht worden, und jetzt ist sie weg. Otto und Henriette sitzen im Auto, und sie ist plötzlich weg.« Er starrte sie hilflos an.
    Seine Schwiegermutter schlug in dem Augenblick die Hände vor den Mund, als Karl hereinkam. »Wir hatten Glück, er war noch da. Sie heißt Ute Bläske. Die Anfrage kam von ihrem Mann Ernst Bläske ... Was ist hier los?«
    Doch Lichthaus gab keine Antwort mehr, sondern rannte los. Vergaß seine Jacke und die Akte, übersah die schreckensweiten Augen, rannte einfach los.

    *

    Es war zwanzig vor sieben, als Scheinwerfer die Dunkelheit der nur schwach beleuchteten Straße durchschnitten und ein großer Lkw auf das Tor von Schneider & Jost zusteuerte.
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