Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Paul Walz
Vom Netzwerk:
Steinrausch, Siran und das SEK duckten sich in den Schatten der benachbarten Halle, wo sie seit Einbruch der Dämmerung in Alarmbereitschaft ausharrten. Nun sahen sie das gleiche Prozedere, dessen Zeuge Jan Brünjes wenige Tage zuvor schon geworden war. Der Lastwagen zog eine kleine Kurve und stieß dann rückwärts an die Laderampe. Männer rollten mit Hubwagen herbei und begannen, die Paletten aus dem Hänger zu laden. Kältewolken stoben im Licht der Beleuchtung in den Himmel wie Nebel. Zehn Minuten später war das Fleisch ausgeladen und das schwere Gefährt verschwand vom Hof, um nur ein paar Straßen weiter von einer Streife angehalten zu werden, die eine zeitraubende Routineprüfung durchführte. Dem Fahrer, einem fünfunddreißigjährigen Bulgaren, war es egal. Er legte sich in seine Koje und schlief, solange man ihn nicht brauchte.
    Kurz nach dem Transporter verließen die Arbeiter das Gelände. Müde schlurften sie durch das Tor, ohne einen Blick auf das benachbarte Gebäude zu werfen. Ihr mauliges Gespräch über die unmöglichen Arbeitszeiten klang noch ein wenig zu den wartenden Beamten hinüber, dann kehrte Stille ein. Die Techniker hatten eine Wärmebildkamera auf die Halle gerichtet, auf deren Monitor sie nun die Lage sondierten. Die beiden Albaner lungerten im Sozialraum herum, während es sich Billen im Fahrerhaus des Alleenhoftransporters bequem gemacht hatte. Die lachende Kuh zierte die Seitenwände, ein Zynismus, der Siran zum Grinsen gebracht hatte. Zwei rot flimmernde Silhouetten kamen eben die Treppe herunter und verschwanden dann.
    »Ressler und Görgen müssten jetzt im Kühlhaus sein. Das ist so gut isoliert, dass die Kamera keine Chance hat.«
    Steinrausch dachte kurz nach. Er hatte gehofft, dass Lichthaus noch rechtzeitig einträfe, doch nun hing es an ihm, zu entscheiden. »Das passt. Wahrscheinlich etikettieren sie gerade in diesem Augenblick um. Wir gehen rein!«
    Kaum eine Minute später schnitt das SEK einen mannshohen Durchschlupf in den Zaun zu Schneider & Jost. Der Draht wurde niedergetreten, und die dunklen Gestalten schossen geräuschlos mit vorgehaltenen Waffen über den Parkplatz, um sich an der Treppe zur Rampe zu sammeln. Siran und Steinrausch warteten an der Umzäunung auf das Ende des Einsatzes. Sie wollten hineingehen, wenn die Männer verhaftet wären, und die Beweise sichern. Zunächst lief es wie geplant. Auf ein Handzeichen hin wandte sich die Hälfte der Gruppe zur Vorderseite des Gebäudes, während sich die andere zum hinteren Eingang aufmachte. Sie kannten die Pläne und fanden ihre Wege. Es faszinierte Siran, wie Mitglieder des SEK fast völlig mit der Dunkelheit verschmolzen und geisterhaften Schatten gleich agierten.
    Die Panne kam, als ein Bewegungsmelder die vorbeihuschenden Gestalten registrierte und den vorderen Teil des Parkplatzes unvermittelt in grelles Licht tauchte. Sofort drückten sich alle gegen die Wand der Halle, aber es war schon zu spät. Sie konnten sehen, wie Billen im Fahrerhaus aus seinem Dämmerschlaf hochschreckte, die Augen zu schmalen Schlitzen gezogen. Er brüllte augenblicklich los: »Die Bullen! Vorsicht, die Bullen kommen!«
    Einer der Beamten erreichte in wenigen Schritten die Fahrertür, riss sie auf, zog den sich wehrenden und laut brüllenden Mann ins Freie und knallte ihm die Faust ins Gesicht. Billens Brüllen ging in ein schmerzverzerrtes Stöhnen über, dann ließ er sich ohne weitere Gegenwehr mit einem Kabelbinder fesseln, während der Rest des SEKs losstürmte.
    Siran begann zu schwitzen. Das Risiko des Einsatzes war nach oben geschnellt wie die Kugel beim Hau den Lukas, und schon waren die ersten Schüsse aus dem Inneren zu hören. Pistolenschüsse von einer großkalibrigen Waffe.
    »Verdammt, das geht daneben. Komm!« Steinrausch lief mit Siran im Schlepptau geduckt über den Platz und fluchte auf den Bewegungsmelder. Mit gezogenen Pistolen erreichten sie die Wand, als das Licht erlosch und das Gelände wieder in Dunkelheit versank, die nur der schwache Schein der Straßenbeleuchtung durchbrach.
    »Ich sichere die Tür, du die Rampen!« Dann war er weg.
    Siran lauschte. Die Schießerei hatte sich in den hinteren Teil des Gebäudes verlagert. Langsam zog er sich an der Kante der kleinen Betonfläche nach oben, die die Hubwagen beim Ausladen zum Rangieren benötigten, und kauerte sich an den Rand. Jetzt herrschte gespenstische Ruhe. Niemand rief oder sprach, kein Waffenklirren, einfach nichts.
    Auch drinnen waren die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher