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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben
Autoren: Hans Fallada
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Vernünftigen, mit denen sich reden läßt.«
    »Ich danke. Daß die mich rausschmeißen und verhauen! Da sind mir der Justizrat und Henning lieber.«
    |644| »Und du zahlst fünfundzwanzigtausend Mark.«
    » Ich
keinen Pfennig. Dafür mach ich doch all die Arbeit.«
    »Und es ist sehr die Frage, ob die Bauern ihren Führern parieren werden, wenn die befehlen: Der Boykott ist alle.«
    »Warum denn nicht? Wenn die Geld kriegen? Sage mir nur, wie ich das Geld zusammenkriege …«
    Aber wenn Gareis das weiß, so sagt er es nicht. Er spendiert mehr Wein, mehr Schnaps. Er ist in glänzender Stimmung. Er erzählt von der Stadt Breda, in die er berufen ist, von seinen Plänen …
    »Du bist wieder mal der Schlauste«, stellt Manzow fest. »Du haust ab und läßt uns hier im Dreck sitzen.«
    Gareis sagt: »Ja, ich hau ab. Ich laß euch sitzen. Wie oft ihr das nun noch sagen werdet in den nächsten Monaten und Jahren. Gareis, der ist schlau gewesen, den Mist hat er gemacht, und dann haut er ab.«
    »Ist doch auch so«, stellt Manzow fest.
    »Wenn ihr nicht solche Idioten wärt«, sagt Gareis, »könnte man wirklich weinen.«

    4

    Aber ganz umsonst ist der Nachtbesuch bei Gareis doch nicht gewesen. Auf dem Heimweg durch die Nacht, durch die Dunkelheit, kommt Manzow die Erleuchtung.
    So geht es. – Er telefoniert mit der »Bauernschaft«.
    »Kann nicht einer von Ihnen mal rüberkommen, daß wir alles wegen der Übergabe besprechen? – Ja, wir müssen doch ein bißchen Tamtam machen. – Herr Stuff kommt? Dann ist ja alles in Ordnung. – Das Geld, ja das Geld ist auch da. – Glauben Sie doch nicht, was die Roten schreiben! Der Opfermut unserer Bürgerschaft hat sich wieder glänzend bewährt. – Nein, ganz leicht war es nicht, aber
ich
hab’s geschafft. – Ich denke doch, bald. Nächste Woche noch, das wäre drei oder vier Tage vor den Wahlen. – Sagen wir Sonnabend, den siebzehnten Oktober? – Gut. Einverstanden. Ich erwarte Herrn Stuff.«

    |645| 5

    »Warum sind Sie eigentlich so mißtrauisch, Herr Stuff?« sagt Manzow. »Wenn es jetzt nicht Abend wäre, ginge ich mit Ihnen zur Sparkasse und zeigte Ihnen die fünfundzwanzigtausend.«
    »Ich glaube im Leben nicht, daß die hier das Geld aufgebracht haben. Ich kenne doch die Altholmschen! Sie wollen uns reinlegen. Wissen Sie was, lassen Sie mich mit dem Direktor sprechen oder mit dem Sparkassenrendanten.«
    »Können Sie gerne. Wir rufen gleich mal an. Aber ich will Ihnen vorher was beichten …«
    »Na, denn los. Ich wußte doch, daß dieser Käse stinkt.«
    »Ich habe den Gebhardt belämmert. Von den fünfundzwanzigtausend hat er allein zehntausend gegeben.«
    »Glaube ich nie.«
    »Wenn er protzen kann! Ich hab ihm stecken lassen durch den Meisel, Oberbürgermeister Niederdahl hätte gesagt: Der Gebhardt, der gibt doch nichts, der gibt doch höchstens fünfzig Mark. Da zeichnete er tausend. – Und da habe ich die Zahl schief angeguckt und hab gesagt: ›Ich würde noch eine Null hinten dranmachen, Herr Gebhardt, Sie haben doch einen Rolls-Royce. Da paßt tausend doch nicht dazu. Tausend wird wohl auch Niederdahl zeichnen.‹ Er hat mich angestöhnt, aber die Null hat er dazugemalt.«
    Stuff grinst. »Wenn Sie es so gemacht haben, Manzow, glaub ich’s. Was mich nur giftet, ist, der Kerl fährt deswegen doch an die Riviera, nur druckst er jetzt schon, wie er’s wieder einsparen kann. Weihnachtsgratifikationen werden seine Leute nicht kriegen.«
    »Also wir machen es so: morgens zehn Uhr Sammeln vor dem Tucher. Zug durch die Stadt zur Viehhalle. Übergabe der Fahne durch Medizinalrat Doktor Lienau. Sämtliche Kriegervereine sind aufmarschiert. Rückmarsch mit Fahne und Musik durch die Stadt. Gemeinsames Festessen in sämtlichen Lokalen.«
    |646| »Und das Geld?«
    »Bekommen Sie auch in der Viehhalle.«
    »Warum eigentlich nicht heute oder morgen?«
    »Weil wir Ihnen auch nicht ganz trauen, Stuff. Wenn die Bauern nun nicht kommen, wenn die nicht Order parieren …«
    »Die kommen schon.«
    »… dann bin ich blamiert. Drei Tage vor den Wahlen. Und dann darf ich das Geld ersetzen.«
    »Die Bauern kommen.«
    »Seien Sie doch nicht so mißtrauisch. Wenn ich das Geld nicht zahlen kann, bin ich doch der Blamierte. Dann habe ich doch in Altholm ausgespielt. Dann bin ich doch meines Lebens nicht mehr sicher.«
    »Recht haben Sie«, sagt entschlossen Stuff. »So dumm sind Sie schließlich auch nicht, Herr Manzow.«
    »Und jetzt, denke ich, setzen wir uns irgendwo zusammen
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