Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BattleTech 58: Drohendes Verhängnis

BattleTech 58: Drohendes Verhängnis

Titel: BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
Autoren: Randall Bills
Vom Netzwerk:
davon saß er.
    Grayson war klar, dass die Mark Capeila sich nicht mehr lange aus dem Bürgerkrieg heraushalten konnte. Und er war sicher, George Hasek würde sich aus persönlichen wie politischen Gründen auf die Seite Victor Steiner-Davions schlagen. Doch Katrina Steiner-Davion saß auf dem Thron Tharkads und New Avalons, als rechtmäßige Herrscherin des gesamten Vereinigten Commonwealth. Trotz allem, was geschehen war, konnte er sich nicht von der Vorstellung befreien, die ihm von klein auf eingedrillt worden war: Sich gegen einen rechtmäßigen Herrscher zu stellen, war Verrat.
    Mit einem Seufzer versuchte er sich wieder auf die Schreibarbeiten zu konzentrieren, doch es gelang nicht. Er rieb sich die Augen und lehnte sich erneut zurück, hoffte, sich die Fragen aus dem Kopf schlagen zu können, die der Liedtext geweckt hatte, Fragen, die er sich seit Beginn des Bürgerkriegs stellte, und die nach Antworten verlangten, die er nicht kannte. Als es an der Türe klopfte, atmete er erfreut über die Störung auf.
»Herein«, sagte er.
    Die Tür öffnete sich, und ein klapperdürrer Mann mit scharfer Nase und stechend blauen Augen trat ein, den er regelmäßig damit aufzog, er sei so dürr, dass er sich hinter einem Besenstiel verstecken könne. Das auffallendste Merkmal dieses Mannes aber war sein langes blondes Haar, das er in einem bis an den Hintern reichenden Zopf trug. Auf einer Militärbasis wirkte diese Haartracht ausgesprochen auffällig, und seine Uniform, ein schneeweißer Overall mit einem himmelblauen Seitenstreifen, der die Beine hinab bis zu den weißblauen Halbstiefeln reichte, verstärkte diese Fremdartigkeit noch.
    Der Aufzug glich keiner Uniform irgendeiner Militäreinheit, von der Grayson je gehört hatte, aber Colonel Chad Dean, der Kommandeur der Söldnertruppe Vanguard Legion, glich auch keinem anderen Menschen, den er je gekannt hatte. Das war natürlich auch der Grund, warum Dean mit dieser Uniform und Frisur durchkam. Ein paar Füsiliere hatten ihn zunächst aufgezogen, nachdem sie aber gegen ihn ins Manöver gezogen waren, war ihnen das Lachen vergangen. In der von Kriegen zerrissenen Welt des 31. Jahrhunderts zählte letztlich nur das Können auf dem Schlachtfeld.
    »Chad.« Seine Freude vertrieb die letzten Reste trübseliger Gedanken. Er stand auf, ging hastig um den Schreibtisch und drückte seinen Freund an die Brust. Chads Einheit war gerade von einer Tour am Äquator von New Syrtis zurückgekehrt, wo sie eine Reihe auf einer tropischen Inselkette gelegener Nachschubdepots bewacht hatte.
    »Ich sehe, du bestehst noch immer darauf, mich bei jeder Begegnung umbringen zu wollen«, knurrte Chad.
    Grayson lachte. Sein Freund hatte eine sarkastische Ader, die der Jonathan Tomlinsons ähnelte. Aber er trug seine Bemerkungen so trocken vor, dass man sie leicht für bare Münze nahm. In diesem Fall wusste Grayson, dass Chad sich nicht auf die Umarmung bezog, sondern auf den rasierten Kopf, der einen krassen Kontrast zu Chads Mähne darstellte.
    »Ich bin nur froh, dich wiederzusehen.«
»Ist das alles?« Chad erlaubte einem leichten Lächeln, auf sein Gesicht zu treten, das kaum jemals den Ausdruck änderte.
»Wie war es?«, fragte Grayson. Eine Menge Soldaten waren froh, wenn sie ins >Treibhaus< versetzt wurden, wo sie warmes Wetter und ein ziemlich geruhsamer Dienst erwartete.
»Langweilig und zu heiß. Ich fasse selbst kaum, dass ich das sage, aber nach anderthalb Jahren auf diesem Gletscher habe ich fast mit der Minute Gewicht verloren, als ich mit dem Mech durch den Dschungel stampfen musste. Man glaubt es nicht, wie viel ein Mensch ausschwitzen kann, ohne zu verenden.«
»Du und Gewicht verlieren? Dazu müsstest du schon Knochenmasse ausschwitzen.«
»Das versuche ich, wenn ich das nächste Mal so fett werde wie du.«
Graysons Versuch, eine verletzte Miene aufzusetzen, scheiterte kläglich.
In einem seiner typisch blitzartigen Themenwechsel schaffte Dean es, die Zimmertemperatur zu senken, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. »Hast du die letzten Neuigkeiten von Kathil gehört?«
»Ja«, bestätigte Grayson.
»Was hältst du davon?«
Grayson ballte die Fäuste so fest, dass sich ihm die Fingernägel ins Fleisch gruben. »Oh, es ist ein großer Sieg für unsere Seite, oder? Nieder mit der Tyrannin, ein Hurra der Freiheit, bla bla.« Die Kämpfe auf Kathil hatten eine traurige Berühmtheit erlangt. Die ersten scharfen Schüsse des Bürgerkriegs waren dort gefallen, und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher