Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie
Autoren: Michael Gerber
Vom Netzwerk:
seinetwegen bewarben sich Jahr für Jahr zwanzig Kandidaten auf jeden freien Platz, obwohl die Schulgebühren immer unverschämter wurden. Das hatte dazu geführt, dass Barry und die Schule zu einer stillschweigenden Übereinkunft gekommen waren: Unabhängig von seinen Noten durfte Barry so lange auf Hogwash bleiben, wie er wollte. Sein elftes Jahr auf der Schule war gerade angebrochen. Aufgrund dieses Arrangements brauchte Barry nicht zu lernen, und statt mit hektischem Pauken konnte er die Abende damit verbringen, entspannt über die Ereignisse des Tages nachzusinnen. Darüber hinaus blieb ihm hinreichend Zeit, allen möglichen Unfug anzustellen.
    In einen weichen Polstersessel im Grittyfloor-Aufenthaltsraum gelümmelt, vor einem gemütlichen Vielfarb-Ka minfeuer, bedauerte Barry im stillen die anderen Schüler. Und auch die Lehrer — eigentlich alle, die nicht so eine ruhige Kugel schieben konnten wie er. Er drehte den Walkman lauter, auf dem er seine Lieblingsband hörte, Valid Tumor Alarm, eine Band, die dermaßen hasserfüllt war, dass jeder Song, der keinen Mordaufruf im Titel trug, automatisch als Ballade galt.
    >Wir nehmen unsere Angst und machen sie zu einem Gott<, las Barry. Was zum Teufel sollte das heißen? Prompt gingen ihm tausend andere Dinge durch den Kopf, wie immer, wenn er sich mit einem komplizierten Gedanken konfrontiert sah.
    Er legte das Buch >Existentialismus für Anfänger« beiseite und nahm seine Zauberpfeife aus der Tasche. Die hatte er letzte Woche in der Pinkelgasse gekauft, der Londoner Einkaufsstraße für Zauberer. Barry fand, sie verlieh ihm eine geheimnisvolle Aura und eine gewisse Reife, das einzige, was der ewige Schülerstatus nicht mit sich brachte. Die Mädchen schienen das genauso zu sehen (na ja, zumindest die Muddel-Mädchen).
    Zauberpfeifen waren um Längen besser als die Muddel-Version: Weder machten sie süchtig, noch führten sie zu galoppierender Mundfäule. Außerdem mussten sie nie gestopft werden. Barry klemmte sich das kleine Wunder zwischen die Zähne.
    » Kolibri !«
    Die Pfeife ging an, und Rauch schlängelte sich empor. Der Pfeifenkopf war aus feinstem magischen Meerschaum, der sich, genau wie in der Werbung behauptet wurde, zu einem exakten Abbild seines Besitzers zu formen begann. »Cool!« sagte Barry und nahm die Pfeife einen Moment aus dem Mund, um die entstehende Büste zu betrachten. Aus dem Mund seines Alter ego ragte sogar eine winzige Pfeife — an der sich, wie Barry annahm, eine noch kleinere Büste bildete ... o Mann, solche Gedankengänge ließen einem das Gehirn käsen.
    Barry hustete. Er hatte die Pfeife bisher noch nie richtig angezündet, sondern sie bloß als Requisit benutzt. Was der Reiz am Rauchen sein sollte — außer mit dem Rauch herumzuspielen — war ihm ein Rätsel. Er hatte einen Geschmack im Mund, als würde er Baumrinde kauen. Die Sache mit dem Rauch war allerdings wirklich toll — der Qualm einer Zauberpfeife ließ sich in jede erdenkliche Form bringen. Barry verpasste sich in rascher Folge einen Sombrero, einen Pfeil durch den Kopf und Teufelshörner.
    Während er so vor sich hin paffte, sah Barry die ohnehin schon geringe Chance dieses Buches auf den Arschtritt-Lindgrün-Preis im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch aufgehen. Tja, dachte er, wenn eh schon alles keinen Sinn mehr hat, kann ich ebensogut ein bisschen Spaß haben.
    » Verdammt! « Asche war in seinen Schoß gefallen. Er wischte sie hektisch weg, aber es war zu spät: In das alte Tarncape seines Vaters hatte sich ein kleines Loch gebrannt. »Mist!« sagte Barry. »Ich mach das blöde Ding besser aus, bevor ich noch in Flammen aufgehe.« Die Pfeife ging von selbst aus, und Barry steckte sie in seine Tasche. Dann schleuderte er sein Buch ins Kaminfeuer. Da es ein Zauberbuch war, jaulte es laut auf.

    Mit einem kleinen Rülpser, der nach Großküchenpudding schmeckte, warf Barry sich sein Tarncape um und ging zum Portal von Hogwash. Er war die Faulheit in Person, außer wenn es darum ging, in Schwierigkeiten zu geraten, irgendwo ein bisschen Kohle abzusahnen oder beides auf einmal; und es machte ihm großen Spaß, immer wieder auszuprobieren, wie weit er es mit dem alten Bumblemore und den anderen treiben konnte. Seine ersten Schuljahre waren wirklich angenehm gewesen — immerhin war er der Star der Schule, die anderen machten ihm schöne Augen oder buhlten um seine Anerkennung, dann und wann wurde ihm eine Unterhose geklaut und hastig bei eBuy verkauft. Aber dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher