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Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Titel: Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
Autoren: Manuela P. Forst
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nicht unter der Erde einen aussichtslosen Kampf führen.«
    Er senkte traurig den Kopf und schwieg. Nun war also der Moment gekommen, sich zu verabschieden. Er hasste den Abschied und doch hatte er den Weg nur deshalb auf sich genommen, weil er nicht darauf verzichten wollte.
    Linara drehte sich um und blickte auf das Tal und die Ebene hinab. Hinter einer Kuppe der Gebirgsausläufer glaubte sie schwach den hohen, weißen Turm der Burg von Silbersee zu erkennen. Dahinter sank die Sonne soeben in den Schoß der Welt. Linara seufzte.
    »Wie ein letzter Abschiedsgruß kommt mir dieser Sonnenuntergang vor. Glaubst du, ich werde sie jemals wieder über grünen Baumwipfeln aufgehen sehen?«
    »Daran muss ich ganz einfach glauben. Ich will nicht einmal in Erwägung ziehen, dass dieser Abschied für immer sein könnte, denn es würde mir schlicht das Herz brechen. Doch wenn die Sonne für heute auch für uns untergehen mag, will ich nicht verzagen, solange nicht noch irgendwo ein Licht der Hoffnung aufzugehen vermag.« Jacharthis machte eine ausladende Handbewegung zum westlichen Horizont. Dann drehte er sich nach Süden und zeigte in den dunkler werdenden Himmel, wo der erste Stern der Nacht bereits blass zu glimmen begann. »Die Elfen glauben, dass Risithell nur für sie scheint. Und solange er jeden Abend erstrahlt, sobald die Sonne untergegangen ist, ist die Hoffnung nicht verloren, denn es gibt immer ein Licht, selbst wenn es nur schwach zu sein scheint. Heute Nacht soll der Stern der Elfen nur für dich scheinen, denn Mut und Glück wirst du auf deinem Weg brauchen und Hoffnung und das Licht dieses Sternes sind alles, was mir bleiben.«
     

     
    Dann fasste er selbst allen Mut zusammen und küsste die Waldelfe auf die Stirn. »Leb wohl kann ich dir nicht wünschen, doch auf Wiedersehen will ich dir sagen.«
    Noch einmal sah Linara von dem letzten roten Schimmer der Sonne zu Jacharthis und dann hinauf zu dem Stern, der nun zunehmend heller strahlte, und sie fand keine Worte, die sie zu sagen imstande gewesen wäre.
    Jacharthis wusste dies wohl und so wandte er sich um und begann den Abstieg in das Tal.
    Linara stand noch eine ganze Weile alleine da, lauschte dem Gurgeln des Baches und starrte dem Elfen nach, bis er nicht mehr war als eine Erinnerung.
     

     
    Keiner der Drachenreiter ging an diesem Tag nach Hause.
    So fand Jacharthis sie, als er am späten Vormittag die Farm erreichte, alle in einer gedrückten Stimmung in Atharis’ Arbeitszimmer vor. Dort saßen sie bis zum späten Abend und grübelten über Linaras Verschwinden. Atharis bekamen sie all diese Zeit nicht zu Gesicht. Nur Sindra brachte ihm zweimal etwas zu essen. Er rührte es kaum an.
    Irgendwann, die Sonne war längst untergegangen, sprang Cirano auf und rief: »Was soll es bringen, hier zu sitzen und Trübsal zu blasen. Auf zu den Waffen, Leute! Wenn Linara wirklich in die Höhle dieser Schattenelfen marschiert ist, dann müssen wir hinterher, um diesen Kreaturen ihr graues Hinterteil zu versohlen.«
    »Atharis hat gesagt, wir sollen nichts Unüberlegtes tun«, ließ sich Sindra schmatzend von der anderen Seite des Raumes vernehmen. Sie verputzte gerade die letzten Reste von Atharis’ Abendmahl.
    »Unüberlegt?«, donnerte der Krieger. »Ich sitze schon den ganzen Tag hier und überlege! Es ist der einzige Weg, den ein Freund gehen muss! Ich bin ihr mein Leben schuldig! Es ist meine Pflicht!«
    »Ach ja!«, fuhr Jacharthis hoch. »Doch ein toter Freund nutzt niemandem!«
    »Was weißt du schon von solchen Dingen, Spitzohr?«, schrie ihm Cirano entgegen und seine Hand fuhr zu seiner Axt.
    Aster ergriff ihm am Arm und zog ihn energisch auf seinen Stuhl zurück. »Wir gehen gemeinsam, oder gar nicht. Atharis ist unser Anführer und Linaras Ziehbruder. Er muss entscheiden.«
    Cirano warf dem Elfen einen giftigen Blick zu. Dann setzte er sich mürrisch schnaufend wieder hin.
     

     
    Am nächsten Morgen fand Atharis die Drachenreiter schlafend in seinem Arbeitszimmer vor.
    Als er eintrat, hob Imares den Kopf. Atharis ignorierte, dass der Junge auf seinem Schreibtisch lag.
    »Atharis! Geht es dir gut?«
    Er nickte, doch die dunklen Ringe unter den Augen ließen ihn wenig überzeugend wirken.
    Nun erwachten auch die übrigen Gefährten.
    Als Cirano seinen Anführer erblickte, sprang er auf. »Und? Werden wir ihr folgen?«
    Atharis schüttelte den Kopf. »Nein.« Seine Stimme klang belegt. Er hob beschwichtigend die Arme, bevor der zu befürchtende
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