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Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Titel: Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
Autoren: Manuela P. Forst
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ohne sich umzudrehen, da sie sehr wohl wusste, wer hinter ihr stand. Sie kämpfte die Tränen nieder und zwang ihre Stimme, so gelassen wie nur möglich zu klingen. »Du kannst mich nicht zurückhalten. Und ich lasse nicht zu, dass du mit mir kommst. Mir ist durchaus bewusst, wie viel Aussicht ich darauf habe, zurückzukehren. Doch die Antworten auf meine Fragen – so es denn Antworten gibt – liegen dort unter der Erde, bei den Siath. Ich kann nicht länger in Ungewissheit leben! Ich muss wissen, warum sie sterben mussten und ob es noch jemanden von meiner Sippe gibt, der überlebt hat. Doch ich will nicht, dass meine Freunde ihr Leben für meinen Leichtsinn lassen.«
    Jacharthis trat von hinten an sie heran, legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie sanft aber bestimmt zu sich herum. Während er ihr eine der Tränen von der Wange wischte, erklärte er: »Es war keineswegs überflüssig! Denn ich lasse dich nicht gehen ...« Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen, als sie zu einer aufbrausenden Erwiderung ausholte. »Ich lasse dich nicht gehen, ohne dir auf Wiedersehen zu sagen und Glück zu wünschen. Denn nur deshalb bin ich gekommen.«
    Den ganzen Flug über hatte er sich eingeredet, dass dies tatsächlich der einzige Grund war. Nun war er sich dessen nicht mehr so sicher. Er verstand, wie wichtig es für sie war, nach ihrer Familie zu suchen, Antworten zu erhalten. Aber waren seine Gefühle für sie selbstlos genug, sie gehen zu lassen?
    Da warf sich Linara an seinen Hals, vergrub ihr Gesicht in seiner blonden Mähne und begann hemmungslos zu weinen. Sie fühlte sich so unendlich klein, hilflos und verloren. Jacharthis strich ihr über das glatte, schwarze Haar. Lange standen sie so da, während die Sonne zum westlichen Horizont niedersank.
    Nachdem sich Linara wieder halbwegs gefangen hatte, befreite sich Jacharthis aus ihrer Umklammerung, gerade so weit, dass er ihr ins Gesicht schauen konnte. »Ich weiß, dass ich dich nicht auffordern kann, zu bleiben, sosehr mein Herz es auch wünschen würde. Versprich mir nur das Eine: Komm wieder zurück! Und wenn dir die Dunkelheit dort unten zu bedrückend wird, dann erinnere dich des rotgoldenen Feuers eines Phönixes in der Sonne über den Wäldern deiner Heimat.«
    Linara nickte und ein Lächeln kämpfte sich durch den Tränenschleier auf ihrem Gesicht.
    »Wenn du wirklich etwas für mich tun willst«, flüsterte sie, »dann pass ein bisschen auf meinen Bruder auf. Ich bin mir nicht sicher, wie er es verkraften wird.« Sie schwieg einen Moment betroffen, bevor sie erklärend hinzufügte: »Du musst verstehen, ich wollte ihm nicht wehtun. Gib ihm ein wenig von deiner Hoffnung ab, wenn es nötig ist. Ich würde es mir nie verzeihen, würde er meinetwegen verzweifeln.«
    Jacharthis strich ihr noch einmal durch die Haare und sah ihr tief in die Augen. »Dein Bruder ist stärker, als du glaubst. Er wusste schon lange, dass dieser Tag kommen würde. Und ich glaube, wenn jemand deine Beweggründe wirklich versteht, dann ist er es. Er wird wissen, was er zu tun hat, und er wird dir sicher keine Vorwürfe machen. Dafür liebt er dich zu sehr!«
    Linara senkte den Kopf. »Genau deshalb fürchte ich um ihn. Wir sind uns zu ähnlich.«
    »Ich werde ein Auge auf ihn haben, wenn dich das beruhigt.«
    Sie nickte und sah über die Schulter zurück. »Die Siath kamen über diesen Weg. Ich muss gehen.« Sie wollte sich abwenden, doch Jacharthis griff nach ihrer Hand.
    »Wenn ich schon nicht mit dir in das Reich der Schatten gehen kann, dann lass mich zumindest bis zu seinem Eingang an deiner Seite verweilen!«
    Linara nickte erneut. Gemeinsam überquerten sie die Lichtung und stiegen höher und höher die Berghänge hinauf, bis die Bäume von Latschenkiefern und der moosbewachsene Waldboden von im Wind wiegenden Gräsern abgelöst wurden. Hier entsprang der Bach einer schroffen Felsspalte, die endlos in den Berg zu reichen schien.
    Linara blieb stehen und starrte in die Dunkelheit.
    Jacharthis erkannte ihre Unsicherheit und ergriff seine Chance, doch ohne auch nur einen Augenblick darauf zu hoffen, Erfolg haben zu können. Mittlerweile kannte er Linaras Dickschädel. »Willst du das wirklich?«
    »Ja. Ich bin davon überzeugt, dass der Überfall auf mein Dorf kein Zufall war. Es muss einen triftigeren Grund als Mordlust gegeben haben.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte er etwas zu rasch.
    Linara sah ihn forschend an.
    »Die Schattenelfen hassen uns! Es war
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