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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Autoren: Gisbert Haefs
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einzelne Haar schien rotierende Flammenwurzeln in ihren Kopf zu schieben.
    Noch eine Minute. Sie riß die Blicke von der Uhr los. Keuchend öffnete sie den Lederbeutel, legte die Granaten mit Treibsatz hinein, bis sie ein Bündel bildeten, das von der Beutelöffnung zusammengehalten wurde. Zu viele blieben übrig, die nicht hineinpaßten. Noch vierzig Sekunden. Sie ließ den Beutel vorsichtig in den Schalltrichter gleiten; das rauhe Leder haftete auf dem Milchstein. Sie kalkulierte, schob mit ausgestrecktem Arm den Beutel weiter zur unteren Trichteröffnung. Die Richtung stimmte ungefähr, und mit ein wenig Glück würden die Flammen der Treibsätze, nachdem sie den Beutel verbrannt hatten, unter der Kante auftreffen, wo der Trichter in die Röhre überging. Zehn Sekunden. Sie hörte Detonationen weit unter sich, in dem Gang, den die AVs bewacht hielten. Mit einer fegenden Armbewegung schob sie alle übrigen Treibsatz-Granaten in den Trichter; sie stürzten auf den Hallenboden. Wohin sie nach der Zündung flogen, entzog sich nun jeder Kontrolle. Toyami hoffte, daß sie alle auf der Längsseite lagen und über den Boden sausen würden.
    Sie kroch rückwärts, preßte sich hinter die nächste Schallsäule, schloß die Augen und drückte den Zündknopf.
     
    Als das Schott sich unter Ilahuans Fingern langsam öffnete, schoben zwei auf dem Boden liegende Shil den Block zurück, der in der Mitte des Ganges lag und den Spalt offengehalten hatte. Hinter ihnen knieten die anderen und ließen die Sehnen los. Ein Schwarm ungezielter Pfeile zischte durch den Korridor – für alle Fälle.
    »Schnell, schnell!« schrie Bondak; er starrte wie hypnotisiert auf seine Uhr. Ilahuan drückte auf die Kontaktstellen; das Schott schloß sich.
    Keine Sekunde zu früh. Noch ehe die beiden Hälften des Schotts sich trafen, krachten in der nicht mehr weit entfernten Halle die dumpfen Detonationen der Gasgranaten.
    Bondak lehnte sich an die Wand, sagte »Au!« und zog sich wieder in den Gang zurück. »Heiß. – Drei Minuten sollten wir warten. Vorher können wir nicht rein; das Gas muß erst verfliegen.«
    »Hoffentlich reicht es«, knurrte Learoyd. Er dachte an Toyami. »Um die da drin zu betäuben, meine ich. Die Halle ist verdammt hoch.«
     
    Barakuda hing völlig ausgepumpt am oberen Ende der Steinkette. Er sah nur noch Flimmern und Sterne und zitterte am ganzen Körper. Die Schallwellen, die Tremughati mit ihren Kristallabwürfen auslöste, trafen ihn wie Faustschläge.
    Die Kette war in der Wand der Kuppel verankert. Zwei Meter unter Barakuda lag eine der höchsten Galerien, für ihn weiter entfernt als das andere Ende der Milchstraße. Er wür de die Füße aus den Schlaufen lösen müssen, an den Handgelenken baumeln, Schwung holen, sich im richtigen Moment fallen lassen und hoffen, die Brüstung zu fassen zu bekom men. Nur – mit welcher Energie? Er hatte keine mehr. Er war nicht einmal fähig, den hinunterhängenden Kopf zu heben.
    Jeder Atemzug schmerzte, aber er zwang sich, tief und ruhig zu atmen. Die heiße, stickige Luft zu atmen. Von weit, weit unten kamen gedämpfte Echos von Schüssen; ein greller Blitz tobte in die Kuppel hinauf und schlug durch Dantes geschlossene Lider.
    Etwas berührte ihn innerlich, wie die Hand eines Heilers. Eine schwache, ferne Berührung, aber die Panik wich und er begann sich zu entspannen. Er dachte an die Meinungsänderung des supremo . Ein Moment unter Tag’gashir’dir kam ihm ins Gedächtnis zurück; ein Moment, in dem Tremughati und Saravyi ihn hatten spüren lassen, über welche Möglichkeiten der Suggestion die höchsten aller Heiler und Häupter verfügten. Und er begriff, daß Tremughati ihm ihre letzte Kraft geschickt hatte.
    Fast schluchzend vor Anstrengung und Konzentration zog er die Füße aus den Schlaufen. Einen halben Meter von der leuchtenden Milchsteinwand entfernt hing er an den Handgelenken, mit dem Rücken zur rettenden Galerie. Er schaukelte vor und zurück. Als seine bloßen Füße die Wand berührten, schrie er auf. Sie war glühend heiß. Er stieß sich ab, schnellte hoch, drehte sich einmal um sich selbst. Nun sah er die Wand, sah die glühenden Lichterscheinungen im Stein, sah unter seinen Füßen, einen halben Meter entfernt, die Kante der Brüstung. Durch die Drehung waren die Schlaufen gekreuzt und fesselten seine Hände. Wieder begann er zu schaukeln, holte Schwung, stieß sich noch einmal von der heißen Wand ab, fühlte, wie sich der Druck auf seine Gelen ke
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