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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Autoren: Gisbert Haefs
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P’aodhu-Leder aus. Die Kristalle waren unangenehm hart und kantig.
    Eine ganze Weile saßen sie nebeneinander, schweigend. Tief unter ihnen grollten die glühenden Maschinen. Weiße Schlieren wanderten durch die Wände. Manchmal, wenn unten jemand lauter redete, drangen Wortfetzen oder Satzstücke zu ihnen empor, aber mit zu viel Hall.
    Dante schätzte die Temperatur auf 45°. Dann dachte er an Saunen und daran, daß man zumindest kurze Zeit sehr viel höhere Temperaturen ertragen konnte. Er dachte an die Leu te bei Ilahuan und Bondak; dann befaßte er sich mit einem vagen Plan, der noch überlegt und berechnet sein wollte, ehe er beredet werden konnte. Tremughati veränderte ihre Lage, setzte sich auf, rutschte hinter ihn. Sie saßen Rücken an Rücken. Dante empfand ihre Nähe als beruhigend und gleichzeitig beunruhigend. Seufzend zog er die Stiefel aus.
    Die Zeit schien zu wabern, wie die Wände. Irgendwann kroch Dante zum Rand der Scheibe und warf einen Blick auf den »Ladeanzeiger«. Die Nadel zeigte ungefähr auf drei Fünftel. Schweiß rann ihm in die Augen. Er knöpfte das schwere Lederhemd auf. Vorsichtig, um nicht die bloßen Füße an den Kristallen zu zerschneiden, ging er zum Mittelpunkt zurück.
    Tremughati war dabei, sich ganz auszuziehen und ein La ger aus den Kleidungsstücken zu machen. Dante kniete neben ihr nieder und zog das halbnasse Unterhemd aus P’aodhu-Wolle über den Kopf. Tremughati lag auf der Seite und sah ihn an. Das lichte schwarze Feuer ihrer Augen war fordernd.
    Barakuda dachte an Gortahork. »Oh, Fürstin«, sagte er leise auf Banyashilgu.
    »Er würde lachen und sagen, unter guten Freunden sei dies die beste Art, die Stunden vor dem Sterben zu verbringen.«
    »Kannst du mich – lesen?« fragte er stockend.
    »Nein. Nur die allgemeine Art deiner Gefühle – ob du froh oder traurig bist. Oder lebst, oder nah bist. Aber das eben stand auf deinem Gesicht geschrieben.« Dies sagte sie auf Galaktein.
    »Ich habe euch immer geliebt. Beide«, sagte Dante, ebenfalls in der Sprache des Commonwealth.
    »Es war uns ein Stern in der Steppennacht«, versicherte Tremughati lächelnd auf Banyashilgu.
    Sein Herz klopfte; Schweiß rann ihm zwischen den Schulterblättern herab. Er fühlte sich wie ein Schuljunge vor dem ersten Rendezvous.
    »Es ist heiß hier«, sagte er hilflos auf Banyashilgu.
    Tremughati lächelte immer noch und streckte die Arme aus. »Red nicht so viel«, sagte sie auf Galaktein.
     
    Dünn und fern hallten zwei Schüsse. Sie mußten in einem Gang oder Nebenraum gefallen sein, da die Hängesäulen kaum mehr als ein müdes Huschen daraus machten.
    Tremughati kam vom Rand der Scheibe zurück. »Es ist der Gang rechts vom großen Anzeiger«, sagte sie.
    Dante blickte von den Trümmern seines Lederhemds auf. »Wie wollen sie denn reinkommen? Wenn die AVs sich nicht besonders dämlich anstellen, können zwei oder drei Leute einen dieser Korridore gegen eine Armee verteidigen.«
    Tremughati kniete sich auf ihre Jacke. »Man wird sie ab lenken müssen. – Was tust du da?«
    »Ich hatte eine Idee. Du offenbar auch, was ablenken an geht, wie?«
    Die Fürstin lächelte; ihre Zähne blitzten. »In angenehmer Gesellschaft ist das Leben ersprießlicher als der Tod.« Sie kicherte. »Was soll das werden?«
    »Mein Gürtel ist mit Metallfäden verstärkt. Ich glaube, deiner auch, nicht wahr? Und die Schnallen – meine ist eine Metallplatte. Sie wird nicht so leicht zu durchschneiden sein.«
    Tremughati nickte. »Du willst Schlaufen für Arme und Beine machen und wie ein hängendes Klettertier zur Galerie?«
    »Ja. Sie haben die Seile liegen lassen. Ich versuche es; wenn es gelingt, ziehe ich dich hoch.«
    »Und wenn nicht?«
    Barakuda runzelte die Stirn. »Was soll passieren?«
    »Hast du nicht zuviel Kraft verloren?«
    Dante legte den Kopf schief. »Ich fühle mich wie neu ge boren. Aber es ist heiß.«
    »Nicht viel heißer als vor ein paar Stunden. Der große Anzeiger ist gefallen.«
    »Was!?«
    Sie winkte ab. »Es wird nicht viel bedeuten. Ich glaube, daß nun auch ein paar weiter entfernte Regionen des Bergs aufgeladen werden. Vielleicht gab es da einen kleinen Wi derstand – es ist ja alles uralt.«
    »Wie steht der Anzeiger jetzt?«
    »Wieder knapp unter halb.«
    Barakuda atmete tief. »Das gibt uns mehr Zeit. Gut. Aber du hast von Ablenken gesprochen. Was meinst du damit?«
    Tremughati schloß die Augen; sie schien zu lauschen. »Ich kann Ilahuan spüren, aber nicht gut lesen.
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