Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
bringen.
    Instinktiv spannte er alle Muskeln an und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    Kurz bevor ihn die Geister erreichten, flog ein faustgroßer Stein durch die Nacht. Von einer über den Kopf kreisenden Schleuder geworfen pfiff er mit hoher Geschwindigkeit heran. Dort, wo die Schulter des anvisierten Toten getroffen wurde, drang das scharfkantige Geschoss mühelos ein. Nebel stäubte lautlos auf, zog sich aber rasch wieder zur alten Kontur zusammen. Graue Wirbel zeichneten nach, wo er den Brustkorb durchquerte, am gegenüberliegenden Arm wieder austrat und im Dunkel der Nacht verschwand.
    Welcher Hirte da auch immer hilfreich einzugreifen versuchte, hatte nicht allzu viel bewirkt, außer dass Rorn nun wusste, dass der Aufprall vergleichsweise sanft ablaufen würde. Von neuer Hoffnung durchströmt sprang er auf das mittlere der fünf Nebelpferde zu.
    Grimmschnitter beschrieb einen flirrenden Bogen.
    Dort, wo die Klinge den Geisterleib berührte, entstand ein Glutkreis, der sich rasend schnell in alle Richtungen ausbreitete. Die Vorderhand des getroffenen Tieres wurde regelrecht zerfressen, während Rorn in die daneben heranreitende Erscheinung eintauchte. Kälte kroch seinen Rücken hinauf, während ihn dunkle Nebel umwallten. Eine Kälte, die nicht von außen, sondern aus seinem Innersten zu kommen schien.
    Alles verlief gut, bis ihn die Schwerkraft in die Tiefe zog.
    Rorn hatte Pferd und Reiter erst auf halber Länge durchdrungen, als er wieder den Boden berührte. Noch ehe er dies bedauern konnte, ereilte ihn ein harter Schlag, der ihm die Beine unter dem Leib wegriss.
    Der rechte Hinterlauf hatte ihn mit voller Wucht am Knöchel erwischt.
    Es stimmt also , dachte Rorn, während er mit der Schulter über den Boden rollte. Die Hufe sind massiv.
    Ohne den schützenden Stiefel wäre sein Fußknöchel wohl zertrümmert worden. Als Rorn mit rechts auftrat, zuckte ein brennendes Stechen durchs Schienbein, doch er knickte wenigstens nicht um. Humpelnd setzte er dem getroffenen Pferd nach, das mit den anderen nicht mehr mithalten konnte.
    Vergeblich versuchte die geisterhafte Kreatur den abgetrennten Vorderlauf neu auszuformen. Dort, wo die Nebel verglüht waren, klaffte eine dauerhafte Lücke in dem durchlässigen Gebilde. Das war ein Verlust, der sich nur schwer ausgleichen ließ.
    Jedes lebende Tier wäre unweigerlich zusammengebrochen, die magische Erscheinung hielt sich dagegen aufrecht. Aber auch sie wurde durch die Amputation in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Während die übrigen Nebelwandler vorausgaloppierten, scheute der verletzte Rappe, stieg mehrmals und tänzelte auf den Hinterbeinen umher.
    Rorn setzte sofort nach.
    Als er endlich heran war, drehte sich der entstellte Reiter im Sattel und hieb mit dem Krummschwert in die Tiefe. Instinktiv blockte Rorn die Attacke ab und staunte nicht schlecht, als sich die Wucht des Zusammenpralls bis in seine Schultern fortpflanzte. Stählernes Klirren erfüllte die Nacht, als er Grimmschnitter im Rückschwung durch Sattel, Pferd und Bein des Gegners zog.
    Längst huschten blaue Irrlichter über das Bannschwert, das den Nebelwandler mühelos durchdrang. Einer normalen Klinge wäre das ebenfalls gelungen, aber hinter deren Schnitt hätten sich die Schwaden wieder geschlossen. Es gab genügend Schilderungen über wild um sich schlagende Männer, die den Gegner nicht zu fassen bekamen, während ihnen Hufe und Krummschwert laufend neue Wunden zufügten.
    So lange, bis sie blutend zu Boden sanken.
    Wo normale Waffen keinerlei Wirkung zeigten, hinterließ Grimmschnitter eine Schneise der Verwüstung. Knisternd fraß sich die magische Glut bis tief in die Erscheinung hinein, sodass sie von innen heraus zu leuchten begann.
    Die Lippen des Nebelreiters verzogen sich wie unter heftigen Schmerzen.
    Rorn tauchte unter einem zweiten Hieb hinweg und stieß erneut zu. Wieder und wieder, bis die Nebelgestalt vor den glühenden Treffern zurückweichen musste. Der Bannkrieger setzte umgehend nach. Dieser Kampf gestaltete sich leichter, als er zu hoffen gewagt hatte. Trotzdem musste er auf die massiven Hufe achten, die immer wieder nach ihm zielten. Brach ihm nur einer dieser mörderischen Tritte das Bein, war es um ihn geschehen.
    Die anderen Nebelwandler verfolgten aus sicherer Entfernung, wie Rorn ihrem Gefährten stark zusetzte.
    Schnaufend hielt der Bannstreiter inne. Sein Fußknöchel brannte mörderisch, außerdem lösten sich bereits große Teile des Gegners auf. Für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher