Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
einen Moment traten die Konturen von Pferd und Reiter deutlicher aus dem Dunkel hervor, als würden sie plötzlich Fleisch und Blut annehmen, aber nur, um gleich darauf vollends zu verschwinden.
    Zufrieden sah sich Rorn zu den übrigen Nebelwandlern um, die immer noch in gebührender Entfernung verharrten, offensichtlich unschlüssig, ob sie den Kampf wagen sollten.
    »Kommt schon«, lockte Rorn mit vorgestreckter Klinge. »Lasst es uns heute Nacht beenden, oder soll ich euch in euren Verstecken aufspüren?«
    Vermutlich verstanden sie weder, was er sagte, noch handelten sie mit taktischem Geschick, wonach ein Rückzug der erste Schritt zum späteren Sieg sein konnte. Flüche oder vagabundierende Magie besaßen keinen Verstand, genau das machte sie ja so hartnäckig.
    Rorn hielt Grimmschnitter den geisterhaften Gestalten vor allem entgegen, weil er davon ausging, dass sein Bann und ihr Zauber sich unweigerlich anzogen. Starke Kräfte störten die natürliche Balance, die, egal um welchen Preis, stets nach Ausgleich strebte. Diese Lehre hatte er auf viel zu schmerzhafte Weise lernen müssen, als dass er sie je vergessen …
    Ein harter Schlag auf den Hinterkopf beendete alle Gedankengänge.
    Grelle Lichtkreise zerplatzten vor Rorns Augen, während er nach vorne stolperte. Mit den Armen rudernd hielt er das Gleichgewicht, während er seine Überraschung zu verdauen suchte. Hatte die kurz zuvor besiegte Kreatur etwa einen Weg gefunden, aus dem Nichts zurückzukehren?
    Mühsam gegen den dumpfen Schmerz ankämpfend wandte Rorn gerade noch den Kopf, um einen faustgroßen Stein auf sich zufliegen zu sehen. Diesmal gab es keine wattierte Kapuze, die ihn vor dem Schlimmsten schützte. Diesmal hämmerte das Geschoss gegen seine blanke Stirn.
    Ein Blitz, heller als tausend Sonnen, stach in seine Augen. Rorn spürte nicht, wie er hintenüberfiel, sondern fand sich nur plötzlich auf dem Rücken wieder.
    Blut strömte ihm die Stirn herab. Übelkeit wühlte in seinen Eingeweiden. Unsichtbare Hände drangen in seine Brust und drückten ihm das Herz zusammen.
    »Blattschuss!«, triumphierte eine Stimme, die eindeutig Bao gehörte. »Wusste ich doch, dass ich den Hundesohn auf diese Entfernung erwische.«
    Tiefschwarze Finsternis engte Rorns Blickfeld ein. Eine erlösend anmutende Ohnmacht versuchte Besitz von ihm zu ergreifen. Statt sich ihr hinzugeben, kämpfte er gegen sie an.
    Dadurch blieb ihm Baos Grinsen nicht erspart.
    Triumphierend stopfte der Hirte seine Steinschleuder in den Gürtel zurück und holte dafür einen handlichen Eichenknüppel hervor. Spitze Eisennieten bedeckten das birnenförmige Rund, das er plötzlich in seiner Rechten hielt. Mit einer solchen Waffe ließen sich mühelos Köpfe einschlagen. Menschliche Häupter, die danach wie die entstellten Schädel der Nebelgeister aussahen! Plötzlich ahnte Rorn, wie die Seelen der Ruhelosen zu Tode gekommen waren.
    »Hier endet dein Weg, Verfluchter!« Bei diesen Worten holte Bao zum tödlichen Hieb aus. »Ein rascher Tod für dich, nach alter Bergväter Sitte!«
    Rorn spürte keine Furcht vor dem bevorstehenden Ende, nur Scham darüber, solch armseligen Gegnern unterlegen zu sein. Wenigstens erlosch mit seinem Tod auch der Bann, der auf seinen Schultern lastete, auf die einzig mögliche Weise.
    »Bist du verrückt geworden?« Eine mächtige Pranke schloss sich um Baos Handgelenk, bevor der Knüppel in die Tiefe fahren konnte. »Wer soll denn die Geisterreiter vernichten, wenn du ihn jetzt tötest?«
    »Du Narr!« Baos verschmorte Bartzöpfe erzitterten, als er zu Veit in die Höhe blickte. »Du hast doch gesehen, wie sehr die Geisterreiter dem Zauberschwert unterlegen sind! Nein, mein Freund, es bleibt bei meinem Plan. Wir knacken den Schädel des Verfluchten und werfen ihn in einen tiefen Abgrund. Dann gehört uns nicht nur sein Schwert, sondern auch die ganze Belohnung. Und nicht nur das! Danach werden wir sogar als Helden gefeiert.«
    So verführerisch es auch anmutete, einfach alles hinter sich zu lassen – Rorns Überlebensinstinkte sträubten sich gegen den drohenden Tod. Mühsam formten seine Lippen tonlose Worte, bevor er endlich krächzte: »Ihr seid verdammt hinterhältig, aber nicht sonderlich klug.«
    Bao wollte zur Antwort zuschlagen, doch Veit hielt den Kameraden erneut zurück. »Was ist, wenn du einen besonderen Zauberspruch aufsagen musst?«, wandte er ein. »Einen Toten kannst du nicht mehr danach fragen.«
    Obwohl der Einwand nicht zutraf, sprach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher