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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse
Autoren: Anne Sievers
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Juristin. Verdammt, was würden Sie denn an meiner Stelle denken, wenn sonst alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind?«
    »Reden Sie doch nicht von Denken. Was Sie mir da erzählen, zeigt doch nur, daß Denken für Sie totale Zeitverschwendung ist. Guten Tag.«
    »Ganz wie Sie wollen! Ich knöpfe mir Ihren Bruder schon noch vor!« rief er ihr ärgerlich nach. Aber sie war schon hinter einer dichtbelaubten Hecke verschwunden.

    Als sie mittags nach Hause kam, hatte die Sonne ihren Höchststand erreicht. Die Hitze bildete zusammen mit den Abgasen einen drückenden Schild über dem Westend. In der Stadt ließ sich kaum jemand im Freien blicken. Wer keine Besorgungen zu machen hatte, hielt sich in seinen vier Wänden, in seinem Garten oder im Freibad auf.
    Die Fenster und Türen des Forchetta waren geschlossen. Johanna wußte, daß im Inneren des Lokals die Klimaanlage auf Hochtouren lief, um am Abend, wenn die Gäste eintrafen, angenehm kühle Raumtemperaturen zu gewährleisten.
    Vom Küchenpersonal war noch niemand da. Die ersten würden frühestens in einer Stunde eintreffen, und die Servierkräfte kamen ohnehin erst abends. Aber Fabio würde mit Sicherheit schon in der Küche arbeiten. Vor dem Eingang zögerte sie kurz. Dann stieß sie die angelehnte Tür des Lieferanteneingangs auf und ging durch den Flur und den nach frischen Gewürzen und Gemüse duftenden Vorratsraum in die Restaurantküche. Fabio stand an der mehrere Meter breiten Edelstahlspüle und filetierte Fische. Seine Hände bewegten sich rasch und geschickt. Als er ihre Schritte hörte, blickte er über die Schulter nach hinten und lächelte erfreut. »Johanna!« Er zerlegte den Fisch fertig, warf ihn auf ein Brett und spießte geräuschvoll das Messer hinein, bevor er sich ausgiebig die Hände wusch. Er musterte ihr erschöpftes Gesicht. »Eine flüssige Zwischenmahlzeit?«
    Sie nickte. Er holte zwei Gläser, gab Eis hinein und brachte sie zusammen mit einer Flasche an den Küchentisch. »Wie war die Beerdigung?«
    »Furchtbar. Seit dem Tod seiner Tochter vor drei Jahren war ich auf keiner mehr. Ich hasse es. Weißt du, was ich mir immer vorstelle? Dabei, meine ich?«
    Er goß drei Fingerbreit Campari in jedes Glas und prostete ihr zu. » Salute. Ich kann’s mir denken. Du stellst dir das vor, was im Sarg liegt. Wie es aussieht. Wie es riecht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin Italiener. Ich denke mit dem Bauch.«
    »Manchmal denke ich, das Italienische an dir beschränkt sich auf das, was du in deine Töpfe wirfst.«
    »Was bringt dich auf diese Idee?«
    »Die Art, wie du redest. Eher wie ein Frankfurter als ein Neapolitaner.«
    Er legte die muskulösen, schwarz behaarten Unterarme auf den Tisch und beugte sich näher. »Du mußt mich besser anschauen. Dann siehst du es. Meine Haut, meine Augen. Dunkel wie eine Olive.«
    »Falsch. Deine Augen sind gelb wie bei einer Wüstenkatze. Was gibt’s heute abend?«
    »Fisch.«
    »Ja, das habe ich gesehen.« Sie krauste die Nase und blickte auf seine Hände. »Und gerochen. Welchen Fisch?«
    » Fette di pesce alla calabrese .«
    »Hört sich gut an. Was ist das?«
    »Kabeljau. Sardelle. Frischer Thunfisch. Und Gemüse natürlich. Kommst du?«
    »Mhm, ich bin schon beinahe überzeugt. Ich denke, ich komme.«
    »Du bist traurig«, stellte er fest. »Da ist noch mehr, was dich bedrückt.«
    »Ja, du hast recht. Mein Bruder. Er war auch da. Es war seit anderthalb Jahren das erste Mal, daß ich ihn gesehen habe.«
    Seine Miene verfinsterte sich, er lehnte sich zurück. »Und? Was hat er gesagt?«
    »Nichts. Er ist abgehauen, kaum, daß ich ihn gesehen hatte.«
    »Besser so. Für dich und für ihn. Er weiß schon, warum er dich auf Distanz hält. Wenigstens das hat er kapiert. Nimm es als eine Art Rücksichtnahme von ihm.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, daß er vorausschauend ist. Es wird kein gutes Ende nehmen mit ihm. Besser, wenn du dann nicht in der Nähe bist. Er kann nicht aufhören, das ist sein Fehler. Rechtzeitig mit den schlechten Sachen aufhören, das ist die Kunst. Eine Kunst, die er nicht beherrscht.«
    »Laß das, Fabio. Mir reicht, was ich mir heute von anderer Seite schon alles an Nettigkeiten über Micky anhören mußte.« Sie legte den Kopf zur Seite. Ihr helles Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie wischte es ungeduldig beiseite. »Jäger. Dieser Typ von der Staatsanwaltschaft, er hat sich auch dort blicken lassen. Fing ganz beiläufig an. Klingenberg hatte einen Trip
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